Ölmühle in Flensburg (Backensmühle) und Müller Andressen

  • Hallo zusammen,


    ich suche Hintergrundinfos zu einem 1803 in Heide (Dithmarschen) geborenen Müllersohn Hinrich Martin Andressen, der in der Volkszählung von 1855 in Flensburg als Oelmüller genannt ist (die in den 1830ern in der Flensburger Südstadt erbaute "Backensmühle?). Er wird der Reformierten Kirche zugerechnet. Seine Frau Anna Margaretha stammt angeblich aus Kopenhagen. Bereits 1835 wird er als Müllerknecht bei seinem Bruder Claus Andressen genannt, der 1835 und mindestens noch 1840 in Flensburg als Ölmüller genannt wird (gleiche Mühle?).


    Die Vorgeschichte in Heide der beiden Brüder, deren Stiefvater Sören Nielsen 1827 in Heide eine Mühle verkaufte und dann nach Flensburg ging, ist mir weitgehend bekannt. Ich suche nun Kontakte oder Hinweise, die auf das weitere Wirken der "reformierten" Ölmüller Andressen in Flensburg hinweisen.

    Gruß Brokstedt


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    Jede Form von Info-Austausch Dithmarschen (allgemein) interessiert.


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    Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme (Thomas Morus)

  • Hallo,


    der Eintrag hier ist zwar ein bisschen älter aber vielleicht noch von Interesse.


    Die Backensmühle wurde von einem aus Friedrichsstadt stammenden Olmüller Johann Backens später von seinem Sohn Marquard Backen von ca. 1830-1856 betrieben.
    1856 meldete der Sohn Konkurs an und die Mühle ging an eine 4jährige Tochter aus zweiter Ehe.
    1860 wurde das Gewese an die Stadt Flensburg verkauft, die dort eine Armen- u. Arbeitsanstalt errichtete.
    [Stark verkürzte Zusammenfassung aus: Pust, Dieter: Flensburgs Straßennamen , Flensburg, 1990]

  • Hallo Fleno,
    vielen Dank für den Hinweis. Dann muss es sich bei der Ölmühle der Andressens wohl um eine andere Anlage in Flensburg handeln ...

    Gruß Brokstedt


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  • Da bleiben noch einige Möglichkeiten übrig. Es gab über die Zeit in Flensburg insgesamt ca. 30 Windmühlen und 24 Wassermühlen.
    Viele Grüße


    Fleno

  • So, mir kam da noch eine Idee...
    hier ist ein Charte des Areals der Stadt Flensburg von 1856 zu finden:
    http://primo.kb.dk/primo-explore/fulldisplay?docid=KGL_ATLASobject73275&context=L&vid=NUI&search_scope=KGL&tab=default_tab&lang=da_DK


    Dort sind auch die Mühlen der Stadt eingezeichnet. Die Stadtfelder (von li. nach re.) gelb= St. Johannis, blau= St. Nicolai, rot= St. Marien; grün= Ramsharde.
    Dazu gibt es ein Repetorium in dem die Besitzer und Käufer festgehalten sind, da sind auch Andresen & Andersen enthalten. Am besten einmal Ausdrucken. Kleiner Hinweis - die Seiten sind oben handschriftlich nummeriert. Es sind 8 Seiten, ohne Umschlag, wobei ich S. 3 u. 4 für St. Marien leider nicht gesehen habe!?


    Suche zum Repetorium:
    http://primo.kb.dk/primo-explo…d=NUI&lang=da_DK&offset=0
    Im Adressbuch von 1847 finden sich:
    H. H. Andresen: http://adressbuecher.genealogy…/547475fa1e6272f5d12ab0d4
    C. Andresen: http://adressbuecher.genealogy…/547475fa1e6272f5d12aad30


    Und die "Gewerbeeinträge" (leider ohne Adresse) http://genwiki.genealogy.net/w…nsburg_1847.djvu&page=147


    Ergänzung: Hier noch eine weitere Karte auf der auch die Mühlenarten angegeben sind: http://www.kb.dk/maps/kortsa/2…kortatlas/object73277/da/
    Neben der Backensmühle (links neben dem Mühlenteich und Armenland) ist evtl. die Mühle zwischen Kirchhof (1810-1813 angelegt) und Duborg interessant, denn eine Adresse lautete ja "Beim neuen Begräbnispl. 493".


    Mal sehen, ob ich in einem früheren oder späteren Adressbuch noch etwas entdecken kann.
    Gruß Fleno

    3 Mal editiert, zuletzt von Fleno () aus folgendem Grund: Aktivierung der Links

  • Da lag ich mit meiner Vermutung gar nicht mal so schlecht.


    Folgende Eintragungen aus Kraak/Kellermann (Bearb.): Bürgerbuch der Stadt Flensburg : Verzeichnis der Neubürger von 1558 bis 1869. - Flensburg, 1999. entnehmen:


    Band 2, S. 322, [Nr.] 9258:
    Claus Andresen - Friedrichstadt - Müller (Ölmüller)
    Eid 23.2.1829
    + 3.5.1853 (53 J.), V. Müllermeister Friedrichstadt Heinrich Martin Andresen (KBM);
    1828 Besitzer der Holländerwindmühle auf Bellevue (dort 1835 Einrichtung einer Schenkwirtschaft);
    VZ 1845 Mühle vor der Stadt H. 494 (45 J., vgl. Pöge)


    Band 2, S. 462, [Nr.] 10601:
    Heinr(ich) Martin Andresen
    - Heide - Müller (Fabrikant/Oelmüller)
    Eintrede 15 M, Eid 10.3.1845Besitzer der Holländerwindmühle an der Wrangelstraße;
    VZ 1845 Mühle Margarethe (42 J.) (geb. Heide), VZ 1855 Moorlücke H. 496 (50 J.); vgl. Pöge 206


    Das müssten der Lage nach die passenden Adressen sein:


    Band 3, Konkordanz der Hausnummern:
    1840 Marienstraße (493) (Windmühle), 1860 Marienstraße 88, 1881 Marienstraße 77 = Auf der heutigen Karte ca. hier: https://www.openstreetmap.org/#map=18/54.78809/9.42916
    1840 Marienstraße (493a) (Bellevue),1860 Marienstraße 89, 1881 Marienstraße 75 = Auf der heutigen Karte ca. hier: https://www.openstreetmap.org/#map=18/54.78842/9.42993


    Die Mühle Wrangelstr. müsste etwa hier gelegen haben: https://www.openstreetmap.org/#map=18/54.78778/9.42528


    [Wobei auch 1840 Nr. 495, 1881 Mühlenstraße 1 eine Ölmühle genannt wird, 1840 (H. 494) (Kapelle Alter Friedhof) (Begräbnisplatz), und 1840 (496) (kgl. Windmühle) angibt. Allerdings sind diese Hausnummern in der Konkordanz in Klammer gesetzt! Die königliche scheidet aus, da sie keine Ölmühle war.]


    Zur Schenkwirtschaft Bellevue gibt es in dem ein oder anderen Buch sicher auch noch ein Eintrag. Ein genauer Titel ist mir gerade nicht geläufig, aber auch die ein oder andere historische Postkarte zeigt das Bellevue. Einfach mal die Bildsuche einer beliebigen Suchmaschine mit den Begriffen füttern.


    Das sollte fürs Erste reichen. Die entsprechenden Bücher kann man auch per Fernleihe über die Bücherei vor Ort (oder Bücherbus) bestellen.

  • Moin Fleno,
    toll, danke - da habe ich nach meinem Urlaub ordentlich was aufzuarbeiten...
    Bei einer quälenden Wissenslücke im Hintergrund hast Du mir anscheinend schon geholfen. Die Geburten der Andressen-Kinder vor 1800 (als er die Mühle seines Vaters in Heide übernahm) konnte ich bislang in den Heider Kirchenbüchern nicht finden - nach Deinen Infos könnte ich in Friedrichstadt fündig werden ... (und irgendwann auch dort ältere Mühlenspuren aufnehmen ...) :thumbsup:

    Gruß Brokstedt


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  • Wenn man erstmal dabei ist...



    hier noch eine Ansicht der "Schenkwirtschaft" und der nebengelegenen Mühle aus:
    Schlaber, Gerret: Flensburg zwischen Gesamtstaat und Gründerzeit : Fotos aus der Sammlung der Dänischen Zentralbibliothek in Flensburg. Flensburg, 1999. ISBN: 87-89178-39-4 [Paraleltitel in dän.]


  • Moin!


    Heute habe ich zufällig folgendes Buch in den Händen gehabt:


    Die Kunstdenkmäler der Stadt Flensburg. Bearb. v. Ludwig Rohling. - Deutscher Kunstverlag : München, 1955.
    (Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein ; Bd. 7)
    Im Abschnitt Mühlen - Windmühlen auf Seite 568, Nr. 9 ist dort folgender Text zu lesen:

    Zitat

    9) Hinter dem alten "Bellevue", in Verlängerung der Marienstraße
    (Nr. 97) heute Lütke Namensweg, lag die *GRAUPENMÜHLE GETRUYDE, später "Agathe" genannt. Am 23. Juni 1763 verkaufte Bürgermeister Georg Claeden eine ihm gehörende Lücke oberhalb seines
    Gartengrundstückes an den königlich priviligierten Graupenmüller Lorenz Jensen. Hier erbaute dieser eine Mühle, Wohnhaus, Packhaus, Stall und eine kleine Roßmühle. Der Grundrissdes Stadtfeldes
    von H. J. Jürgensen 1779
    verzeichnet sie. Auf der Abbildung der Stadt Flensburg von Westen, von Chr. G. Buchwald 1789 sind Mühle und Wohnhaus im Vordergrund gut abgebildet. Aus dem Besitz der Söhne kaufte 1828 der Müller Claus Andresen das Anwesen; aus seinem Konkurs erwarb 1854 Chr. Nicolai Hansen die Mühle. Sie hieß lange Hansens Öhlmühle. 1890 wurde sie abgebrochen und an der Friesischen Straße wieder aufgebaut (s. oben Nr. 4)
    (vgl. das Foto bei Hempel Bd. 9 S. 31). Sie war eine achteckige holländische Mühle mit Zwickstell auf sehr hohem dreistöck. Unterbau. Doppelflüglige, rundbogige Tür und Fenster im Erdgeschoß. (Vgl. Foto W. Dreesen 1880 von Bellevue; Hempel Bd. 2. S. 8, Bd. 5. S. 11).


    Das westlich von der Mühle stehende *Wohnhaus war ein einstöck. Traufhaus von dreizehn Achsen mit Zwerchgiebel (vgl. Foto von 1865 bei Sauermann S. 96). Auf dem Stadtplan von O. Wergeland 1849 ist der Grundriß des Mühlenhofes verzeichnet.


    Ich habe versucht, den Text zeichengetreu zu übernehmen. Ich hoffe ich habe nichts übersehen. Die im Text genannten Quellen waren nicht noch einmal irgendwo genauer aufgeführt.


    Viele Grüße
    Fleno

  • Moin Fleno,
    das ist wirklich klasse - da weiss ich ja inzwischen mehr über seine Flensburger Mühle als über das Heider Gewerk (... und das ist wegen der hervorragenden "Mühlengeschichte Dithmarschens" auch schon gut dokumentiert).


    In Deinem letzten Hinweis ist vermerkt, dass die Mühle von Hansen 1854 aus dem Konkurs Andressens erworben wurde. Andressen stirbt im Mai 1853. Dann ist die Frage naheliegend, ob der Tod des ca. 54-jährigen ledigen Müllers die Folge oder die Ursache des genannten Konkurses ist.


    Wenn der Hinweis auf einen Konkurs von Claus A. stimmt, dann bedeutet das, dass sein Bruder Hinrich Martin, der auch noch 1855 in Flensburg als Ölmüller genannt ist, nicht einspringen konnte oder wollte... Er ist dann wohl auf einer anderen Mühle tätig, da die Mühle des Bruders auf Hansen übergegangen ist.

    Gruß Brokstedt


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  • Ich staune auch was sich so alles auftreiben lässt. Etwas Ortskenntnis lässt einen die Sachen manchmal schneller finden.
    Hier ist noch die in dem Text genannte Karte (Stadtplan von O. Wergeland 1849). Die Mühle ist dort, rechts neben dem Kirchhof, sehr gut zu erkennen.

    Vielleicht kann auch ein Besuch im Stadtarchiv Flensburg weiterhelfen:



    Heirich Martin Andresen hatte anscheinend eine eigene Mühle - die Mühle Margarethe (s. Post Nr. 6 unten: http://forum.genealogy.net/index.php?page=Thread&postID=404891#post404891 ). Das hatte ich auch schon wieder übersehen. Mal schauen, wenn ich daran denke, werfe ich noch mal einen Blick in das Buch der Kunstdenkmäler. Vielleicht habe ich da noch was übersehen.
    Ich hoffe die Links zu den Archivnachweisen funktionieren.

  • So, im Buch der Kunstdenkmäler habe ich nichts gefunden. Dafür ein Foto von 1865 der ehem. Mühle des Claus Andresen in folgendem Buch: Aus Flensburgs alten Tagen : zweites Heft der Folge Kleinstadtbilder aus Schleswig-Holstein. Hrsg. E. Sauermann. Flensburg, 1910. S. 96. Hier verkleinert angehängt. Ein Weiteres Bild habe ich in: Windmühlen in Schleswig-Holstein in alten Ansichten. W. Heesch. Bd. 5, 1990. ISBN: 9028849718, S./Nr.142 gefunden. In: Petersen, Hans: Geschichte der Mühlen zwischen Königsau und Eider. Neumünster : Wachholtz, 1988. ISBN: 3529026905, S. 207-209 stehen noch ein paar Sätze zu seiner Mühle.


    Wirklich interessant wird es aber in: Pöge, Gottfried: Die Wind- und Wassermühlen des Kreises und der Stadt Flensburg. Schleswig Schleswiger Druck- u. Verl.-Haus 1980, ISBN: 3882420464. S. 201-202, 206. Dort sind Infos zur Mühle, zu Claus Andresen und dem möglichen Grund, warum er die Mühle wieder abgeben musste.



    Ein kleiner Text zur Mühle des Heinr(ich) Martin Andresen ist ebfalls darin zu finden. Die Mühle des Bruders lag demnach direkt gerade über der Mühle des Claus. Gut auf dem Stadtplan von O. Wergeland 1849 zu erkennen. Heute etwa hier https://www.openstreetmap.org/#map=17/54.78788/9.42483 gelegen.
    Die Seiten/Bilder liegen mir als Scan (pdf und jpg) vor. Sie sind aber alle zu groß um sie hier einzustellen und zu umfangreich um sie schnell abzutippen. (ggf. einen Übermittlungsweg per Nachricht zukommen lassen). Ich denke mal, dass noch mehr Infos jetzt nur noch ein Archivbesuch und ein Blick in die Kirchenbücher zu beziehen sind.
    Viele Grüße Fleno