Meinen Großvater väterlicherseits habe ich nie kennen gelernt, da er schon vor meiner Geburt gestorben ist. Von ihm hieß es in der Familie, seine erste Frau sei denn im Krieg "verloren gegangen" und er habe dann nach dem Krieg (1947) noch einmal geheiratet, nämlich meine Großmutter.
Ich habe mir bereits vor zwei Jahren vom Standesamt eine Kopie vom Eheregistereintrag meiner Großeltern schicken lassen, und darin fand sich unter "Vermerke über frühere oder spätere Ehen" tatsächlich einen Hinweis auf eine "1. Eheschließung" mit Datum (1942) und Standesamt (Berlin-Steglitz) aber ohne Nummer, ohne Namen der ersten Ehefrau und ohne Angabe, warum die Ehe nicht mehr besteht.
Ich war mir nicht sicher, ob die Angaben reichen, um aus Berlin eine Kopie des Eintrags dieser ersten Ehe zu bekommen und ob ich überhaupt Auskunft bekomme, wenn ich nur mit einem der Ehepartner verwandt bin. Nachdem ich nach zwei Jahren Pause die Ahnenforschung wieder aufgenommen habe (wenn auch nur auf Sparflamme), habe ich vor ca. zwei Monaten einfach mal beim jetzigen "Standesamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin" angefragt.
Heute ist dann tatsächlich sehr zu meiner Freude endlich eine Kopie des Eheregistereintrags angekommen.
Allerdings dachte ich erst, sie hätten mir den falschen Eintrag geschickt, denn die Angaben passen nicht wirklich zu denen, die ich aus dem zweiten Eheeintrag und dem Sterbeeintrag habe.
Dass der Unteroffizier dann 1947 als Versicherungskaufmann heiratete und schließlich 1984 als Verwaltungsangestellter starb, scheint mir angesichts des geschichtlichen Hintergrundes nicht ungewöhnlich. Dass er 1942 römisch-katholisch, 1947 hingegen evangelisch und 1984 lutherisch war, scheint mir dagegen schon ungewöhnlicher zu sein, da aber beide Frauen, die er heiratete, evangelisch waren, kann ich mir vorstellen, dass er irgendwann zwischen den beiden Hochzeiten zur evangelischen Kirche übertrat. Was mich jedoch am meisten irritiert hat, ist, dass der Familienname anders geschrieben wird, nämlich mit j statt mit y!
Doch Geburtsdatum, Geburtsort und Vornamen stimmen überein, es gibt also keine Zweifel, dass es sich um meinen Großvater handelt.
So habe ich einige neue Erkenntnisse gewonnen: Die erste Ehe wurde 1947 vom Landgericht Hannover geschieden, einige Monate vor der zweiten Hochzeit und nach weniger als fünf Jahren. Dennoch ging aus der Ehe (mindestens) eine Tochter hervor. Außerdem wurde mein Großvater offensichtlich unehelich geboren, sein Vater ist zumindest bei der Heirat nicht angegeben.
Es bleiben jedoch einige Fragen:
- Wie kann es sein, dass sich die Schreibweise des Namens ändert? 100 Jahre früher hätte es mich nicht gewundert, aber in den 1940ern sollte die Schreibweise doch eigentlich schon längst festgelegt sein? Selbst wenn er 1947 keine Papiere mehr hatte (im Krieg ist sicher einiges verloren gegangen), wie er sich selbst schrieb, wird er doch gewusst haben?
- Warum wurde die Scheidung erst 1996 eingetragen? Dass ein Standesamt in Berlin in der Nachkriegszeit nicht unbedingt die Information über eine Scheidung in Hannover bekam, kann ich mir durchaus vorstellen. Aber wer oder was könnte veranlasst haben, das dann fast 50 Jahre später nachzuholen?
- Warum ist der Tod meines Großvaters 1982 nicht als Randvermerk eingetragen, der seiner Exfrau 2011 hingegen schon? Hat das Berliner Standesamt ebenfalls keine Nachricht davon bekommen?
Lohnt es sich, beim Standesamt deshalb nachzufragen?