Museum für Wossidlo - dem Volkskundler

  • Hallo,
    in der Ostsee-Zeitung fand ich folgenden Artikel:


    Wochenendausgabe, 11. Juni 2005 | Kultur
    Erstes Museum für Richard Wossidlo eröffnet


    In Walkendorf, Landkreis Güstrow, entstand das „Wossidlo Haus“. Der Volkskundler wuchs im Nachbarort Friedrichshof auf.


    Gnoien/Walkendorf (OZ) Richard Wossidlo inspiriert. Nach Sprüchen, die der berühmte mecklenburgische Volkskundler (1859 – 1939) sammelte, schufen erst jüngst die Eleven der Rostocker technischen Kunstschule kleine Kunstwerke. „Ihr haben sie auch das ganze Gold abgeküsst“ – diese von Wossidlo notierte Redensart nahm in einer Zeichnung die Form eines Popos an – blankgeküsst, bis auf einige Goldfetzen.
    Zu sehen ist die vergnügliche Schau im „Wossidlo Haus“, das gestern nachmittag in Walkendorf bei Gnoien eröffnet wurde. Im Vordergrund des neuen Museums stehen selbstredend die Person Richard Wossidlo und sein Schaffen, aber auch sein Geburtsort Friedrichshof. „Wossidlo wurde im einstigen Gutshaus geboren und verbrachte dort seine ersten drei Lebensjahre“, berichtet Dr. Hildegard Brekenfeld vom Förderverein der Heimat- und Kulturpflege im nördlichen Landkreis Güstrow e. V. Das kleine Nachbardorf Friedrichshof verschwand 1971 von der Landkarte, ein Opfer der DDR-Landwirtschaftspolitik. Ein Ausstellungsraum erinnert an Friedrichshof. „Auch beispielhaft für die vielen damals ausradierten Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern“, erklärt die Historikerin Dr. Angelika Halama aus Buxtehude. Ihre Forschungsergebnisse sind in den gut aufbereiteten Schautafeln (von Birke Sander) nachzulesen, Fundstücke – u. a. das in Friedrichshof hergestellte Waldglas – in Vitrinen zu betrachten.
    Walkendorf nimmt sich Richard Wossidlos auch als das früher für das Nachbardorf zuständige Kirchdorf an. Die erste Tafel im Wossidlo-Raum macht das anhand der Eintragung zur Hochzeit seiner Eltern im Kirchbuch deutlich. Den Raum dominiert eine Nachbildung der bekannten „Zettelwand“ des Sammlers. Das Original mit über zwei Millionen Notizblättern befindet sich im Wossidlo-Archiv der Universität Rostock. Von dort bekam der Förderverein auch wissenschaftliche und in Gestalt von Susann Lambrecht und Birke Sander auch ideenreiche und tatkräftige Unterstützung, wie Dr. Hildegard Brekenfeld lobt. Die frühere Tierärztin, in den 1990ern Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis, demonstriert hinter einem wuchtigen Schreibtisch die Arbeitsweise des Volkskundlers. Darauf liegt z. B der Brief eines Lehrers aus Walkendorf, der – wie hunderte anderer Gewährsmänner – Wossidlos Fragen beantwortet. Etwa: Wie sagt man bei Ihnen zu Birnbaum? Oder zu Mistkarre?
    Ein großes Schild lädt die Besucher ein, sich hier hinzusetzen und alles in Ruhe zu lesen. „Wossidlos Erbe ist unerschöpflich“, sagt Dr. Brekenfeld. Bei der Konzeption und dem Aufbau des „Wossidlo Hauses“ hätten sich viele Ideen für künftige Projekte ergeben. „Wossidlo und die Jagd“, „Wossidlo als Rosen-Liebhaber“ sind denkbare Themen für Sonder-Ausstellungen. Die Vereins-Vorsitzende fühlt sich dem weltweit geachteten Volkskundler eng verbunden. Im Vorraum der neuen Gedenkstätte steht wie zum Beleg ein großer Ofen mit Kacheln. Die Reliefs darauf illustrieren Strophen des Liedes „Von Herrn Pastorn sien Kauh“ – Wossidlo wollte seinerzeit auch wissen, welche davon in Mecklenburg verbreitet sind. Die Kacheln entstanden 1986 in einem Keramik-Zirkel, den Frau Brekenfeld leitete. Zwischenzeitlich lagerten sie in einer Scheune.
    Das „Wossidlo Haus“ ist auch von außen ein Kleinod. Erdig rote Wände, moosgrüne Türen und Fenster. Nur tief gefurchtes Eichengebälk erinnert an die Zeiten, als es – 1662 urkundlich belegt – Fuhrwerken als Ausspanne diente. Anfang der 1990er schien es dem Verfall preisgegeben. Bis eine Bürgerinitiative 1993/94 den Förderverein gründete und dieses sowie andere historische Gebäude im Ort rettete. „Sonst würde hier nur Holunder wachsen“, ist Heinz-Jürgen Lange, einer der immer Aktiven des Vereins, überzeugt. 1996 war das Gebäude gesichert, erinnert sich Hildegard Brekenfeld. 10 000 Mark wurden in Walkendorf dafür gesammelt. Fördermittel steuerten u. a. die EU, das Schweriner Kultusministerium, das Amt Gnoien und die Gemeinde Walkendorf bei.
    Zur Finanzierung des Museumsbetriebes soll die Vermietung von Gästewohnungen beitragen. Für feste Angestellte reichen derzeit die Mittel noch nicht.
    Besichtigung nach Vereinbarung, Tel.: 039972 – 56 192 (Frau Langbein, Büro in der Alten AUsspanne) oder Tel.: 039972 – 51 229 (Frau Dr. Brekenfeld).


    MfG
    Ahnensucher39

    Suche ständig Hinweise zu Lein u. Weiß im Erzgebirge und Vogtland, sowie zu Pieplow und Johannsen in M-V.