Genannt-Name

  • Hallo,


    ein Herr König hat 1786 in Ergste eine Frau Teves geehelicht und heißt fortan König genannt Teves.
    Die gemeinsame Tochter wird bei ihrer Hochzeit 1811 in Ergste auch als König genannt Teves geführt.


    Wenn ich Gen-Wiki richtig verstehe, müßte die Tochter aber doch eigentlich Teves heißen.


    Wo ist mein Denkfehler?


    Schöne Grüße, Stefan

  • Da hast du keinen Denkfehler. Das Problem ist, dass die Kinder später unter verschiedenen Namen auftauchen können. Am eindeutigsten ist es, wenn sie wie in . Beispiel dann auch Beispiel König genannt Teves heißen. Es ist aber auch genauso möglich,dass da nur Teves oder auch nur König steht. Manchmal verschwindet der Name des Vaters völlig, manchmal setzt er sich auch langfristig durch und der Genanntname verschwindet. Die Unterschiede können auch in einer Geschwisterreihe vorkommen. Bei einem Hoferben (erbin) wird gewöhnlich der Hofname benutazt, bei den Geschwistern kann aber auch der Vatersname in der Urkunde stehen.
    Ich hatte in den letzten Tagen den Fall, dass ich eine Anna Maria Christina Elisabeth Bücker suchte, die um 1783 geboren sein musste. Ich fand dann die Taufe einer Maria Elisabeth Bücker 1792 im Kirchenbuch ihrer Nachbargemeinde und ihr Vater hieß Heidenreich Bücker. Auch ein Bruder war 1786 dort eingetragen. Einen Taufeintrag des gleichen Bruders fand ich auch im Kirchenbuch von Billerbeck (der eigentliche Wohnort) Gleicher Tag, gleiche Paten, gleiche Mutter - nur der Vater hieß dort Heidenreich Tombülte... unter diesem Namen war er auch im Heiratsregister eingetragen.
    Es stellte sich heraus, dass sein Vater Bernard Henrich Tombülte 1742 eine Anna Elisabeth Böckers geheiratet hatte und vermutlich daraufhin Tombülte gnt. Bücker hieß. Am Wohnort und in der Nachbarschaft hieß die Familie dann Bücker (Böcker) aber dieses"genannt" war dem Billerbecker Pfarrer vermutlich nicht bekannt, wohl aber der ursprüngliche Name Tombülte... Das zu allem Überfluss bei der Heirat der jungen Frau auch noch der Name Christina auftauchte, der im Taufeintrag nicht steht, machte die Sache auch nicht einfacher, zumindest hieß ihre Mutter Christina und auch das kommt regelmäßig vor.
    Ich erzähle das so ausführlich, um zu zeigen, dass es keine festen Regeln bei der Verwendung der Genannt-Namen, die übrigens bis weit ins letzte Jahrhundert benutzt wurden und sogar jetzt noch manchmal auftauchen, gibt. Zwar spielten die Hofnamen (größere Kotten eingeschlossen) eine Rolle, aber da sich die Leute normalerweise mit Vornamen ansprachen, kamen die Familiennamen im Grunde nur in Urkunden zum Tragen und da schrieb der Pastor oder der Bürgermeister das dann so, wie er das wusste.

  • Hallo zusammen
    Ich habe hier in Österreich noch in keinem KB gelesen ´´genannt´´.Bei uns sind die vulgo Namen üblich.Ich habe einen Ahnen der Tengg hieß (er stammte von einer Hube ab die vulgo Tengg hieß) und er heiratete eine Tochter der Kenziahube.Die ganze Linie heißt bis Heute Tengg und nicht Kenzian wie man ev.annehmen möchte da der vulgo Namen nur für die Hube vergeben wurde.Ein anderer heißt Huber und wohnte vulgo Schneiderle.Meine Kenntnisse stammen aus dem zuständigen KB das ab 1630 geführt wurde und der Ahn 1642 dorthin einheiratete.Ich glaube daher das Teves ein vulgo Name ist
    LG
    Franz Josef

  • Ich sehe gerade, daß Besagte beim Geburtseintrag 1821 im KB nur noch Theves genannt wird, allerdings ist der Name jetzt mit einem "h" versehen...
    Danke für die Auskünfte


    Viele Grüße, Stefan

  • Hallo Franz Josef,


    dis Õsterreicher waren da etwas strukturierter. In Westfalen und speziell im Münsterland muss man mit allem rechnen. Das hat Rotraud azsgezeichnet dargestellt.


    Ein Extrem ist: A heiratet B und sie übernehmen Hof C. Die Kinder heißen C, oder aber nur der Hoferbe oder die -erbin.

  • So isses. :)


    Im Prinzip sollte vulgo und genannt das Gleiche sein, ebenso "dictus" was man in Kirchenbüchern auch häufig findet.
    Mag sein, dass das Prinzip in Österreich konsequent durchgezogen wurde, hier im Münsterland sollte man vorsichtshalber immer nach beiden Namen - oder wie Simone schrieb - auch nach drei Namen schauen.
    "Genannt" oder "dicta" findet sich übrigens auch sehr häufig bei Frauen, besonders, wenn sie als Patinnen auftreten. Dazu sollte man wissen, dass Frauen meist ihren Geburtsnamen behielten, im ganzen Norden findet man ja auch auf Hausinschriften oft die Namen von Mann und Frau mit dem Zusatz "Eheleute". Wenn das steht Anna Schulte gnt. Meier heißt das, dass sie eine geborene Schulte, jetzt (nunc) Ehefrau Meier ist, ebenso so oft steht einfach da : Anna Schulte Frau Meier. Bei uns sind im 19.Jahrhundert auch die meisten Sterbeeinträge von Frauen so gehalten, dass dort zuerst der Vorname mit dem Geburtsnamen steht und dann der Ehename.
    In meinem Heimatort kippte das mit Beginn des 20.Jahrhunderts und verheiratete Frauen erscheinen im Sterbeeintrag oft nur noch mit dem Ehenamen, ohne den Zusatz "geb. XY".