Ahnendatei/Ahnentafel - welcher Name gilt bei unterschiedlicher Schreibweise?

  • Hallöle,


    ich glaube, dies ist mein erster Beitrag, obwohl ich schon lange angemeldet bin. Ich habe ein "Problem", dass ich nicht so recht lösen kann.
    Einen meiner Vorfahren finde ich in Kirchenbucheinträgen mit unterschiedlichen Schreibweisen:


    1755 wird Jo'es Xtophorus (Eltern: Conrad und Anna Catharina Bürmann bey Busche) geboren.
    1783 heiratet er als Xtopher bey Rodenbeck seine Frau Elisabeth Cläsener
    1798 wird deren Sohn Jo'es Hermann (Eltern: Christoph und Elisabeth Lahkämper bey Dresselhaus) geboren.
    1823 wird kirchlich bescheinigt, dass 1798 Johann Hermann als Sohn der Eheleute Christoph und Elisabeth Lackemper bey Dresselhaus geboren wurde


    Ich glaube, Jo'es ist eine Abkürzung für Johannes, das klingt plausibel. Aber welcher Vor- und Nach-Name ist hier für meinen Obervater maßgeblich? ?(


    Ich bin gespannt auf eure Antworten.





  • Hallo Lakudo,


    ich glaube, dies ist mein erster Beitrag, obwohl ich schon lange angemeldet bin.


    Stimmt :) Aber das kann man auch selbst immer gut prüfen ... Nach der Anmeldung links im Menü unter "Mitmachen" - Den Nicknamen unter "Angemeldet als ..." anklicken. So kann man auch immer seine eigenen Beiträge durchforsten ;-) Aber unter dem jetzigen Nicknamen bist du erst seit heute hier im Forum angemeldet! Also schau dir mal deine Einstellungen näher an


    Zu deiner Frage ... ich verwende bei der Anlegung eines Personeneintrages den Namen wie er mir bekannt ist. Habe ich das erste Dokument in welchem ein Name bestätigt ist ... verwende ich diesen. Folgen noch weitere Dokumente mit unterschiedlichen Schreibweisen, werden weitere Namen (AKA - Auch bekannt als) zum Personeneintrag angelegt und mit Datum und Quelle hinterlegt. Das geht in dem von mir verwendeten Programm Gramps sehr einfach.


    MfG Watf

  • Hallo Watf, danke für deine Meinung. Habe ich bisher auch so gemacht, verwende übrigens das Programm Ahnenblatt und trage mir jegliche Besonderheit ebenfalls mit Datum und Quellenangabe ein.
    Offensichtlich gibt's aber keine klare Genealogie-Regel, zumal zu damaligen Zeiten die Pastoren und Pfarrer die Namen der "einfachen Leute" so aufgeschrieben haben, wie sie es für richtig hielten.
    Für eine Ahnendatei/-liste wäre es m.E. natürlich "schöner", wenn ein heute gültiger Name möglichst weit zurück verfolgt werden kann.


    Ich werde daher wohl die Schreibweise nehmen, die der jeweiligen Nachfolgegeneration am Nächsten kommt, gehe also "rückwärts" vor. Danke dennoch für deine Antwort.

  • Hallo Lakudo,


    allgemein: es "gilt" der Name so, wie er niedergeschrieben wurde. Verbindliche Schreibweisen gab es damals nicht, der Schreiber schrieb so, wie er es für richtig bzw. richtig verstanden hielt. Die meisten Menschen waren des Lesens und Schreibens unkundig.
    1755 Jo'es Xtophorus ist die Abkürzung des lateinischen Doppel-Vornamens Joannes Christophorus, deutsch: Johannes Christoph/Christopher. Der Familienname = Vatername ist Bürmann.


    Um nicht zu falschen Schlußfolgerungen zu kommen, solltest Du bitte erst mit Nennung des Kirchspiels/Ortes mitteilen, aus welchen Quellen Du Deine weiteren Angaben hast (Primärquelle: Kopie des Eintrags? Sekundärquelle: übernommen von wo?).


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Detlef,


    danke für deine Rückkmeldung. Ich stütze mich hier ausschließlich auf Primärquellen.
    Diese liegen mir als Kopien aus den Kirchenbüchern St. Maria Immaculata Kaunitz vor.

  • 1755 wird Jo'es Xtophorus (Eltern: Conrad und Anna Catharina Bürmann bey Busche) geboren.
    1783 heiratet er als Xtopher bey Rodenbeck seine Frau Elisabeth Cläsener
    1798 wird deren Sohn Jo'es Hermann (Eltern: Christoph und Elisabeth Lahkämper bey Dresselhaus) geboren.


    Ganz ehrlich, bei diesen drei Einträgen würde ich erst einmal keine Verbindung herstellen. Das erste Paar hieß Bürmann oder bey Busche. Dann sollte im Heiratseintrag 1783 auch stehen "Christoph Bürmann" oder "Christoph bey Busche" (oder vom Busch). Und warum heißt es dann 1798 Lahkämper?


    Ich bin aus dem Westfälischen ja schon viel Wirrwarr gewohnt, was Familien- und Hofnahmen betrifft, aber hier blicke ich nicht durch. Was bedeuten diese Familiennamen "bey Rodenbeck", "bei Dresselhaus"?

  • Hallo Lakudo,


    da alle Einträge aus demselben Ort Kaunitz stammen, interpretiere ich die Informationen so:


    1755 wird Johannes Christopher Bürmann in Kaunitz geboren. Seine Eltern arbeiten bei (Bauer?) Busche in Kaunitz.
    1783 heiratet Christopher Bürmann aus Kaunitz, der bei (Bauer?) Rodenbeck in Kaunitz (als Knecht?) arbeitet, seine Braut (Magd?) Elisabeth Cläsener.
    1798: Dass erst 15 Jahre nach der Heirat ein (erstes?) Kind geboren wird, ist ungewöhnlich; die Mutter wäre dann möglicherweise um 43 Jahre alt, wie ihr Ehemann.
    Vermutlich wird Sohn Johannes Hermann Bürmann (ist der Familienname beurkundet?) 1798 als Sohn von [Johann] Christoph(er) Bürmann und dessen zweiter Frau, der Elisabeth Lahkämper = Lackemper, die bei (Bauer?) Dresselkamp in Kaunitz arbeit, in Kaunitz geboren.
    Den Vornamen Elisabeth gab es wie Sand am Meer. Die beiden Frauen müssen also nicht identisch sein.
    Der Name Lahkämper = Lackemper ist ein Wohnstättenname und bedeutet: Wohnstätte bie dem Feld (= Kamp) bei dem Feuchtgebiet/der großen Pfütze/Lake. Auch daher rührt die Vermutung, dass die Eheleute landwirtschaftlich tätig waren, wie etwa 85% der Bevölkerung vor der industriellen Revolution.


    Gruß
    Detlef

  • Ich danke euch für eure Antworten. Beim örtlichen Heimatverein und Stadtarchiv konnte ich durch Einsicht in Standesamtsunterlagen, Kirchenbücher und andere Urkunden klären, ob Johannes Christoph Lackemper ursprünglich einen Nachnamen hatte und wie sich dieser z. Tl. in kurzer Zeit verändert hat. Danach ist es (durch Querverweise belegbar) bei ihm eindeutig, dass es sich trotz der vorher anderen Schreibweise um ein und dieselbe Person handelt und dass er keinen Nachnamen hatte. Den bekam er erst später durch einen Erpachtsvertrag, dermir vorliegt. Er war jdf definitiv kein Busche, Bürmann, Rodenbeck oder Dresselhaus. Das konnte ich alles einwandfrei klären und habe darüber entsprechende Belege vorliegen. Auch die Bedeutung seines (unseres) Namens habe ich vorliegen, ich danke euch trotzdem.


    Erläuterung zu "bei/bey":
    Nach Gesprächen mit mehreren Heimatforschern ist immer dann, wenn vor dem Nachnamen ein "bei/bey" steht, davon auszugehen, dass diese Person keinen Nachnamen hatte. Das war im 18. Jahrhundert und davor auch völlig üblich, wenn es sich um Knechte, Mägde und andere Menschen des einfachen Volkes handelte. Beispiel: Hieß jemand Johann Friedrich bey Meyer, so war klar, dass er auf diesem Hof lebte und arbeitete, aber kein Meyer war (sonst wäre Johann Friedrich Meyer eingetragen worden).


    Gruß
    Lakudo

  • Hallo Lakudo,


    wenn vor dem Nachnamen ein "bei/bey" steht, davon auszugehen, dass diese Person keinen Nachnamen hatte. Das war im 18. Jahrhundert und davor auch völlig üblich, wenn es sich um Knechte, Mägde und andere Menschen des einfachen Volkes handelte.


    Gut, dass Du das klären konntest. Ich habe derartiges in Westfalen noch nicht erlebt bzw. noch in keinem KB gesehen. Nur in der Provinz Posen:


    Die Krux mit den Nachnamen - Polen / Provinz Posen vor 1770

  • Hallo


    Nun, sowas ist nicht außergewöhnlich. Aber wie soll man sowas nun eintragen?
    Ich würde die Person als " Johann Chistoph Lahkemper alias Bürmann" eintragen und
    dann mal dabei sehen, ob der Familienname nicht vor der Mutter herkommt.
    Manchmal hat man nämlich solche _Namen wie "Jodocus Volmar genant Klock" dabei
    kommt es vor, dass der Vater bei den Volmars eingeheiratet hat und der Name am
    Haus klebt.


    viel Spaß damit
    Schlumpf

  • Diesem Vorschlag würde ich nicht folgen. Erst mal "eintragen und dann mal dabei sehen, ob..." ist methodisch wie wissenschaftlich fragwürdig.
    Außerdem zeigt ein "genannt"-Name ein Besitzverhältnis an (der Mann heiratet eine Frau X, die einen Hof X besitzt, und übernimmt nach der Heirat den Hofnamen X). Darum handelt es sich hier aber nicht. Die "bey"-Namen, um die es sich hier handelt, zeigen ein Arbeitsverhältnis an.
    Ich würde zunächst prüfen, ob es sich bei
    1.) Xtopher (Familienname nicht genannt!, arbeitend) bei Rodenbeck und Ehefrau Elisabeth Cläsener einerseits und
    2.)Eheleute Christoph und Elisabeth Lahkämper, arbeitend bei Dresselhaus, andererseits
    nicht um zwei verschiedene Ehepaare handelt, die nichts mit einander zu tun haben, sondern lediglich ähnliche oder gleiche Vornamen hatten.


    Gruß
    Detlef

  • Moin,


    danke euch allen, aber die Auffassung von Schlumpf ist wirklich keine Option, der Familienname kommt definitiv nicht von der Mutter. Das alles habe ich geprüft bzw. prüfen lassen und auch, ob es sich um die gleichen oder um verschiedene Personen handelt. Aufgrund entsprechender Querverweise in den Geburts- und Heiratsurkunden bzw. den jeweiligen Kirchenbucheintragungen sowie der zugehörigen Daten handelt es sich eindeutig um die selben Personen (sonst wäre ja das Problem auch gar nicht aufgetaucht). Das habe ich selbstverständlich alles exakt dokumentiert, damit es nachvollziehbar bleibt. Insoweit folge ich da den Vorschlägen von @Zimba und Detlef05.


    Auf einer Ahnentafel ist dafür allerdings kein Platz. Ich habe mich aber entschieden und die Schreibweise gewählt, die der heutigen am Nächsten kommt. Im letzten vorliegenden Dokument (nachträgliche Geburtsbescheinigung für seinen Sohn) wurde er Lackemper geschrieben. Heute gibt es unseren Namen, schwerpunktmäßig in (Ost-)Westfalen ausschließlich noch in 2 Versionen: Lakämper (weit überwiegend) und daneben Lakemper. Alle anderen Schreibweisen sind verschwunden.


    Vielen Dank noch einmal, das Thema kann geschlossen werden.


    Gruß Lakudo