von der Pfalz nach NRW ausgewandert

  • Guten Tag und Hallo,
    Moin Bärbel,
    was für ein Bericht. Alle Achtung! So etwas hatte ich noch nicht gehabt. Bin schon eine Weile am tüffteln, um alles in eine logische Reihe unterzubringen.
    Plaggenburg ist ein Ort in Ostfriesland. Ich erschlage Dich mal nicht mit Zahlen. Wann, wie und wieso und wer. Die Pfäzer vom Niederrhein sind dort hingezogen und haben sich mit den Ostfriesen vermischt. Schwierig war die patronymische Namensgebung und der Dialekt und die plattdeutsche Sprache. Auf jeden Fall sind die Wickerts auch in Plaggenburg 1798 angekommen. Ihr Name wurde Wichers/Wiegert/Wykert. Johann Heinrich Wickerts wurde beim Taufeintrag seines Sohnes David 1856 Wiegert geschrieben und sein Sohn dann auch Wiegert. Auf jeden Fall hatte ich versucht ohne Rootsweb oder familysarch Bücher die Vorfahren zu ergründen. Natürlich schaue ich auch mal auf den Seiten nach und man kommt schon in Versuchung mal schnell ein paar Hundert zu übernehmen. Ich habe mir Deine Zusammenfassung mal ausgedruckt. Muss ich mal in Ruhe durchlesen und rufe mal einen Herrn Wickert an, den ich kenne. Wenn Du die Arbeiten von Herrn Weber einsehen möchtest oder die Besiedelung von Plaggenburg, das Buch von Böhmer lesen. Kann ich Dir dem entsprechend zusenden.
    Die Nachfahrenlisten sind ziemlich interessant. Die Sippen hatten immer wieder untereinander geheiratet. Und wie Du schön erwähntest. Die Paten waren immer aus der näheren Familie.
    Mit freundlichem Gruß
    schönen Sonntag noch Paul



  • Hallo Paul,


    danke für die Blumen ;)


    Es sind - wie geschrieben - nur Vermutungen, die noch durch Originaleinträge zu bestätigen oder zu widerlegen sind.
    Aber es gibt eben einige Auffälligkeiten und die Bevölkerung in der Region war während des 30-jährigen Kriegs ziemlich dezimiert worden. Die Dörfer sind sowieso schon klein, aber um 1680 (von wo es Bevölkerungszahlen in der Region gibt) waren sie noch kleiner als am Ende des 16. Jh. (da gibt es auch Zahlen).
    Es kann zwar durchaus sein, dass es in der Region unterschiedliche Wickert-Linien gab und sich der Nachname unabhängig in verschiedenen Dörfern herausgebildet hat (dazu gibt es bei anderen Nachnamen durchaus Beispiele). Aber aufgrund der angedeuteten Patenschaften und auffälligen Namenskombinationen zwischen den (katholischen) Wickert-Familien in den evangelischen Orten auf der einen und den Wickert-Familien sowie mit ihnen verwandten Familien in der Pfarrei Mannebach auf der anderen Seite, halte ich es für vielversprechend, diese These weiter zu verfolgen.


    Wahrscheinlich kommen wir nur mit den Originalkirchenbücher wirklich weiter, die für die katholischen Pfarreien im Bistumsarchiv Trier liegen.


    Ich kann Dir die Aufstellungen der Mannebacher Wickert sowie die Bucher Linie über den Sohn von Nicolaus Heinrich Wickert schicken, soweit ich sie habe (Leider habe ich da vor allem meine direkten Familien notiert, weniger die Nachkommen der Geschwister.) Dauert aber etwas, da ich momentan ziemlich voll mit Arbeit bin.


    Auf dem Hunsrück sind die konfessionellen Entwicklungen seit dem späten 16. Jh. bei der Forschung relevant, genauso wie die territoriale Zersplitterung der Region. Die ehemaligen Zugehörigkeiten zu bestimmten Territorien (z. B. Kurtrier, Kurpfalz, Sponheim, reichsunmittelbare Ritterschaften, Zwei- oder dreiherrischen Kondomien sowie später die Teilungen zwischen den verschiedenen pfälzischen Familienzweigen und Baden) haben früher die Heiratsmöglichkeiten beschränkt und später die Konfessionen bestimmt. Die Unterschiede - teilweise zwischen Nachbardörfern - sind teilweise bis heute spürbar (z. B. im Dialekt, aber auch in der Konfession und daraus abgeleitet gibt es bis heute Mentalitätsunterschiede.)
    Das ist ziemlich verwirrend, aber wenn Du einsteigen willst, schick mir mal Deine Mailadresse über die privaten Nachrichten.


    Viel Erfolg bei der weiteren Suche


    VG
    Bärbel


    P.S. Aurich ist für mich ein Begriff - u. a. da ich im Studium einen guten Freund hatte, der aus Aurich stammte.

  • Moin Bärbel,
    beruflich angespannt, geht es mir genau so zeitlich gesehen wie Dir. Bleibt nicht viel über für konstruktive Ahnenforschung. Muss mir richtig die gewonnene Zeit einteilen. Wenn der Bann zu dem geschichtlichen Hintergrund nicht wäre, hätte ich nie zu diesem Thema einen Gedanken gehabt.
    <> Geographisch desorientiert zu den Orten Hollnich - Mannebach. Sind diese nicht ziemlich weit auseinander? Zu dem besagten Jahrhundert, also der Zeit über der wir sprechen. Wie groß wohl die Orte gewesen sein mögen?
    Hier in Ostfriesland wäre es ziemlich einfach! Einige durch fährst Du mit dem Fahrrad binnen Sekunden und Minuten. Von daher gab es auch früher nicht viele Bewohner in einem Ort. So auch die bewohnende Sippe überschaubar gewesen sein sollte. Da gebe ich Dir recht. Bei Wickert und Co sind interessante Zeilen geschrieben, die Du wahrscheinlich schon gelesen hast? Oder? Da sind für mich viele Fragezeichen offen. Sowohl sich ein Weg auf die Seite von Gedbas lohnt. Doch dort wird man auch nicht schlauer. Da werden wohl, wie von Dir angedacht die original Kirchbücher Lösungen finden. Da habe ich auch leider keine Zeit. Doch hier noch eine abschließende Frage.
    Wenn man in Frankfurt am Main um 1750 einen FN Scharff sucht der einen FN Hahn heiratete, wohin sollte man einen Brief schreiben. Wir sind wegen den Wickert nicht aus der Welt. Ich weiß wo ich Bärbel finde.
    Mit freundlichen Gruß Paul

  • Hallo Paul,


    ich mache das hier auch nur "zur Entspannung" nach der Arbeit. Ist gut dafür auf andere Gedanken zu kommen. :)


    Hollnich und Mannebach liegen weniger als 10 Km Luftlinie auseinander. Das ist also rein geographisch kein Problem. Die Crux ist, dass die beiden Dörfer im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit zu unterschiedlichen Territorien gehörten und die Konfessionen später weitgehend von den Territorialherrn bestimmt wurden.
    Mannebach gehörte zur Herrschaft Waldeck, einem Kleinstterritorium der Ritter (später Freiherrn) von Waldeck (die Boos von Waldeck sind dabei die letzte überlebende Familienlinie). Das winzige Territorium war zweigeteilt, bestand nur aus drei winzigen Dörfern sowie der Burg und lag mitten im Einflussgebiet der katholischen Kurfürsten (und Bischöfen) von Trier (Kurtrier). Es heißt in der Dorfüberlieferung, dass die Boos von Waldeck gerne endgültig zum Protestantismus konvertiert wären, aber die mächtigsten Nachbarn (eben die Kurfürsten von Trier) da erheblich was dagegen hatten. So blieben die drei Dörfer (nach einigen konfessionellen Wirren und Versuchen, die Reformation einzuführen) genau wie die anderen von Kurtrier dominierten Dörfer der Region katholisch. Nur wenige Kilometer östlich endete der direkte Einflussbereich von Kurtrier und die dortigen (stärkeren) Landesherrn (z. B. die Kurfürsten von der Pfalz aber auch die Landgrafen von Hessen, die ein paar Enklaven auf dem Hunsrück hatten) führten die Reformation ein. Hollnich liegt dabei auf der protestantischen Seite, Mannebach auf der katholischen.


    Weiter südlich und östlich im Hunsrück gab es seit dem 30-jährigen Krieg einige Dörfer, in denen es bis heute sowohl katholische als auch protestantische Einwohner gibt. Dazu kommt noch die Unterscheidung nach Lutheranern und Reformierten (Calvinisten), die je nach ehemaligem Territorium quer über den Hunsrück gestreut sind. - Ganz grob kann man sagen: die Hunsrückdörfer bis ca. 10 - 15 km östlich der Mosel (bis zur Wasserscheide bzw. grobe Orientierung: B327 - Hunsrückhöhenstraße) sowie ganz im Norden das Dreieck zwischen Mosel und Rhein (bis vor St. Goar, das selbst hessisch, also protestantisch war) sind - mit einigen Ausnahmen - katholisch, weil die Gebiete früher kurtrierisch waren. Von dort östlich und südlich sind die Dörfer überwiegend protestantisch (mit Ausnahmen) und mittendrin (Region zwischen Kastellaun, Kirchberg und Simmern) gab es einige Dörfer mit katholischen sowie protestantischen Einwohnern.


    Die genaue Größe von Hollnich und Mannebach im späten 17. Jh. kenne ich jetzt nicht. Das historische Ortslexikon des Altkreises Simmern ist leider nicht online sondern kann nur in Bibliotheken eingesehen werden. (Dazu bin ich nicht gekommen.) Aber beide Dörfer sind winzig und waren nie viel größer. Mannebach hat heute knapp über 100 Einwohner und Hollnich (mit dem Ortsteil Gammelshausen zusammen) knapp über 270.


    Durch die Dörfer FÄHRST Du hier im Hunsrück nur in selten Fällen binnen Sekunden mit dem Fahrrad - aber nicht wegen der Größe, sondern wegen den Hügeln und Anstiegen, die Du in der Gegend überall hast. Du SCHIEBST das Fahrrad mühsam zum Ortsausgang auch wenn Du zum Ortseingang reingesaust bist. (Besonders Mannebach liegt nicht gerade "radlerfreundlich" - an jeder Seite muss man beim Rausfahren bergauf kräftig strampeln oder direkt schieben.) ;) :D


    Die Bevölkerungzahl der beiden Dörfer um 1680 (also eine Generation nach dem 30jährigem Krieg) kann ich nur aus Vergleichen mit Nachbardörfern schätzen, von denen mir Zahlen bekannt sind - so zwischen 6 und 15 Familien vielleicht, wobei 15 schon recht hoch geschätzt ist. Naja, Mannebach war damals Pfarrdorf der Herrschaft, daher werden es mehr als 6 aber wohl kaum über 15 Familien gewesen sein. In Dörfer der direkten Umgebung, die heute über 450 Einwohner haben, liegt die Anzahl der Familien 1680 zwischen 12 und 20 Familien.
    Daher war die Anzahl der Einwohner der Region ziemlich überschaubar, was die Überlegungen zur Wickert-Familie eben wahrscheinlicher macht, als wenn es sich um große, dicht bevölkerte Orte gehandelt hätte.


    Puh, Du fragst nach Daten aus Frankfurt. - Ich lebe ja nur da, bin "aageblaggt" (zugezogen) und habe hier keine familiären Wurzeln, kann daher nur schätzen.


    Schreibe doch mal das Stadtarchiv an:


    Institut für Stadtgeschichte


    (früher: Stadtarchiv der Stadt Frankfurt am Main)


    Münzgasse 9


    D-60311 Frankfurt am Main


    Homepage: http://www.stadtgeschichte-ffm.de/




    oder für Frankfurt-Höchst könnte diese Adresse interessant sein:


    Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte
    Bolongaro-Palast
    Bolongaro-Strasse 109
    65292 Frankfurt/Main (Höchst)


    Ich hoffe, Du findest da Hilfe.


    Viel Erfolg bei der weiteren Suche


    VG
    Bärbel

  • Moin Bärbel,
    ist mal wieder ziemlich interessant Deinen Beitrag zu lesen. Das was für Dich Deine Entspannung bedeutet, ist leider für mich ein wenig, na ja sagen wir einmal<>Denkstress<>neues Wort, gerade erfunden! Bei der Suche mit der Hilfe von Maps und der Eingabe Hollnich und Mannebach kamen genau 110 Kilometer heraus. Doch nun habe ich noch einmal genauer geschaut und es gibt Mannebach noch einmal. So wie von Dir erwähnt, ist die kurze Entfernung relevant. Rückt alles natürlich in andere Linien und gibt Deinen Spekulationen Recht! Deine Ausführungen zur Familie Wickert aus diesem Bereich können eigentlich nur so gewesen sein. Es gibt viel zum FN Wickert und so vieles unterschiedliches von den Daten in unserem weiten Netz des Internet. Hole mir lieber Informationen aus Bücher oder Forschern wie Dir! Kann dort besser Vertrauen! Heute wird ja alles mit jedem verheiratet, die Orte und Namen vertauscht. Da ich viel zu viele Endpunkte in meiner Ahnenforschung habe und nicht jedem Zweig mehr folgen kann, bin ich auf Denkhilfe von anderen Angewiesen. In unserem Falle freut sich die Familienkunde Aurich über neues von FN Wickert. Da keine direkte Linie<>indirekt über Ecken!
    Was ist mit Boos. Dieser FN ist auch in Aurich gelandet. Nicht als Boos von Waldeck. Nach dem 30jährigen Krieg hat sich vieles geändert und so mancher Adliger verarmte und wurde zum normalen Volk.
    Ich nehme einmal an das sich im 17ten und 16ten Jahrhundert die gleichen Familien in den Ahnenforschungen wiederfinden lassen. Wendling zum Beispiel aus Michelbach, zurück zu führen auf Henn gnt Engerich *1530 , die Nachfahren leben heute noch in Plaggenburg.
    Auf jedem Fall bis Du 100%tige Hunsrückerin und kennst Dich in der Gegend aus. Dafür kenne ich so manchen Grashalm hier in der Gegend.
    Gruß Paul