Patronymische FN mit Ableitung auf -ner

  • Hallo,


    ich suche den Hintergrund bzw. eine Erklärung zu Familienamen aus Rufnamen mit Suffix -ner. In den meisten Quellen findet man diesbezüglich Angaben zu Metronymen (z.B. Jüttner von Jutta, Eitner von Agathe) und zu slawischen Rufnamen (z.B. Methner von Metislav/Martin, Pelkner von Swentopelk). Siehe: http://wiki-de.genealogy.net/Schlesisches_Namenbuch/E-Book


    Deutsche Patronyme auf -ner sind seltener. Beispiele wären:
    Günthner/Güntner (von Namen mit Gunt(h)-, z.B. Guntram)
    Völkner (von Namen mit Volk-, z.B. Volkbert)
    Göttner (von Namen mit Gott-, z.B. Gottfried)
    Christner (von Namen mit Christ-, z.B. Christoph)
    Hildner/Hiltner (von Namen mit Hild-, z.B. Hildebrand)
    Siegner (von Namen mit Sieg-, z.B. Siegfried)
    Bürkner (von Namen mit Burk-, z.B. Burkhart)


    In der Regel wird das Suffix -ner durch Verschmelzung des schwachen Genitiv auf -en mit der patronymischen Ableitung mit -er erklärt. Dagegen sprechen jedoch bei den obigen Beispielen die Verbreitungszahlen! Die relativ häufigen Namen Günthner und Güntner (jeweils über 700 Telefonbucheinträge) dürften wohl kaum durch -er Erweiterung von der seltenen Form Gunten (ca. 10 Telefonbucheinträge) abstammen. Genauso wenig wie Völkner (ca. 620 Telefonbucheinträge) wohl auf Volken zurück geht. Viel eher scheint das Suffix -ner hier eine eigenständige Erweiterung zu sein.




    Beste Grüße
    Dietrich

  • Hallo Dietrich,


    verstehe ich Dich richtig, Du suchst nach einer Erklärung wie aus dem Suffix „en“ „ner“ werden konnte?


    Im Dtv-Namenskundeatlas wird die Endung der FN auf -er (-ner, -ler) so beschrieben:
    Diese in oberdt. FN bes. häufige Endung kann ebenfalls in anderen Gruppen, nicht nur in Herkunfts- und Wohnstätten Namen auftreten.
    Dann trägt sie oft die Bedeutung „Sohn des…“
    ...


    Die Genitivendungen –e(s), -en – ens sind bes. im Nordwesten häufig. Sie treten oft in FN aus Rufnamen auf
    (Beispiel: RufN + RufN im Genitiv + Sohn = Hans Hinrichs sun = Hinrichsen), aber auch in anderen Fällen …
    ...


    Viele Grüße, Ursula

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    Viele Grüße, Ursula

  • Ich bin mir nicht sicher, ob diese Endung immer von einem vorherigen -en abgeleitet sein muss.
    Nach meiner Erfahrung bildete jede Gegend Familiennamen aus einem Vornamen mit einer typischen Endung.
    Bei uns änderten diese Endungen mit der Zeit, wurden aber auch oft nebeneinander her gebraucht. Eine ziemlich alte Namensendung war -ing, später besonders oft -ers oder -ert, die innerhalb einer Familie in den verschiedenen Einträgen auch mal so mal so ausfielen. Dazu auch noch weitere Varianten.
    Ich vermute, dass -en oder -ner im Süden vorkommen, die waren hier im Nordwesten nicht üblich.

  • Hallo Rotraud,


    so sehe ich das auch.


    Im oberen Beitrag hätte ich "aber" zwischen die Absätze schreiben müssen.


    Schöne Grüße, Ursula

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    Viele Grüße, Ursula

  • Im Familiennamen-Duden von Kohlheim steht zum Suffix -ner: Durch Verschiebung der Silbengrenze und Wegfall des unbetonten -e- ergab sich bei FN, die auf -en enden, bei Hinzufügung der Endung -er das neue Suffix -ner (vgl. Wagen-er < Wagner).
    Auch in der Morphologie der Familiennamen wird dies bestätigt: Wenn statt einem -er ein -ner an den auf einen RufN zurückgehenden Stamm tritt, so steckt dahinter im Allgemeinen eine Kombination mit der schwache Genitivform auf -en wie in Jüttner < Jutten < Jutta.


    Diese Erklärung widerspricht sich, wie bereits anfangs erwähnt, jedoch mit den nur sehr geringen Verbreitungszahlen der angeblichen Stammformen Gunten, Jutten, etc.



    Im Dtv-Namenskundeatlas wird die Endung der FN auf -er (-ner, -ler) so beschrieben:
    Diese in oberdt. FN bes. häufige Endung kann ebenfalls in anderen Gruppen, nicht nur in Herkunfts- und Wohnstätten Namen auftreten.
    Dann trägt sie oft die Bedeutung „Sohn des…“


    Vielen Dank für diesen Hinweis! Insofern scheint die Erklärung des dtv-Namenskundeatlas mit -ner als eigenständigem Suffix in der Bedeutung "Sohn des..." wesentlich plausibler. Vorausgesetzt das -ner wird hier nicht auch durch ein vorheriges -en abgeleitet. Das ist in dem kurzen Satz leider nicht ersichtlich. Gibt es noch weitere Informationen dazu?



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  • Hallo Dietrich,



    die Bildungsweisen mit der Genitivendung „.. en …“ wird in einem anderen Kapitel beschrieben. Mit Beispielen zu Herkunft, Wohnstätte, Beruf, Übername. Beispiel Krausen, Korten (Genitiv zu Kurt oder Kurze), Riesen.


    Der Abschnitt mit der Endung „-er, ner, ler“ enthält keinen weiteren Text, aber einige Beispiele aus Rufnamen, Berufen und Übernamen.
    Aus jeder Rubrik mal ein Beispiel:
    Rufname: Anderler = Andreas,
    Beruf: Sutterer = Sutter, Schuster
    Übername: Winterer, zu RN Winter, Winither


    An anderer Stelle Wohnstätten Namen, die auf „ner„ enden:
    Furtner, Buchner, Birkner, Kirchgässner …


    Viele Grüße, Ursula

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    Viele Grüße, Ursula

  • Noch etwas an anderer Stelle:


    Patronymika im Genitiv sind als solche aufgrund missverständlicher Schreibung heute oft nicht mehr zu erkennen, bes. wenn sie von Rufnamen auf –old und –hart abgeleitet sind: Arnholz (für Arnhold-s)
    …. es folgen noch mehr Beispiele mit -holz, -herz, -harz.
    Das Verbreitungsgebiet der FN mit starkem Genitiv auf -s deckt sich in etwa mit dem der Namen mit schwachem Genitiv auf -en.


    Dieser wurde bei Rufnamen verwendet, die auf Vokal oder -s, -z enden.
    Otten (aus Otto), Jutten (Jutta), Kuhnen (Kuno),Heiken (Heiko), Lorentzen, Hansen.


    Nicht selten werden, bes. im Niederdt., beide Genitive kombiniert:
    Kun-en-s (Kuno), ...


    Einen Hinweis auf Dein oben angesprochenes Thema -en zu -ner, Beispiel Wagener habe ich folgendes gefunden.
    .. im oberdt. Wagener, ... Die oberdt. Form schob sich in neuere Zeit in den Dialekten weit ins mitteldt. vor und setzt sich in der Standardsprache durch.


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula