Suche in den Verlustlisten

  • Hallo,
    obwohl noch einige Erzählungen von meinem Großvater vorhanden sind, ist es mir über die Jahre nicht gelungen, etwas mehr Licht in seine Zeit beim Militär zu bringen. Bisher war mir bekannt, dass er im württembergischen Infanterie-Regiment 124 gedient hatte und mit diesem auch in den Krieg gezogen war. 1915 wurde er mit seiner Einheit zum Regiment Lägeler zugeteilt und ist dort noch im gleichen Jahr in Gefangenschaft geraten. Weiter Nachforschungen in den noch vorhandenen Stammrollen scheiterten, weil die dazu erforderliche Angabe zu seiner Kompanie fehlte.


    Auf Grund der großen Entfernung von meinem Wohnort zu dem Archiv in Stuttgart hatte ich dann vor Jahren die Recherchen zu diesem Thema eingestellt. Die Tage las ich dann von den Verlustlisten bei Genealogie.net und hatte dann auch gleich einen Versuch gestartet. Ich muss gestehen, dass ich zunächst nicht so recht an einen Erfolg geglaubte hatte und war erstaunt, dass es da zwei Einträge zu meinem Großvater gibt.


    Zunächst wird er in der Liste vom 10.11.15 in der 4. Kompanie als vermisst gemeldet. In einer weiteren Liste vom 16.12.1915 wird dann die Meldung mit seiner Gefangenschaft ergänzt. Eigentlich hatte ich mich schon darüber gefreut, dass ich endlich etwas zur Kompanie erfahren hatte, aber es tauchte nun ein neues Problem auf. In der Liste vom 16.12. wird neben seiner Zugehörigkeit zur 4. Kompanie nicht das InfRgt 124 genannt, sondern das InfRgt 120. Ich wollte dann in der Liste vom 10.11. nachschauen, aber dort beginnt der Übertrag mit der 2. Kompanie. Es wäre für mich deshalb wichtig, in der vorausgehenden Seite nachzuschauen, ob es in dieser Liste auch um die Verluste des InfRgt 120 geht. Wie komme ich also auf diese Seite?


    Die Seite mit dem Eintrag zu meinem Großvater in der 4. Kompanie:
    http://des.genealogy.net/search/show/761123


    Reinhard

  • Reinhard,


    in der RL von 1914


    Lägeler, Maj., Inf.Rgt. 124
    Lägeler, Hptm., Inf.Rgt. 127


    Ehren-RL. 1926:


    Lägeler, Maj., Inf.Rgt. 124 (Oberst a.D.)
    Lägeler, Hptm., Inf.Rgt. 127 (Oberstlt. a.D.)


    Hast du mal versucht die Regimentsgeschichten der beiben Rgt. zu bekommen?.
    Versuch das mal über die Fernleihe deiner Bücherei/Bibliothek.


    GEORG SIMON, OBERST A.D. (BEARB.)
    Das Infanterie-Regiment "Kaiser Wilhelm, König von Preußen" (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914 - 1918.


    Gerhard Wolters:
    "Das Infanterie-Regiment König Wilhelm I. (6. württ.) No. 124 im Weltkrieg 1914-1918" - Stuttgart, Belser, 1921 (114 Seiten) (Band 15 "Die württembergischen Regimenter im Weltkrieg 1914-1918").


    Oberstleutnant A. Schwab und Hauptmann A. Schreyer:
    „Das neunte württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“


    Ab 21.04.1916 Oberstlt. Lägeler, Rgts.-Chef wü. Inf.Rgt. 124
    http://wiki-de.genealogy.net/IR_124

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    VG vom Deisterrand :thumbup:
    Harald

    Einmal editiert, zuletzt von Deisterjäger ()

  • Hallo Harald,


    danke für deine Buchempfehlungen. Über das IR 124 habe ich schon ausreichend Informationen, da wir ja davon auch ausgegangen waren, dass er mit diesem Regiment in den Krieg gezogen war. Der Irrtum entstand wohl dadurch, dass mein Großvater aus der direkten Linie und mein Urgroßvater (1870/71) bereits in diesem Regiment gedient hatten. Alle drei lebten in der gleichen Region, also ging man wohl davon aus, dass auch alle zum gleichen Regiment eingezogen wurden.


    Dafür sprachen dann noch die Erzählungen von den Ereignissen in den Argonnen und dem Kanonenberg mit dem Regiment Lägeler. Dieses Regiment wurde ja aus je einem Bataillon des IR120, IR123 und IR124 gebildet, deshalb viel der Irrtum auch nicht auf. Zugegeben es gab da aus den Erzählungen zum Standort Ulm noch ein paar Hinweise, mit denen wir eigentlich hätten hellhörig werden müssen.


    Ich habe das Buch „Die Württemberger im Weltkrieg“ von Generalleutnant Otto v. Moser, das reicht eigentlich aus um die abweichenden Geschehnisse vom IR 124 zum IR 120 zu ergänzen, zumal beide in der gleichen Division eingesetzt wurden.


    Warum mir die Auskünfte aus den Stammrollen so wichtig sind, liegt nicht so sehr am großen Kriegsgeschehen, sondern in den persönlichen Details. Es ist zum Beispiel nicht so recht klar, ober er zum Zeitpunkt der Mobilmachung bereits aktiver Soldat war oder ob aus der Reserve einberufen wurde. Es würde mich auch interessieren, wann ihm das EK I verliehen wurde und vieles mehr. Gestern habe ich jedenfalls gleich eine Anfrage an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart gesandt und bin auf die Antwort gespannt.


    Eines ist klar, ohne die Verlustlisten in Genealogie.net wäre ich hier jedenfalls nicht weitergekommen.



    Reinhard

  • Moin Reinhard,


    ja die abgeschriebenen VL sind schon eine gute und lobenswerte Sache und auch eine große Hilfe bei der Suche nach Angehörigen
    die Kriegsteilnehmer im WK I. waren. Ich habe auch lange suchen müssen um den Großvater meiner Frau zu finden der im April 1918
    noch zu Hause war und geheiratet hat dann aber wie vom Erdboden verschluckt war. Leider sind zusätzlich noch die letzten schriftlichen
    Unterlagen mutwillig vernichtet worden was zu dieser langen Suche führte. Ich habe mir die VL als Kopie auf CD/DVD besorgt und kann daher
    hier so ein wenig selber blättern.


    Bei meinen Großvätern hatte ich Glück das ich von beiden noch Abschriften der Stammrollen bekommen habe und somit die gesamte Zeit
    nachvollziehen kann. Leider hat nicht jeder das Glück.


    Jedenfalls freue ich mich dir weitere Denkanstöße gegeben zu haben und würde mich freuen wenn Du zu einem guten Abschlußß kämst.

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    VG vom Deisterrand :thumbup:
    Harald

  • Was soll ich sagen, ich bin begeistert. Heute sind die Kopien von der Stammrolle meines Großvaters vom Staatsarchiv in Stuttgart eingetroffen. 3 Kopien DIN A3 inclusive der Recherche für 15,50 Euro, das blieb weit unter dem Betrag, den ich eigentlich erwartet hatte.


    Jetzt ist auch klar, wie es zu dem Irrtum zwischen dem IR 124 und IR120 gekommen war. Mein Großvater hatte bereits seinen Wehrdienst 1911-13 beim IR 124 abgeleistet und wurde dann aber mit der Mobilmachung zum IR 120 eingezogen. Ich weiß jetzt auch genau, dass er mehrmals im Lazarett war, wann er konkret in Gefangenschaft geriet und auch den Zeitpunkt seiner Entlassung im Jahr 1920. Nun ja, da sind noch viel mehr Details aus dieser Zeit, die ich aber erst noch genauer auswerten muss.


    Wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, wie der Zufall oft unerwartete Dinge aus der Vergangenheit wieder preisgeben kann.



    Reinhard

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich die Stammrolle meines Großvaters ausgewertet habe, bleibt nur noch eine Frage zur Abkürzung einer Dienststelle ungeklärt. Mit dem rot markierten Buchstaben kann ich einfach nichts anfangen.


    Ich lese da: "ErsRes (?)/124 II. R.d.".


    Der unklare Buchstabe kommt in der Stammrolle nur an den rot markierten Stellen vor, aus dem Kontext eines Satzes läßt er sich also nicht ableiten. Ein E kann es eigentlich nicht sein, da die Schreiber in der Abkürzung „ErsRes“ und an verschiedenen anderen Stellen die sonst übliche Sütterlinschrift angewandt hatten.


    Ich meine diese Schreibweise schon einmal gesehen zu haben, aber das bringt mich im Augenblick auch nicht weiter. Es währe schön, wenn es da eine Erklärung aus dem Forum geben würde. Eventuell hat ja jemand eine Idee, die mir weiterhelfen könnte.



    Eintragung in der Stammrolle:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/19939050wj.jpg]



    Der gleiche Eintrag im Auszug der Stammrolle:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/19939048zr.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/19939049jt.jpg]




    Reinhard

  • Hallo Reinhard,
    das rot Unterstrichene dürfte ein großes "E" sein und sollte für "Ersatz", bzw. bei Angabe einer Einheit für "Ersatz-Bataillon" stehen.


    7.8.14 z. 2. K. d. E. 124 = 7.8.14 zur 2. Kompanie des Ersatz-Bataillons Infanterie-Regiment Nr.124
    7.12.14 z. 8/128 i. Feld = 7.12.14 zur 8. Kompanie Infanterie-Regiment Nr.128 ins Feld
    17.2.15 z. 2/E. 120 = 17.2.15 zur 2. Kompanie Ersatz-Bataillon Infanterie-Regiment Nr.120
    1.4.15 " 4/120 " Feld = 1.4.15 zur 4. Kompanie Infanterie-Regiment Nr.120 ins Feld


    ;) Gruß Jens

  • Hallo Jens,


    danke, so ähnlich hatte ich das auch gelesen. Gerade habe ich festgestellt, dass ich die Beschriftungen zu meinen Bildern versehentlich vertauscht habe. Die beiden letzten Bilder gehören also zu der eigentlichen Stammrolle der Kompanie.

    Leider ist der erste Eintrag vom 08.08.14 bei meinem Großvater etwas undeutlich. Ich stell also nochmals die gleichen Einträge eines anderen Soldaten ein, dann wirst Du sehen, warum ich da so meine Zweifel zum Buchstaben "E" habe.


    Als erster Eintrag lese ich ähnlich wie bei meinem Großvater:


    b. 8. 1. 15 Ers. Res. ?/120(1.)
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/19946492ot.jpg]


    Gruß Reinhard

  • Hallo Reinhard,
    meiner Meinung nach sind das beide große E's, es dürfte sich vermutlich nur um ein Eigenart des Schreibers handeln. Also der Unterschied zwischen
    einem allein stehenden "E" und einen "E" in einem Wort (mit dem Schwung nach unten, damit man z. B. die nächsten Buchstaben enger anstellen kann).
    Vermute ich mal so!? ;) Gruß Jens


    8. 1. 15 Ers. Res. ?/120(1.) = 8.1.15 Ersatz-Reservist Ersatz-Bataillon Infanterie-Regiment Nr.120 (1. Kompanie)

  • Hallo Jens,


    da werde mich wohl deiner Argumentation anschließen, zumal mir der Zweck dieser Einheiten eigentlich schon zu Beginn klar war. Mich hatte eigentlich die Versetzung vom 14.02.15 zur E/120 etwas verwundert, weil dieses Ersatzbataillon in jener Zeit in Ulm stationiert war, also fernab vom Regiment. Ich hatte deshalb vermutet, dass es da um eine andere Einrichtung ginge, die in Longuyon gelegen haben könnte. Von diesem Ort weiß ich, dass er Dreh- und Angelpunkt in Sachen Nachschub und Versorgung war.


    Nun ja, eventuell war mit dieser Versetzung auch ein kleiner Genesungsurlaub in der Heimat verbunden, zumal es aus dieser Zeit auch ein Foto von meinem Großvater in Felduniform gibt. So fügt sich ein neues Puzzle zusammen, denn bisher war nur bekannt, dass dieses Foto 1915 bei einem Heimaturlaub aufgenommen wurde.


    Unabhängig davon war ich sehr verwundert, dass die Kriegsstammrolle noch bis in das Jahr 1935 weitergeführt wurde und darin auch die Entlassungsdaten aus der französischen Kriegsgefangenschaft im Jahr 1920 vermerkt war.



    Gruß Reinhard