Warzenfieber

  • Hallo allerseits,


    in einem Sterbeeintrag aus dem Jahre 1833 fand ich in einem westpreußischen Kirchenregister den Todesursacheneintrag: Warzenfieber. Ich habe es auch trotz Internetrecherche bislang noch nicht rausgekriegt, was sich dahinter verbirgt. Ist einem von Euch dieser Begriff schon mal begegnet?

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

    Homepage: https://egonossowski.wixsite.com/meinewebsite

  • Den Begriff kenne ich nicht. Sicher dass es Warzenfieber heisst und nicht schwarzerfieber oder so? War das ein Kind oder ein Erwachsener bzw. wie alt war derjenige? Zu der Zeit kannte man zwar schon einige Krankheiten aber nicht deren Ursache, vor allem nicht in den kleineren Gemeinden. Die Todesursachen aus den Kirchenbüchern waren immer sehr ungenau, meisst kann man heute nur noch grob erkennen ob es sich um Tod durch Unfall oder Krankheit handelte. Ich vermute der Grund warum man es überhaupt aufschrieb war der Tagebuchcharakter aus den ersten Tagen der Kirchenbücher. Da schrieb der Pfarrer sozusagen eine Chronik seiner Gemeinde.

  • Hallo "Thea1966",
    die Todesursache ist tatsächlich mit Warzenfieber angegeben. Der daran Verstorbene war ein 30-jähriger Bauer.
    Könnte es sich vielleicht um eine Art Blutvergiftung handeln? Hygiene nach unserer Vorstellung gab es noch nicht, schmutzige Arbeit in der Landwirtschaft - dann vielleicht eine bei der Arbeit aufgerissene Warze und zack, bist Du tot. So stell' ich mir das vor. Aber wer weiß?

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

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  • Hallo zusammen
    Ich habe meine schlauen Bücher ein wenig durchgesehen und nichts gefunden.Ich kann mir nur vorstellen,dass er eine etwas größere Warze hatte und diese aufgekratzt hat.Diese Stelle entzündete sich und er bekam dadurch Fieber wodurch er letztlich daran starb.
    LG
    Franz Josef

  • Wäre dies eine mögliche Antwort?


    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finanzierte der US-amerikanische Unternehmer Henry Meiggs den Bau der höchsten Eisenbahn der Welt: über die peruanischen Anden von Lima nach Oroya in bis zu 5.000 m über dem Meeresspiegel. Man hoffte, dort riesige Mengen von Bodenschätzen zu heben. In ganz Peru und Chile wurden Arbeiter angeworben, um den Bahnbau zu unterstützen. Im Jahre 1869 verließ die Strecke das Tiefland und erreichte entlang des Rimac-Flusses Höhen von über 1000 m. Zu der Strecke gehörte auch die Verrugas-Brücke. Tausende von Bahnarbeitern lebten unter schlechtesten hygienischen Verhältnissen. In den Massenunterkünften trat eine völlig neuartige Erkrankung auf. Die Arbeiter litten zuerst an hohem Fieber, bevor Tausende von ihnen an schweren Anämien (Blutarmut) und aufgrund von Sekundärinfektionen wie Miliartuberkulose, Shigellosen und Salmonellosen verstarben. Die Krankheit war in dieser Region jedoch alles andere als neu.


    Schon im Jahre 1540 berichtete Valdizan, der Militärberichterstatter von Francisco Pizarro, von einem Ausbruch einer Krankheit unter den Soldaten, die mit hohem Fieber begann und den Überlebenden nach einiger Zeit blutgefüllte Warzen entstehen ließ. Das war die schriftlich älteste Überlieferung im Zusammenhang zwischen der fiebrigen Erkrankung (Oroya-Fieber) und den Peru-Warzen (Verruga peruana). Dieser Zusammenhang wurde durch den tödlich verlaufenen Selbstversuch des peruanischen Medizinstudenten Daniel Alcides Carrión (1857–1885) nachgewiesen, nach dem die Krankheit später benannt wurde.[1]


    Jedoch zierten die Warzen nicht nur bildhafte Darstellungen von Menschen auf Töpfereien und Stelen, sondern sogar präkolumbische Mumien.


    Diese Kenntnisse gerieten in Vergessenheit, sodass die Krankheit 1915 von Richard Pearson Strong bei einer wissenschaftlichen Expedition der Harvard University unter dem Namen Oroya-Fieber neu beschrieben wurde. Den Erreger hatte bereits 1905 Alberto Barton entdeckt.

  • Hallo asduro
    Du könntest eventuell recht haben aber da frage ich mich wie der Bauer im Jahre 1833 nach Peru,Ecuador oder Kolumbien kommt.
    Das Fieber wird durch die Sandfliege übertragen und kommt in Gebirgstälern vor.Sie lebt oberhalb von 800 m bis 3000 m Seehöhe und ist in nur in den bereits genannten Ländern beheimatet.
    Warzen sehen zwar harmlos aus aber sie sind unberechenbar.Es handelt sich dabei um Virusinfektionen der Haut oder der Schleimhaut.Es könnte sich daher tatsächlich so geschehen sein wie ich 2013 in meinem Beitrag schrieb.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Gab es womöglich noch andere fiebrige Krankheiten (in Deutschland) bei denen Warzen entstehen, die dann womöglich den Arzt dazu bewogen haben könnten, das Fieber als "Warzenfieber" zu bezeichnen? Vielleicht irgendetwas, was bei eh schon geschwächtem Körper als gefährliche Sekundärinfektion auftreten kann?
    Womöglich hat der Arzt dann eine derartige Kombination einfach als "Warzenfieber" bezeichnet...

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Pocken:
    Die Inkubationszeit beträgt eine bis zweieinhalb Wochen, meistens jedoch 12 bis 14 Tage. Bei Beginn der Erkrankung kommt es zu schwerem Krankheitsgefühl, Rückenschmerzen mit Fieber und Schüttelfrost, ferner tritt ein Rachenkatarrh auf. Zu diesem Zeitpunkt ist der Patient hochinfektiös. Bei den Pocken ist ein biphasischer Fieberverlauf typisch: Nach 1–5 Tagen sinkt das Fieber und steigt nach einem Tag wieder an. Nun kommt es zu den typischen Hauterscheinungen.[5]


    Die Reihenfolge, in welcher die Hauterscheinungen (Effloreszenzen) auftreten, ist dabei typisch: Makula (Fleck) → Papel → Vesikel (Bläschen) → Pustel (Eiterbläschen) → Kruste. Die verschieden lokalisierten Hauteffloreszenzen sind, im Gegensatz zu den Effloreszenzen bei Windpocken, nacheinander alle im gleichen Stadium. Sie treten fast am gesamten Körper auf, wobei Kopf, Hände und Füße am stärksten, Brust, Bauch und Oberschenkel nur schwach betroffen sind. Ausgenommen sind die Achselhöhlen und Kniekehlen. Die eitrige Flüssigkeit in den Pusteln verbreitet einen sehr unangenehmen Geruch. Bei einem weniger schweren Krankheitsverlauf trocknen die Pusteln etwa zwei Wochen nach Ausbruch der Krankheit nach und nach ein und hinterlassen deutlich erkennbare Narben. In schwereren Fällen können Erblindung, Gehörlosigkeit, Lähmungen, Hirnschäden sowie Lungenentzündungen auftreten. Oft verläuft die Krankheit tödlich. Die geschätzte Letalität der unbehandelten Pocken liegt bei etwa 30 Prozent.