Zwei Fragen an die Lateiner ...

  • Guten Abend,


    ich habe zwei Fragen an die Lateiner unter Euch:


    1. In vielen Taufeinträgen findet sich die Formulierung: "cuius patrinus/patrina est (Name)". Wie ist das "cuius" am besten zu übersetzen? Mit "sein" bzw. "ihr": "Sein/Ihr Taufpate war/ist ..."?


    2. Die Paten werden ja in der Regel mit "patrinus" oder "patr." angegeben; bei einigen Taufeinträgen finde ich aber auch "sub patrinus est ...". Was bedeutet in diesem Zusammenhang das "sub"?


    Danke und viele Grüße aus Südböhmen (zzt. im Urlaub),
    Heiko

    Forschungsgebiete:
    Bochum, östl. Teil von Ostwestfalen-Lippe (Kreise Lippe, Paderborn und Höxter), West- und Ostpreußen, Eichsfeld
    Häufigste Namen im Stammbaum:
    Hungerige und Varianten: Hungrige, Hungerge, Hungern, Hungridge ...

    Gröblinghoff, Crawinkel, Reisdorf, Döring, Haase, Reinecke, Micus, Berg, Galuske, Pudenz, Rechner (vor 1920: Grabowski), Bahr, Leyk, Spedowski

    Homepage:
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    Genealogie von Heiko Hungerige bei GENEANET

  • Hallo Simone,


    danke für den cuius-Hinweis!


    Bzgl. des "sub" hänge ich mal zwei Taufeinträge an, von 1673 und 1675.
    Könnte das eine Form von "suus" sein?


    Viele Grüße
    Heiko

  • Links steht "suo" = sein.


    Rechts m. E. "fuit" = war / es war (Taufpatin), weil: Der gesamte Eintrag ist in lateinischer Schrift (nicht in Kurrent). Daher handelt es sich beim ersten Buchstaben um ein f (wie in Affeln) und nicht um ein s.

  • Hallo,
    das scheint mir aber 2mal sub zu sein, sub patr.[ino] / sub patrinâ, eine Ausdrucksweise, die ich so noch nicht gesehen habe ("unter" dem Paten / der Patin), die dort - in A*ss*eln - aber anscheinend gängig war.

  • Hallo zusammen,


    die Taufeinträge stammen übrigens aus dem Kirchenbuch Istrup, heute zu Brakel, Kreis Höxter.


    Das, was ich als „sub patrinus“ lese, findet sich dort immer wieder, eine schnelle Durchsicht ergab: zumindest von 1673 bis 1685. Ich hänge nochmal 3 andere Einträge an, von 1675, 1678 und 1685. Ich finde, „sub patrino“ ist relativ klar lesbar.


    An das „o“ in „suo“ könnte ich mich ja noch gewöhnen – obwohl das „o“ dann schon anders aussähe, als die o‘s in „Joes“ oder „Rodebrock“ …


    „fuit“ finde ich nicht so überzeugend; dafür gibt es zu viele, gut lesbare t’s (wie in Gedrudt, Smegten (= Schmechten, Ortsteil von Driburg), Catharina, baptiz:, patrina), die anders aussehen. Außerdem glaube ich, dass es sich nicht um Affeln (Ort im Nordwesten des Sauerlands), sondern tatsächlich um Asseln (nördlicher Stadtteil von Lichtenau, Kreis Paderborn) handelt. Das würde auch geografisch besser passen: Istrup (heute zu Brakel) liegt im Kreis Höxter, der direkt an den Kreis Paderborn grenzt.


    „sub“ kann ja lt. Lateinlexikon so einiges bedeuten; im Zusammenhang mit „patrinus“ macht aber alles nicht viel Sinn.


    Viele Grüße,
    Heiko

  • Hallo,
    das scheint mir aber 2mal sub zu sein, sub patr.[ino] / sub patrinâ, eine Ausdrucksweise, die ich so noch nicht gesehen habe ("unter" dem Paten / der Patin), die dort - in A*ss*eln - aber anscheinend gängig war.


    Hallo,
    ich stimme J. Steffen in allem zu, und zwar bis hin zu dem Punkt, daß auch ich diese Formulierung noch nie gesehen habe.
    "fuit" steht definitiv nicht da.
    Auch grammatisch paßt nur "sub", jedenfalls im 2. Beispiel. Der Kringel über dem a von patrina bedeutet eine Längung des a, was wiederum bedeutet es ist ein Ablativ. Ein Nominativ (kurzes End-a) fällt also flach (= nicht: Patin ist gewesen).


    Der Vollständigkeit halber habe ich kurz überlegt, ob es heißen könnte: unter der Patenschaft von. Aber das kommt wegen Beispiel 2 nicht in Frage, die Endung müßte dann anders lauten.
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.