Erwachsenentaufe (Familientaufe) im Jahr 1809?

  • Hallo liebe ForscherInnen und AhnunghaberInnen :)


    ich war grad mal bei den Mormonen und hab einige neue Erkenntnisse gesammelt :thumbsup: Ich weiss nicht ob ein Namenstreffer tatsächlich einen Zusammenhang zu meiner Familie hat, das werde ich wohl in Berlin nochmal nachrecherchieren müssen.


    Zu einer Familie habe ich 9 Taufen gefunden. Das Erstaunliche ist, dass sich am 1. Februar 1809 der Vater mit 50 Jahren, und die Kinder mit 13, 11,9 8 und 4 Jahren taufen liessen sowie ein 8 Monate altes Baby dessen Mutter jedoch eine andere ist als die der anderen älteren Kinder. Ort war die Kirchengemeinde Friedrichwerder in Berlin.


    Jetzt frage ich mich (neugierig wie ich bin) wie es kommt, dass die Familie nicht getauft war. Eine Möglichkeit wäre, dass sie Juden waren und wegen der neuen Heirat des Vaters mit einer Christin übergetreten sind.


    Fallen euch noch weitere Gründe ein warum eine Familie nicht getauft sein könnte?

  • Hallo Thea,
    wieso gleich Juden? Es gab auch Katholiken, die zu Protestanten wurden oder anders herum... ;)
    Grüße, Daniel


    Inhalt des Postings falsch - siehe meine Erklärung unten

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von _daniel_ ()

  • Na, weil die Katholliken doch schon getauft sind. Das wird nicht zwei mal gemacht ;) Getauft ist getauft ob Papast oder nicht Papst... oder hat da jemand andere Erfahrungen gemacht? Danke für die Antwort

  • Klaro, da habe ich von 1 bis 3 gedacht, aber 2 übersprungen. :P Steht denn irgendwas im Taufeintrag? Wie war denn der FN der Familie?
    Sorry für meinen Fehler!
    Grüße, Daniel

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


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  • Ich hab ja bisher noch nicht in den Taufeintrag schauen können weil ich erstmal nur bei den Mormonen recherchiert habe. Der Familienname der Familie war Cassel die erste Frau hiess Henriette Ries, die zweite hiess Emilie Driesen Leider haben die Mormonen hier ganz schlecht transkribiert und ich vermute den Namen Driesel. Es gibt im Adressbuch Berlin eine Cassel E. geb Driesel, Redanten Ww.


    Ich frage mich ob es sich um Juden handelte oder ob die Familie garnicht in einer Glaubensgemeinschaft war. Aber was ist wohl unwahrscheinlicher?

  • Erwachsenentaufen gab es uch bei den Mennoniten, aber dort wären dann die Kleinkinder eben nicht getauft worden. Die Taufe eines Juden ist mir erst gestern untergekommen, das war dann auch mit einem Namenswechsel (von Levi zu Levermann) verbunden. Ich nehme aber an, dass jüdische Familien in Berlin zu der Zeit schon eher deutsche Namen führten.
    Heute wird beim Konvertieren gewöhnlich die Taufe anerkannt, aber ich weiß von Verwandten meines Mannes, dass einzelne z.B. ein katholischer Pastor sich noch im letzten Jahrhundert geweigert hat, eine evangelische Taufe als gültig anzuerkennen. So etwas mag über 100 Jahre vorher noch häufiger vorgekommen zu sein.
    Ich vermute, dass die Taufe mit der neuen Heirat zusammenhängt.

  • Ich habe bei dem Nachnamen Cassel/Kassel, der nicht ganz so häufig vorkommt wie z.B. Meier, Müller, Lehmann, Schulze noch einen "Fall" gefunden. Eine Caroline Wilhelmine Cassel wurde 1831 mit 25 Jahren getauft. Ich vermute sie hatte ein uneheliches Kind (Vater aber eingetragen). Das Kind war zum Taufzeitpunkt der Mutter 2 Jahre alt. Mag sein, dass es sich nur um eine Namensgleichheit handelt, deshalb muss ich in Berlin direkt weiterrecherchieren und kann hier bisher nur spekulieren. Die Eltern könnten bei der Geburt kein Geld zum Heiraten gehabt haben und die Frau liess sich taufen als es soweit war.


    Die Kirchen waren vermutlich alle evangelisch.


    Hat jemand noch Fälle von Erwachsenentaufen?


    Gab es das damals überhaupt, dass jemand weder Christ noch Jude war?



    Nachtrag: Ich bin ein Trottel :D in einem Eintrag bei den Mormonen ist der Vater angegeben und der hieß wohl Abraham.

  • Hallo zusammen


    Ich glaube es kommt auf die Zeit an in der ein Mensch hineingeboren wird.Ich selbst wurde in der Zeit des "1000-jährigen Reiches" geboren und der Zeit entsprechend nicht getauft.Meine Taufe fand 1946 statt.Gleich ging es einem Bekannten von mir .Er und seine 2 Brüder wurden ebenfalls erst 1946 getauft.Ich hatte das Glück bei einer Taufe eines Jungen mit 12 Jahren dabei zu sein.Die Eltern standen auf dem Standpunkt dass er selbst entscheiden soll ob er getauft wird oder nicht.Die Mutter des Jungen war die Organisten in der e.Kirche wo der Junge getauft wurde.


    LG


    Franz Josef

  • Abraham war zu der Zeit ein sehr viel häufigerer Name als jetzt. Trotzdem würde ich in diesem Fall unbedingt in Richtung Juden weiterforschen, denn im 19.Jahrhundert traten viele jüdische Familien zum christlichen Glauben über (Mendelsohn, Heine...) und ich denke, dass in solchen Fällen die komplette Familie getauft wurde. Da hier ja auch die Kleinkinder getauft wurden, hatte das sicher nichts mit "eigener Entscheidung" zu tun. Wir haben das selbst so gehalten, aber Anfang des 19.Jahrhunderts war das außerhalb bestimmter Richtungen (z.B. Mennoniten) absolut unüblich.

  • Hallo Thea,


    leider sagtst Du nicht darüber aus, in welche Konfession die Personen hineingetauft wurden. Anders als die großen christlichen Kirchen lehnen die Zeugen Jehovas und die Mormonen die Säuglingstaufe kategorisch ab. (Bei den Mormonen gibt es auch die Totentaufe, welche die anderen Konfessionen ablehnen. Das ist übrigens der Grund, warum sich die Mormonen pflichtgemäß mit Ahnenforschung beschäftigen, was der allgemeinen Öffentlichkeit den Zugriff auf deren Personendatenbank beschert.)


    Vielleicht liegt darin die Antwort auf Deine Frage. Natürlich kann es andererseits auch sein, dass die gesamte Familie konvertierte.


    Gruß
    Detlef

  • Ich gehe davon aus, dass die Familie evangelisch getauft wurde, katholisch ist etwas unwahrscheinlicher. Getauft wurde die Familie in Friedrichwerder (heute Teil von Berlin Mitte). Gab es 1809 schon Zeugen Jehovas bzw. waren Mormonen in Deutschland vertreten? Ich halte das für sehr unwahrscheinlich weil die Taufeinträge für die Kirche sehr umfangreich sind und eher auf evangelisch hindeuten.


    Hab grade gelesen, dass im Jahr 1933 ein Pfarrer der der NSDAP nahestand alte Taufeinträge recherchiert hat und "alle" getauften Juden in Berlin bis 1750 gesucht hat.

  • Auszug aus den betreffenden wikipedia-Artikeln:


    Mormonentum
    ... 1830 gründete Smith [in den USA !*] die erste mormonische Religionsgemeinschaft Church of Christ, die seit 1838 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (engl.: The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) heißt. ... Darüber hinaus betreibt insbesondere die Kirche Jesu Christi HLT seit 1974 internationale Mission ...
    * Anmerkung von mir


    Zeugen Jehovas
    Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA ... gegründete ... Religionsgemeinschaft

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Och man :D warum bin ich nur so neugierig?


    Hab grad noch etwas recherchiert und gegoogelt. Ausser Juden kämen eventuell noch Mennoniten in Frage. Bei den Einträgen die ich bei den Mormonen gefunden habe und die ja häufig nicht vollständig oder fehlerhaft transkribiert wurden steht Wolf or Wilhelm Cassel or Driesen bzw. bei einem Eintrag von Driesen. Der Nachname der zweiten Frau ist auch Driesen.


    Die Kollonisten in der Ortschaft Driesen (heute polnisch) waren Mennoniten (es gab dort aber auch Juden). Ein Prediger der als Ersatz für zwei während des Siebenjährigen Krieges geflohenen Prediger da war hiess Abraham. So mag es sein, dass die Famile Menonitisch war und keine Taufscheine besaß. Aber das ist Spekulation und ich weiss ja nicht mal ob die mit meiner Familie irgendwas zu tun hatten. Aber ich werde versuchen es herauszufinden 8o

  • Hallo Thea,


    ich hab noch was vergessen - zur Kirchengemeinde Friedrichswerder:


    "Die Entstehung der Gemeinde geht auf das Jahr 1680 zurück. Die Gemeinde war mit einer lutherischen und einer reformierten Pfarrstelle ausgestattet ..."
    (Quelle: ELAB, Archivbericht / Beiheft Nr. 14, S.254)


    Es ist also eine "evangelische" Gemeinde.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)


  • Zitat

    ich hab noch was vergessen - zur Kirchengemeinde Friedrichswerder:

    danke, das war die Information die mir auch fehlte. Ich war mir fast sicher - und es erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Verwandtschaft ein klitzekleinwenig.

  • Na, weil die Katholliken doch schon getauft sind. Das wird nicht zwei mal gemacht Getauft ist getauft ... oder hat da jemand andere Erfahrungen gemacht?


    Also wenn ich mich nicht ganz täusche, wurde ich zweimal getauft, zuerst evangelisch, ein paar Jahre später katholisch. Müsste ich jetzt direkt mal nachsehen, ob das zweite tatsächlich eine richtige Taufe war.

  • Hallo Thea,


    die Vermutungen meiner Vor-"redner" bezüglich Mennoniten sind sehr plausibel. Bei diesen sind eine ganze Reihe von Familien über Jahrhunderte lang bis heute in täuferischen Glaubensgemeinschaften verwurzelt geblieben, aber es gibt auch zahllose Beispiele von religionsverschiedenen Heiraten und Übertritten in andere Kirchen. In deinem Fall erscheint ja eine neue Ehefrau, vielleicht hat die auf eine "richtige" Taufe Wert gelegt.


    Cassel ist bei Mennoniten kein unbekannter Name. Könnte das von dir gefundene "Driesen" auch Dreisen im Donnersberg-Kreis/Rheinland-Pfalz sein? Dort waren traditionell Mennoniten ansässig. Genealogie und Familiengeschichte werden bei denen sehr gepflegt, es gibt eine Forschungsstelle, die auch Anfragen beantwortet. Dazu sollte aber man einige gesicherte Angaben machen können.


    Interessant wäre natürlich, die Taufeinträge einzusehen. Ziemlich sicher hat der Pfarrer bei dieser doch eher ungewöhnlichen Taufe einen Vermerk angefügt.


    Bleibe neugierig!

    2 Mal editiert, zuletzt von hhg ()