Namen wechsel dich

  • Hallo,
    ich habe momentan ein großen Problem, was die Namen meiner Vorfahren betrifft.
    Ich habe zwischen 1630 und 1800 ca. 60 Tippes im Kirchenbuch von Trautenstein gefunden(über 100 Eintragungen!). Eigentlich toll, oder? Nur kann ich Geburt, Heirat, Tod und Eltern extrem schlecht (fast garnicht) zusammenbringen.
    Ich habe das Gefühl, dass ein und dieselbe Person mal Johan, dann Johann Caspar Heinrich und dann Caspar heißt. Manchmal scheint aus einer Johanna eine Anna zu werden. Vielleicht ist sogar ein Johannes zu einem späteren Zeitpunkt ein Hans?
    Außerdem hat jemand der ein Inhaltsverzeichnis in Sütterlin erstellt hat, mal den Nachnahmen aus dem Originalkirchenbuch als Tippe, Tippen oder sogar als Dippe gelesen.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
    Wie sind in dieser Zeit eigentlich die mehreren Vornamen entstanden?
    Kann man aus den Vornamen auf die Elternvornamen , bzw. die Vornamen der Paten rückschließen?

    mit freundlichen Grüßen


    Dirk Tippe

  • Moin,


    also, wenn ich dein Problem recht verstehe, geht es dir darum, dass sich die Namen häufig wechseln.


    Es ist in älterer Zeit durchaus normal, dass sich der Name wechselt. Aus einem Johann Franz wird mal ein Franz, mal ein Johann oder auch später vielleicht ein Johannes Franzikus. Das liegt daran, dass der Pastor u.a. die Einträge vom hören geschrieben hat. Und Tippe, Tippen, Tiepe, Dippe oder wie auch immer klingt ja alles gleich, besonders wenn man bedenkt, dass man früher auch nicht hochdeutsch gesprochen hat, sondern vielmehr den örtlichen Dialekt.


    Gruß


    Benny

  • Hallo Dirk,


    ja, das ist manchmal wirklich nicht einfach. Wer kennt das nicht - diese Änderungen kommen nicht selten vor. Das kann z.B. daran liegen, dass der Johann immer nur Hans genannt wird, und wenn er dann zum Pastor geht um die Geburt seines Kindes anzuzeigen und die Taufe zu bestellen, kennt ihn der Pastor auch nur unter dem Namen Hans. Da wird der Pastor nicht lange Zeit mit der Suche nach einer früheren Eintragung verbringen, er wird ihn einfach als Hans eintragen.


    Aus den Namen der Paten kann man oft Rückschlüsse ziehen, aber leider nicht immer. Genauso wenig wie ein Rückschluss auf die Namen der Großeltern pauschal möglich ist. Dafür muss man sich mit dem KB der betreffenden Gemeinde intensiv beschäftigt haben um die Regelmäßigkeiten zu erkennen.


    Möglich ist z.B.: Der 1. Sohn wird nach dem Vater des Vaters benannt, der 2. Sohn nach dem Vater der Mutter. Die 1. Tochter nach der Mutter der Mutter, die 2. Tochter nach dem Namen der Mutter des Vaters. In einigen Regionen ist das fast schon ein Gesetz, in anderen wird es manchmal so gemacht, in wieder anderen gibt es überhaupt keine Regelmäßigkeiten.


    Dort, wo diese Regelung verpflichtend ist, wird, wenn der erste Sohn im Kleinkindalter gestorben ist, der nächstgeborene Sohn den Vornamen bekommen. Das führt dazu, dass es in einer Familie bei den Kindern ein und denselben Vornamen mehrfach geben kann.

  • Hallo Dirk,


    also ich habe dieses Phänomen der unterschiedlichen Nennung von Vornamen bei ein und derselben Person (teilweise auch der Familiennamen) in meiner Forschung auch:


    Vornamen
    Balthasar (auch erwähnt als Baltzer, Balzer und Balzar),
    Johannes (auch erwähnt als Johann sowie Hans),
    Marie (auch Benigna)
    sowie die üblichen Maria / Marie, Sophia / Sophie, Christina / Christine usw.


    Eine sehr schöne Grübelaufgabe war der gleiche Famielenname, natürlich in der "sehr gut" leserlichen Sütterlin-Handschrift eines gewissen Pfarrers Linger aus Böhmen:


    Endt / Vonendt


    Mit freundlichen Forschergrüßen aus der Mark Brandenburg


    Micha

  • Erstmal DANKE für die Antworten,
    Ich habe jetzt meine rein datentechnische Auswertung der in Trautenstein gefunden Tippes abgeschlossen.
    Aber jetzt komme ich an genau den Punkt meiner zuerst gestellten Frage:


    Wieviel Phantasie darf man denn eigentlich bei der Zuordnung von Geburt, Heirat und Tod anwenden? Oftmals ist ja auch noch ein großer Teil Wunschdenken dabei.(Man will ja eine bestimmte Beziehung nachweisen!)
    Darf ich z.B. einen


    - Johan(n) Caspar Heinrich Tippe, gestorben 07.01.1758 im Alter von 59Jahren 22 Wochen 6Tagen


    einer Geburt eines Heinrich Jacob Tippe am 20.03.1697
    oder einer Geburt eines Johann Heinrich Tippe am 25.03.1691
    zuordnen?


    Oder ist das übertriebene Spekulation und ich muss davon ausgehen, dass der Johann Caspar Heinrich eher von außerhalb in den Ort zugewandert und ganz woanders geboren ist?


    Mit freundlichen Grüßen


    Dirk Tippe

  • Moin,


    hier eine Ferneinschätzung zu machen ist sehr schwierig.


    Ich denke, dass Du, um ganz sicher zu gehen, versuchen musst, andere Quellen herbeizuziehen. Ich weiß nicht, was sich bei Dir bietet. Aber anhand der Kirchenbücher ist es ja nicht eindeutig zuordbar.


    Gruß


    Benny

  • Hallo Dirk,


    bei der Altersangabe im Sterberegister musst Du vorsichtig sein. Das sind manchmal Schätzungen, nicht jeder Pfarrer hat dafür die Bücher gewälzt un ein genaues Alter eintragen zu können. Und die Angaben der Angehörigen sind auch nicht immer korrekt gewesen. Es kann schon mal sein, dass diese Angabe eine Ungenauigkeit von mehreren Jahren (!) hat.


    Ich würde die KB aus dem gesamten Zeitraum durchsehen (mühsam, aber es lohnt sich!) um zu sehen, ob Johan Caspar Heinrich Tippe, Heinrich Jacob Tippe oder Johann Heinrich Tippe irgendwo in Erscheinung treten. Das bedeutet:


    • Das Heiratsregister (Copulationsregister) durchsehen um herauszufinden, ob es unter einem (oder eben auch mehreren!) dieser Namen Eintragungen gegeben hat;
    • Das Taufregister durchsehen um herauszufinden, ob eine dieser Personen Kinder taufen ließ oder ob eine (oder mehrere!) dieser Personen als Taufzeuge (Gevatter) genannt worden ist.
    • Das Sterberegister durchsehen (ab 1691 !) um herauszufinden, ob Johann Heinrich vielleicht im Kindesalter verstorben ist und ein weiterer Sohn diesen (oder einen ähnlichen) Namen erhalten hat.


    Das ist mit viel Arbeit verbunden, aber nur so kannst Du wirklich sicher sein, dass Deine Vermutung wirklich stimmt.

  • Hallo Bonzhonzlefonz und Benny,
    Danke für Eure schnelle Einschätzung.


    Ich bin wirklich ein wenig frustriert. Ich habe 10 Stunden im Landesarchiv von Wolfenbüttel (Niedersachsen) Kirchenbücher gewälzt und pausenlos Informationen gesammelt. Zuerst war ich zuversichtlich, dass ich einen Riesenschritt weitergekommen sei.
    Aber jetzt muss ich erkennen, dass ich wahrscheinlich noch zu wenig notiert habe. Ich werde wahrscheinlich im Herbst nochmal dorthin fahren und mir dann auch zusätzlich Eintragungen bezüglich der Paten ansehen.
    Für den Zeitraum von 1630 - 1800:
    Ich habe viele Tippes (50), die geboren werden und dann teilweise nie wieder in den KB's auftauchen. (Vielleicht verzogen?)
    Ich habe nur wenig Einträge im Copulationsregister (24). Haben die anderen nicht geheiratet oder wurde vielleicht nicht jede Heirat eingetragen?
    Dann sterben auch ca. 50 Tippes in dem Zeitraum, aber das sind nicht genau die 50, die oben auch geboren sind. (Vielleicht haben im Nachbardorf auch welche gewohnt und die haben Wohnungstausch betrieben?).


    Auch muss ich genau überprüfen, ob es nicht vereinzelte Löcher in den Kirchenbüchern gibt.


    Fragen über Fragen, und ich glaube mittlerweile, dass wahrscheinlich viele davon nicht beantwortet werden können.


    SO, und jetzt ein schönes Osterfest!
    Dirk Tippe