Unterschied zwischen "ehelicher Sohn des " und "ehelicher Sohn nach"

  • Hallo!


    Ich lese zur Zeit viel in einigen recht neuen Matriken (Sudetenland, Ober-Mohren, 1882 ff) um Daten meines Großvaters zu finden.


    Dabei stoße ich immer wieder auf die folgenden Formulierungen:
    "ehelicher Sohn des xxx" und "ehelicher Sohn nach yyy"
    Zeitlich liegen solche Einträge mitunter nur Tage auseinander und es ist derselbe Kaplan und die identische Handschrift,
    daher kann ich mir den Unterschied nicht durch Zeitabstand oder unterschiedlicher Verfasser erklären.


    Hat also dieses "Sohn des" / "Sohn nach" eine tiefere Bedeutung?
    Ich vermute ja fast so etwas wie "echter, ehelicher Sohn" und "nachträglich legitimierter, vorehelicher Sohn", aber leider habe ich bisher nichts schlüssiges dazu finden können.


    MfG
    Christian

  • Hallo Christian,


    unmittelbar nach der Geburt des Kindes zeigt üblicherweise der Vater die Geburt des Kindes an (Kind von). Ich vermute, in den Fällen, in denen ein anderer als der Vater/Erzeuger die Geburt anzeigt, z.B. weil das Kind unehelich ist, wird das "Kind nach" Angaben eines Dritten eingetragen.
    Kannst Du ein Beispiel für "Kind nach" hier zwecks Plausibilisierung einstellen?


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Detlef,


    ja, das geht irgendwie in die Richtung die ich auch schon vermutet habe.
    Hier ein Eintrag aus den Taufmatriken des Ortes Ober-Mohren in Braunau Sudetenland:
    Bei der Transkription habe ich mit der Interpunktion geschlampt, aber der Rest ist exakt so wie es im Buch steht.


    ------------------(Eintrag der Mutter des Kindes)
    Genovefa kath ehel. Tochter nach Dominik Kinzel, Häusler in Hermsdorf No 121 und dessen Gattin Theresia gebor. Drechsel aus Hermsdorf No 126 Amtsbezirk Braunau


    ------------------(Eintrag des Vaters des Kindes)
    Heinzel Johann kath Häusler in O Mohren No 11 ehel Sohn des Johann Heinzel Häuslers in O Mohren No 11 und dessen Gattin Anna gebor. Jelinek aus O Mohren No 11 Amtsnezirk Braunau


    Einmal mit "nach" und einmal mit "des". Die Einträge sind vom gleichen Kind, daher habe ich den Verdacht, dass dieses "nach" evtl. etwas bedeuten könnte. Nach den Angaben sind beides eheliche Kinder.


    Viele Grüße
    Christian

  • Hallo Christian,


    die Beispiele zeigen m.E. auf, warum es mal "Kind von" und mal "Kind nach" heißt.
    Beide Einträge stammen aus dem Kirchspiel Ober-Mohren im Kreis Braunau. Der Kinzel stammt nach seinen eigenen Angaben jedoch aus dem Kirchspiel Hermsdorf im Kreis Braunau, der Pfarrer in Ober-Mohren nahm seine Aussagen, z.B. zu sozialem Stand und Wohnort, ungeprüft als gegeben hin.
    Der Heinzel stammt aus dem Kirchspiel Ober-Mohren. Er und seine Angehörigen sowie die eheliche Geburt des Johann sind dort bekannt und sind über jeden Zweifel erhaben.


    Gruß
    Detlef


    PS: evtl. interessiert https://find.bibliothek.tu-ilm…udetenland%22&type=Series

    2 Mal editiert, zuletzt von Detlef05 () aus folgendem Grund: PS ergänzt

  • Hallo zusammen


    Ich dachte bisher immer, das "nach" bedeutet, dass die danach genannte Person verstorben ist, also eine Abkürzung für nachgelassen im Sinne von hinterlassen.


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Svenja,


    auch das hatte ich bereits gelesen, aber irgendwie konnte ich mir das nicht ganz vorstellen, daher wollte ich dann doch mal eher an einer Stelle nachfragen an der es Leute gibt die sich besser auskennen als ich.


    Gruß
    Christian

  • Hallo Detlef,


    ja, als alter Forchheimer sind mir die Bücher "unseres" Heimatkreises ein Begriff. :-)
    Ich habe mir jedoch noch keines angeschafft und leider bisher auch nicht herausgefunden ob die mir bei meiner Ahnensuche helfen würden.
    Ich mein die Geschichte des Dorfes ist sicher interessant, nur glaube ich nicht, dass da ausgerechnet meine Vorfahren eine besondere Rolle gespielt haben - Und ob da irgendwelche Namenslisten drinnen sind konnte ich schlicht noch nicht herausfinden.


    Hast Du da Erfahrung mit?


    Gruß
    Christian

  • Hallo Christian,


    versuch doch mal, die dich interessierenden Bücher über die Fernleihe zu bestellen.


    Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Die Kosten halten sich im Rahmen (meine Stadtbibliothek nimmt 4 € pro Buch).
    Die suchen da auch raus, ob das Buch irgendwo verfügbar ist.
    Klar bestellt man auch mal ein Buch, in dem man nicht fündig wird. Aber letztlich weiß man dann auch mehr.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • *mit der Hand ans Hirn lang*


    DANKE Joerg!


    Dass mir Fernleihe nie eingefallen ist- pff. - Und sowas hat einst erfolgreich studiert...


    Muss ich gleich mal schauen, ob ich das hier in der Stadtbibliothek nicht sogar online machen kann.


    Gruß
    Christian

  • Ich dachte bisher immer, das "nach" bedeutet, dass die danach genannte Person verstorben ist, also eine Abkürzung für nachgelassen im Sinne von hinterlassen.


    Das ließe sich doch mit den entspr. Sterbeeinträgen einfach kontrollieren, oder?


    Ich pers. kenne die Formulieren auch, allerdings aus Trauungsmatriken und da ist es ja logisch...


    Assi


    Und was ich nicht ändern kann, da bleibe ich weiter dran... (Herbert Grönemeyer)

  • Hallo Assi


    Zitat

    Ich pers. kenne die Formulieren auch, allerdings aus Trauungsmatriken und da ist es ja logisch...


    Im hier besprochenen Eintrag geht es doch um die Grosseltern des Täuflings, die können sehr wohl bereits verstorben sein.


    Gruss
    Svenja