Koblenz 1900 - ? ... Rosalie Greb - Dienstmagd

  • Ich bin auf der Suche nach einer "Dampfbäckerei" und einem Waisenhaus in Koblenz, die es um 1906 und später in Koblenz gegeben haben muss.


    Mein Großvater Rudolf Greb ist am 19.6.1906 in Ronsdorf geboren und hat als Kleinkind bei einer Pflegefamilie und als Kind in einem Waisenhaus in Koblenz gelebt. Seine Mutter Rosalie Greb, deren Name ich aus der Geburtsurkunde kenne, war unverheiratet, weshalb sie für die Geburt weggeschickt wurde.
    Ihre Familie hatte wohl eine "Dampfbäckerei" in Koblenz oder hat in einer gearbeitet.
    Mein Großvater hat erzählt, daß sie als Kinder in dieser Bäckerei immer Brötchen und Brot für das Waisenhaus holen mussten, ohne das er wusste, daß er dort seine Mutter traf. Als er 12 oder 14 Jahre alt war ( im oder nach dem ersten Weltkrieg ), kamen wohl seine Mutter und Großmutter in das Waisenhaus und boten ihm an, daß er mit ihnen kommen und in der Bäckerei arbeiten könnte.
    Da sie ihn bis dahin immer verleugnet hatten, verweigerte er den Kontakt und zog eine Lehre bei einem Rheinschiffer vor.


    Das Waisenhaus könnte das Waisenhaus des katholischen Frauenvereins St. Barbara in Koblenz-Goldgrube gewesen sein, das erst 1908 fertig gebaut wurde und jetzt ein Altenheim ist.
    Vor 10 Jahren oder mehr habe ich dort mal nachgefragt und sie hatten natürlich keine Daten der Kinder, die dort einmal gelebt haben.
    Wo kann ich diese Daten finden?


    Gibt es irgendwo Aufzeichnungen zu Bäckereien und deren Besitzern oder Angestelten Anfang des 20. Jhdts?

  • @ Jogy: Danke !


    Die Kaffeewirtschaft hatte ich schon gefunden und durch die Koblenzer Adressbücher von 1906, 1913 und 1920 habe ich mich gestern Nacht gewühlt ... und nur einen 'Greb' gefunden.


    Interessant ist, daß Hermann Greb 1913 in die Nachbargasse umgezogen ist und 1920 unter derselben Adresse eine Margaretha Greb, Hefehändlerin, eingetragen ist.
    Ich nehme an, daß im Adressbuch immer nur der Haushaltsvorstand eingetragen ist, es könnte also seine Witwe sein.
    Und ebenso wäre es möglich, daß noch weitere Personen, z.B. Kinder dort gelebt haben.
    Ist es möglich das herauszubekommen ?


    Und was ist ein Hefehändler ?
    Bei meiner Internetrecherche habe ich nichts gefunden außer der Berufsbezeichnung an sich. Manchmal steht dort auch Hefehändler und Bäcker.
    Im Adressbuch von 1920 steht zwar hinter dem Namen noch Hefehändlerin, aber im Branchenteil gibt es keine Rubrik Hefehändler mehr.
    Wenn sie also auch gebacken haben, könnte die die Erzählung meines Großvaters, vielleicht doch stimmen oder es war eine andere Bäckerei, die nichts mit seiner Mutter zu tun hatte ...
    Es ist schon sehr spannend ...

  • Hallo Rosalie,
    normalerweise werden die Kinder im Adressbuch eingetragen, wenn sie einen eigenen Beruf haben. So könnte die Margarethe eine Tochter des Hermann sein, die den Handel vom Vater übernommen hat.
    Wenn Dein Urgroßvater 1906 * ist, wird seine Mutter um 1885 * sein. Wenn der Hermann Greb bereits 1913 als Hefehändler eingetragen ist, könnte er - vom Alter her - ein Bruder der Rosalie sein.
    Der Hefehändler verkauft an die Bäckereien u.a. Hefe. Er wird nicht gebacken haben, sonst stünde auch Bäcker im Adressbuch. Aber der Beruf hatte viel mit Bäckern zu tun, vielleicht hat er die Rosalie bei einem Bäcker untergebracht.
    Aber alles nur Vermutungen.
    Du musst versuchen herauszubekommen, woher Rosalie stammt (Koblenz? und wurde zur * nach Ronsdorf geschickt? Oder stammt sie aus Ronsdorf und wurde nach Koblenz geschickt?)
    Gruß Jogy
    P.S. Vielleicht kommst Du hier weiter -> http://gw.geneanet.org/schuetze?lang=de&v=GREB&m=N

  • Dank dem Stadtarchiv Koblenz kenne ich jetzt das Waisenhaus in dem mein Großvater ab 9 Jahren gelebt hat und seine Meldeadresse danach bis zu seinem Wegzug !!
    Er ist also im 1. Weltkrieg ins Waisenhaus gekommen.
    Vorher hat er bei einer Pflegefamilie gelebt, darüber habe ich noch nichts gefunden und auch noch nichts weiteres über seine Mutter ... .


    Der Hefehändler Hermann Greb taucht zum ersten Mal 1900 in den Adressbüchern der Stadt Koblenz auf, zum letzten Mal 1913, 1920 dann Margaretha Greb, Hefehändlerin unter derselben Adresse.
    Unter deren Adresse in derselben Wohnung wohnt 1925 ein Franz Bischoff, Hefehändler, der 1923 auch dort wohnt aber noch Bankbeamter ist. Hat Margaretha ihm die Hefehandlung verkauft ? Ober hat sie ihn geheiratet?


    Das Datum der letzten Nennung der Margaretha Greb ist deshalb so interessant, weil etwa zu dieser Zeit, laut Erzähungen meines Großvaters, seine Mutter und Großmutter in plötzlich zu sich holen wollten und er sich aber zu einer Lehre bei einem Schiffer, eventuell seine ehemaligen Pflegefamilie, entschließt .
    Laut polizeilichen Meldedaten aus aus dem Stadtarchiv verlässt er am 14.6.1920 das Waisenhaus und geht am 17.6.1920 auf "Schiffsreisen" und kehrt 1922 zurück.
    Mein Großvater ist dann noch bis 1925 an einer Koblenzer Adresse gemeldet, taucht aber nicht im Adressbuch auf. Also verzeichnet das Adressbuch nicht alle in der Wohnung lebenden Personen !


    1923 gibt es einen Konrad Greb und danach keine Greb's mehr.


    'Josef Grebel, Bäckermeister' gibt es vor und nach dem Krieg und in der selben Straße wie der Hefehändler wohnen mehrere Personen mit dem Namen Graeb ...


    Ich suche weiter ...


    Der Link zu den Geneanet Daten ist interessant, der Zeitraum passt auch, aber es gibt keine Rosalie ...

  • Nachdem ich einige Zeit anderes zu tun hatte, als mich mit der Vergangenheit zu beschäfigen, hatte es mich in den letzten Wochen wieder gepackt und ich habe weiter nach meiner Urgroßmutter Rosalie Greb gesucht.


    Ich bin der Spur Ronsdorf gefolgt und fand tatsächlich im Stadtarchiv Wuppertal ihre Geburtsurkunde. Die führte dann weiter zu der Heiratsurkunde ihrer Eltern, ihrer Großeltern, Gebutsurkunden ihrer Geschwister und weiteren Verwandten.


    Und tatsächlich gibt es auch eine Verbindung zu dem von Jogy geposteten Genealogy- Stammbaum. Johann Greb, geb. 1819 in Rossdorf hat dreimal geheiratet, der Stammbaum ist der der Nachkommen seiner dritten Ehefrau.
    Seine erste Ehefrau war Margaretha Wehler ( Heirat 1845 ). Mit ihr hatte er drei Kinder. Ein Sohn, Hermann Greb, geb. 1850 hatte fünf Kinder und das letzte davon war Rosalie.
    Die Spur von Rosalias Vater Hermann Greb, der ebenfalls Schreiner war und mit seiner Frau Rosalie Neuns 5 Kinder hatte, verliert sich in Ronsdorf mit der Geburtsurkunde Rosalies 1886. Im Adressbuch von 1923 findet man zwei seiner Söhne Hermann und Adolf, die auch laut Meldekarten dort weiter lebten, heirateten und starben.
    Vielleicht ist Rosalies Vater Hermann Greb nach Koblenz umgezogen und dort Hefehändler geworden ? ... Denn im Adressbuch Koblenz taucht 1900 zum ersten mal ein Hermann Greb, Hefehändler auf, er wäre dann 50 Jahre alt gewesen. Vielleicht konnte er als Schreiner nicht mehr arbeiten ?
    Ich werde weiter suchen !


    In dem Stammbaum von Schuetze fand ich auch weitere Vorfahren und Geschwister von Johann Greb. Einer seiner Brüder, Heinrich Greb ist augenscheinlich in Rossdorf geblieben ( Geburt und Tod ) oder zurückgekommen, denn bei fünf seiner Kinder steht als Geburtsort Rossdorf und Sterbeort Pittsburg, Allegheny County, Pennsylvania, USA.
    Aber vielleicht gibt es doch eine Verbindung zu Koblenz, denn Johann Greb hatte einen weiteren Bruder Joseph und noch vier Schwestern. Vielleicht hat eine Schwester nach Koblenz geheiratet ... , aber das wird schwer nachzuverfolgen sein ... .
    Johann Greb ist auch nicht in Wuppertal-Ronsdorf verstorben, nach dem Eintrag der Geburt seines Sohnes Johann Heinrich 1868 und einem Eintrag im Adressbuch von 1870 verliert sich seine Spur. Vielleicht ist er zurück nach Rossdorf gegangen ? Oder doch nur in den Nachbarort, denn seine Kinder scheinen ja in Lennep oder Solingen gewohnt zu haben.
    In Wuppertal-Ronsdorf sind nur sehr wenige Sterbeurkunden mit dem Namen Greb zu finden. Die Familie scheint also weiter gewandert zu sein.

  • Dank dem Stadtarchiv Koblenz konnte ich weitere Frage beantworten.


    Hermann Greb, Hefehändler in Koblenz ist tatsächlich mein UrUr-Großvater. Er hat 1895 nach dem Tod meiner UrUr-Großmutter ein zweites Mal geheiratet und zwar die Koblenzerin Gertrude Scharfenberger .
    Mit dieser hatte er ein weiteres Kind, Gertrud Margaretha Greb. Das ist die Hefehändlerin aus dem Adressbuch. Sie heiratet 1921 den Bankbeamten Franz Bischoff, der im Jahr darauf im Adressbuch als Hefehändler eingetragen ist. 1931 verziehen sie in den Kreis Aachen.


    Seine Tochter Rosalie, die damals 9 Jahre alt war, hat Hermann Greb nach Koblenz mitgenommen. Ihre zwei älteren Brüder scheinen in Ronsdorf geblieben zu sein. Über den damals 11 jährigen Bruder Emil konnte ich nichts herausfinden.
    Rosalie ist dort mit meinem Großvater schwanger geworden, hat ihn unverehelicht in Bonn geboren. Er lebte bis 1915 bei Pflegeltern in Koblenz und dann im Waisenhaus.
    Sie ist, laut der Sterbeurkunde ihres zweiten Sohnes, der ebenfalls bei Pflegeeltern lebte, Dienstmagd gewesen.
    Leider geht es da leider nicht weiter, da keine Wohnadresse zu finden ist ... .
    In jedem Fall gibt es keine Heirats-, Sterbe-, oder Geburtsurkunden mit dem Namen der Rosalie Greb in Koblenz.


    Das Schicksal von Rosalie interessiert mich immer mehr ... . War sie eine Person mit loser Moral ? Durfte sie als Dienstmagd nicht heiraten ? Hatte sie eine Liebschaft mit ihrem Dienstherren oder war sie sein Opfer ?
    Wie lebten Dienstmägde damals ?
    Wie wurden Pflegeeltern für die Kinder gefunden ? Wurden die Kinder sozusagen privat zu Pflegeeltern gegeben oder war das Sache der Stadt ?
    Hat Rosalie die Kinder nach der Geburt in Bonn mit nach Koblenz genommen und dort "abgegeben" ? Wie lief das damals ab ?


    Interessant ist auf jeden Fall, daß die Kinder in der Nähe der Mutter zu Pflegeeltern kamen. Also scheint sie sie nicht grundsätzlich abgelehnt zu haben ... .



    Hat jemand vielleicht Literaturempfehlungen zum Leben von Dienstmägden oder unehelichen Kindern Anfang des 20. Jahrhunderts ?