Was bedeutet "vulgo"

  • Hallo,


    in den Kirchenbücher für meine Bunge Familie aus Wagenfeld, Diepholz, steht " Margaretha Elisabeth Bunge,Tochter des dasigen Feuerstätters Conrad Bunge, vulgo Moormann, geborener Baßheuer". Vulgo bedeutet "bekannt als" aber was könnte Moormann sein? Eine Familie wo die gewohnt haben? Hat jemand erfahrung damit?


    Vielen Dank!

  • Moin,


    könnte es sein das die Elisabeth Bunge nicht ehelich war und der Erzeuger Moormann hieß?
    In unserem Raum würde das dann so geschrieben: Elisabeth Bunge genannt Moormann.

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    VG vom Deisterrand :thumbup:
    Harald

  • "vulgo" ist nur ein anderer Ausdruck für "genannt".


    Bei Moormann handelt es sich um den Hofnamen bzw. - wenn es kein Hof war - die Wohnstätte. Der Familienname war Bunge - und das hat nichts mit ehelich oder unehelich zu tun.


    Hof- bzw. Vulgonamen waren im Münsterland sehr verbreitet - und Diepholz ist ja nicht so weit davon entfernt.

  • Da stimme ich Simone zu.


    Klugscheißmodus an:


    Der frühere Name der einheiratenden Person oder eines älteren Hofnamens wurde manchmal mit dem Zusatz "modo", "vulgo", "conditionalis, condicta", "alias", "sive", "olim", "nunc" oder "vel" versehen.


    Klugscheißmodus aus.

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Moin Simone,


    woher weißt Du das es der Hofname ist und nicht der Familienname des Erzeugers.
    Wäre ja mal schön wenn uns die Fragestellerin den entsprechenden KB-Eintrag hier zeigen würde.

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    VG vom Deisterrand :thumbup:
    Harald

  • Mahlzeit


    "vulgo" steht für genannt.
    Z.B. Johannes Bückler vulgo Schinderhannes, Schinderhannes blieb als Rufname für Johannes Bückler weil er bei mehreren Abdeckern (Schindern) gearbeitet hatte.
    Es handelt sich bei Moormann also um einen Hofnamen,Spitznamen usw.


    Grüße
    Bernd

  • Hallo alle,


    vielen Dank für die Antworten. Sie war nicht unhehelich. Der Name Bunge kommt aus der weibliche Seite der Familie, Conrad war ein Baßheuer und er hat Metta Margaretha Bunge geheiratet. Allerdings, hat IHR Vater, der Name Bunge von seiner Frau angenommen. Sehr verwirrend!


    Der KB Eintrag lautet:
    "Bernd Friedrich Klinkermann Sohn des Feuerstätters Hermann Heinrich Klinkermann und Margaretha Hedewig Paping aus St. Hülfe und Margaretha Elisabeth Bunge aus Ossenbeck, Tochter des dasigen Feuerstätters Conrad Bunge vulgo Moormann, geborener Baßheuer geburtig aus Wagenfeld und Metta Margaretha Bunge. Die Braut zieht zum Bräutigam in Mitbesitz seinen Güten. Von beiden Seiten die erste Ehe."


    Bernd und Margaretha hatten 6 Kinder. Bei der KB Eintrag bei einer Tochter steht, Bernd Friedrich Klinkerman und Margaretha Elisabeth Bunge vulgo Moormann. Bei den anderen nicht.


    Vielen Dank!

  • Hi,
    Feuerstätter steht für Vollbürger im Gegensatz zu Beisassen,Hintersassen.
    Beisassen/Hintersassen waren keine Vollbürger und desshalb auch anders besteuert!
    Der Spitzname Moormann dürfte vom Torfabbau in der Gegend um Wagenfeld herrühren, könnte mir gut vorstellen das es sich um eine Torfstecherfamilie gehandelt hat!


    Grüße
    Bernd

  • Hallo zusammen,


    na, so schwierig ist das auch nicht, wenn man sich einmal mit diesem System vertraut gemacht hat. Aber der Reihe nach:


    Conrad Baßheuer aus Wagenfeld hat in den Hof der Familie Bunge eingeheiratet. Das ergibt Contrad Baßheuer gnt. Bunge. Die Kinder des Paares können im KB als Baßheuer oder als Bunge erscheinen.


    Offen ist, ob Bunge "nur" ein Hofname ist oder auch der Familienname. Seine Frau Metta Margaretha bzw. deren Vater könnte also auch XXX gnt. Bunge heißen.


    Zum Zeitpunkt der Heirat heißt es Conrad Bunge (= der Bunge-Hof-Bauer) genannt Moormann. Bei Moormann könnte es sich z. B. um die Wohnstätte handeln, wo er sein Altenteil verlebt, falls er den Bunge-Hof bereits übergeben hat.


    Der Hinweis "Feuerstätter" besagt in dem Zusammenhang, dass er nicht bei einem Kind im Haushalt gelebt hat, sondern einen eigenen Hausstand mit Feuerstätte hatte. Auf die unterschiedliche Besteuerung hat Bernd ja schon hingewiesen. Du könntest Deinen Vorfahren im lokalen Archiv also auch in diesbezüglichen Steuerlisten finden.


    Soetwas wie "vulgo Moormann" würde ich in meiner Software - mit Jahreszahl - bei den Anmerkungen zur Person erfassen. Manchmal macht es in der Tat Sinn, alle Namensvarianten inkl. Vulgonamen mit Jahreszahlen untereinander aufzuschreiben. Daran könnte man dann auch das ungefähre Jahre einer Hofübergabe festmachen.

  • Hallo,



    Bei Moormann handelt es sich um den Hofnamen bzw. - wenn es kein Hof war - die Wohnstätte. Der Familienname war Bunge


    das kann auch andersrum sein. Die Pastoren haben sich nicht immer an die Reihenfolge gehalten, in der die Namen angegeben werden sollten.



    Hof- bzw. Vulgonamen waren im Münsterland sehr verbreitet


    Nicht nur im Münsterland, auch in Ostwestfalen und im Lippischen war das weit verbreitet, und das ist noch näher dran.
    Das hat auch nichts damit zu tun, ob die Person Besitzer des Hofes war. Auch Einwohner, Insassen, Heuerlinge wurden so genannt, wie der Hof, auf dem sie wohnten, selbst wenn sie gar nicht mit dem ursprünglichen Hofbesitzer verwandt waren.


    Grüße aus OWL
    Anja