Foto - HJ oder Wehmacht

  • Hallo Zusammen,


    nicht nur, dass ich die Beschriftung auf dem Foto nicht lesen kann, würde ich gerne wissen ob mein Opa auf dem Foto eine Uniform der HJ an hat oder von der Wehrmacht.
    Alle anderen Fotos von der Wehmacht, sehen zwar ähnlich aus, aber nicht so wie diese...


    Foto - HJ oder Wehmacht


    :danke: und liebe Grüße Wibi

  • Hallo Michi,


    :danke:, ich hatte es mir schon fast gedacht :]


    Und so wie es ausschaut, könnte der blonde Junge Mann daneben, mein Verschollener Großcousin Heinz Weinert :banana:


    Er sieht nämlich dem Bruder meines Opas verdammt ähnlich...


    Lieben Gruß Wibi

  • Es handelt sich hier um zwei Angehörige der - relativ seltenen - R e i t e r - H J.


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Hallo zusammen!
    Reiter-HJ war mein erster Gedanke. (war ich auch) Links Zugführer wenn die Schnur grün ist, rechts Kameradschaftsführer, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.
    Gruss!
    Hans

  • Hallo Hamann,


    da müßte ich jetzt weiter ausholen :]


    Ich weiß, dass mein Opa während des Krieges unter Rommel gedient hat und in Africa war. Ich warte noch auf Antwort von der Wast.


    Was ich nicht verstehe ist, warum war mein Opa in einer seltenen Reiterstaffel der HJ, warum war er Falschirmjäger in Africa.


    Ich muß dazu sagen, meine Urgroßmutter war eine Jüdin und nur die letzten 3 Kinder von 8 wurden katholisch getauft. In der Volkszählung aus Breslau von 1938 steht auch ganz klar drin, dass sie jüdisch war und auch jüdische Vorfahren hatte.


    Mein Opa hat es sogar geschaft, bei der SS oder wo auch immer auf den Tisch zu hauen und zu sagen:
    "Hallo? Gehts noch? Ich ziehe hier für euch in den Krieg und meine Mutter darf nicht mal da und wann einkaufen wenn sie das will"


    Meine Urgroßmutter bekam andere Lebensmittelkarte und konnte nun "freier" einkaufen.


    Als mein Opa bei diesem Beamten war, war seine 4 Jahre jüngere Schwester bei ihm, der Beamte bezeichnete meine Großtante noch während der Standpauke meines Opa´s als Bastard...


    Das sind alles Dinge, die kann ich nciht verstehn. Ich finde es toll, dass es so gelaufen ist, wie es ist, sonst hätte meine Familie den Krieg wahrscheinlich nicht überlebt und ich würde nicht hier sitzen und fragen stellen.


    Was meint ihr dazu?


    Liebe Grüße Wibi


    P.S. Ich könnte euch noch mehr solche Dinge erzählen, aber ich glaube, dass würde den Beitrag sprengen :D

  • Hallo,


    leider sind das nur Fragen die jemand beantworten kann der dabei war.


    Jedenfalls ist es ja nicht ungewöhnlich das dein Opa erst in der Reiterstaffel war und dann Fallshirmjäger. Die jugendlichen wurden zum Teil zwar schon spezialisert, z bsp Flieger oder Marine, aber ich glaube für Reiter gab es nicht so viel Verwendung.


    Vielleicht hat er sich auch freiwillig gemeldet und wollte unbedingt dahin. Fallschirmjäger waren ja schon etwas besonderes.


    Vielleicht weiß die wast ja mehr.

  • Hallo Zusammen,


    heute kam endlich die Ersehnte Post von der Wast.


    Laut der Wast war er in dem Fallschirmjäger-Regiment 2, Nachrichtenzug.
    Wie schon erwähnt, hieß es immer er habe unter Rommel im AfrikaKorps gekämpft, aber laut Wast ist da nix von zu lesen.
    Allerdings beziehen sich die Einsatzzeiträume und Orte auch aus der Quelle: Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im 2. Weltkrieg 1939-1945.


    Was haltet ihr davon?


    Liebe Grüße Wibi

  • Hallo Wibi,


    unter nachstehenden Link ist eine ausführliche Zusammenfassung der Einsätze des FschRgt 2 zu finden:


    http://www.lexikon-der-wehrmac…mjagerregimenter/FJR2.htm


    Anzumerken ist noch, daß die HJ nichts mit der Wehrmacht zu tun hatte. In der Regel rekrutierten sich die Fallschirmjäger aus Freiwilligen, zumal schon alleine der Sprungdienst ein gewisses Maß an Bereitschaft erfordert. Die Gründe, warum sich der Großvater zu den Fallschirmjägern gemeldet hatte, dürfte hier in der reinen Abenteuerlust zu suchen sein.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo,


    es ist richtig, daß das I./FschJgBtl 2 mit Teilen des Regimentes in Rußland befanden und wegen der geplanten Invasion Maltas abgezogen wurde. Wie zu lesen ist, hatte man sich dann aber entschlossen die Fallschirmbrigade Ramke aufzustellen und nach Afrika zu verlegen.


    Leider habe ich keine Gliederung zur Brigade Ramke gefunden und kann deshalb auch wenig zur Struktur der Kampfgruppen sagen. Sicher ist, daß die Brigade aus drei Kampfgruppen, einer Nachrichentenabteilung, einer Artillerieabteilung und einer PAK-Kompanie bestand. Ferner steht fest, daß die Kampfgruppe Kroh im wesentlichen aus dem I./FschJgBtl 2 bestand. Unklar ist noch, aus welchen Einheiten und Verbänden die anderen Teile der Brigade entstammten.


    Wir wissen auch, daß der Großvater dem Nachrichtzug des Regiments angehörte und aus dieser Ebene der Brigade auch zugeteilt worden sein muß. Ich vermute einmal, daß hier der Stab der Kampfgruppe Kroh oder der Brigade ein neuer Wirkungsbereich für den Großvater gewesen sein könnte.


    Es sei noch anzumerken, daß im März 1943 nur sehr wenige Fallschirmjäger nach Italien evakuiert werden konnten und das I. Bataillon in der Regimentschronik auch nicht mehr erwähnt wird. Sofern es da keine weitere Geschichten des Großvaters zu seiner Zeit bei den Fallschirmjägern gibt, wird er wohl nun seine Kriegsgefangenschaft in den USA oder GB verbracht haben und ihm blieb Untergang des Regiments in der Ruhrschlacht erspart.


    Ich würde hier einmal ein Sachbuch zum Thema der Fallschirmjäger empfehlen. Eventuell könnte der Großvater ja auch schon bei den Einsätzen des Regiments in Holland, Griechenland, am Wolchow und Kreta dabeigewesen sein. Mit Sicherheit hatte der Großvater ein bewegtes Leben.



    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo,


    :danke: erstmal für die Antworten...
    Habe gerade auch noch mit meiner Mutter telefoniert und sie hat mir gesagt, dass mein Großvater erzählt hat, das er über Griechenland aus Afrika zurück kamm. Es gibt sogar ein Foto davon. Er hat erzählt, dass sie total z.b. unrasiert aus Afrika zurück kammen und der Fotograf einfach den Bart wegretuschiert hat, obwohl sie das nicht wollten-ein sprachliches Problem halt... :]


    Es ist richtig, dass ihm die Ruhrschlacht erspart geblieben ist. Er kamm 1944 bei Brest in britische Kriegsgefangenschaft. In der Kopie zum Antrag aiuf Kriegsgefangenentschädigung steht, dass er Oberjäger war, bei der Wast wird er als Unteroffizier geführt.


    Ich habe mal das Foto und den Brief von der Wast online gestellt...


    Bin gespannt auf eure Antworten...


    Foto aus Griechenland - mein Großvater ist der Gutaussehende in der Mitte :D


    Wast - Teil 1


    Wast - Teil 2


    Vielen Dank und liebe Grüße Wibi

  • Hallo Wibi,


    mit dem zeitlichen Ablauf aus den Unterlagen der WASt bin ich nicht so recht zufrieden.


    Hier einmal eine kurze Zusammenfassung der Daten aus meiner Sicht:


    Nach seinem Dienstantritt im Oktober 1940 hatte er zunächst seine Grundausbildung beim 5./AusbRgt 71 in Sorau absolviert, welche bis in den Januar 1941 gedauert haben dürfte. Danach hatte er wohl seine Spezialausbildung im Nachrichtenbereich erhalten. Da hier noch eine ungeklärte Zeitspanne bis Oktober 1942 besteht, vermute ich einmal, daß sich hier zunächst eine anschließende Verwendung als Ausbilder in diesem Ausbildungsregiment angeschlossen hatte. Da bei den Fallschirmjägern der Unteroffizier als Oberjäger bezeichnet wurde, ist es möglich, daß in dieser Zeit auch die Ausbildung zum Unteroffizier und die Beförderung erfolgte.


    Ende Juni 1942 wurde das FschJgRgt 2 nach den großen Verlusten in Rußland zur Auffrischung in die Heimat verlegt. Es dürfte klar sein, daß hier auch einige Spezialisten benötigt wurden, ein Umstand, der dann sicherlich zur Versetzung des Großvaters zu den Fallschirmjägern nach sich zog.


    Sofern die Angaben der WASt stimmen, wurde der Großvater im Oktober 42 zum Regiment versetzt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Regiment bereits im Einsatz in Mittelitalien und die Brigade Ramcke in Afrika. Das in Italien befindliche Regiment wurde dann im November nach Griechenland zur Besetzung der Insel Leros am 16.11.42 verlegt. Ich gehe davon aus, daß der Großvater tatsächlich eine kurze Zeit in Afrika bei der Brigade Ramcke verbracht hatte, dann aber zu dem wichtigen Unternehmen <Leros> vom Regiment benötigt wurde. Hier dürfte die spezielle Ausbildung des Großvaters eine Rolle gespielt haben. Bei dieser Aktion wird auch das Bild aus Griechenland entstanden sein.


    Nachdem das Unternehmen <Leros> abgeschlossen war, wurde das Regiment nach Shitomier an die Ostfront verlegt. Hier kam das Regiment dann auch mit der im Schreiben der WASt erwähnten SS-Panzerdivision <Das Reich> zusammen. Nach weiteren verlustreichen Einsätzen an der Ostfront wurde dann das Regiment zur Auffrischung im Mai 1944 wieder in die Heimat auf den Truppenübungsplatz Wahn verlegt.


    Am 06.06.1944 landeten die Alliierten erfolgreich in der Normandie. Hier wurden alle verfügbaren Kräfte der Wehrmacht gebraucht, so hatte man bereits am 20.06.44 auch das Regiment in die Bretagne verlegt. Im August 44 befand sich das Regiment unter dem Festungskommandanten Ramcke in Brest. Zwei Tage nach der Gefangennahme des Großvaters kapitulierte die Festung Brest am 20.09.44 und das Regiment hörte auf zu existieren.


    Die Division wurde dann nochmals aufgestellt und im Ruhrkessel letztlich im April 45 sinnlos verheizt.


    Weitere Details zu meiner Zusammenfassung findet man in dem von mir erwähnten Link.


    Gruß
    Reinhard


    Upps :computer: :computer: :computer: :(

  • Hallo Reinhard,


    vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Das erklärt die Aussagen meines Großvaters und die angaben der Wast.


    Werd mir dein Posting gleich mal abspeichern... :]


    Weißt du eventuell, wo ich noch mehr über meinen Großvater herausfinden kann? Da muß einfach noch irgendetwas sein, wie sonst sollte er geschaft haben, dass seine Mutter ziemlich friedlich als Jüdin den Krieg unbeschadet überstanden hatte.


    Liebe Grüße Wibi

  • Hallo Wibi,


    gibt es denn amtliche Unterlagen, welche die jüdische Abstammung der Urgroßmutter dokumentieren? Welcher Konfession gehörte denn der Urgroßvater an?


    Gruß
    Reinhard

  • Hallo Reinhard,


    sie werden in soweit dokomentiert, das auf der Geburtsurkunde die Konfession der Mutter meiner Urgroßmutter mit "jüdisch" angegeben ist. Weiter ist auf den Volkszählungsunterlagen angegeben, das bis auf die Seite ihres Vaters alle "jüdisch" waren. Gelebt hat sie zum Schluß in einem jüdischen Altersheim und ist auch auf einem jüdischen Friedhof in Berlin bestattet. In der Heiratsurkunde meiner Großtante steht als konfession der Mutter "jüdisch"


    Die letzten 3 von 8 Kinder, darunter auch mein Großvater wurden katholisch getauft.
    2 seiner Schwestern sind wegen des Holocaustes in die USA geflohen.


    Leider kann ich den Zeitraum für die Eheschließung meiner Urgroßeltern nicht eingrenzen (es waren schon 2 oder 3 Kinder geboren). Somit ist die Urkunde zur Zeit für mich noch unauffindbar.


    Aus Erzählungen weiß ich, dass mein Urgroßvater katholisch gewesen sein soll. Zumindest war seine Mutter laut Geburtsurkunde katholisch und sein Vater evangelisch.


    Liebe Grüße Wibi

  • Sorry Wibi,


    aber Erzählungen mit jüdischem Hintergrund begegne ich immer mit einem gesunden Mißtrauen. Man konnte sich nach dem Krieg manchmal nur wundern, wie viele Leute plötzlich jüdische Verwandte hatten oder ihren jüdischen Mitbürgern geholfen haben wollen. Mancher hatte so den mehr oder weniger großen Fleck auf der scheinbar weißen Weste zu überdecken versucht. Viele hatten ja auch einen Grund sich einen Persilschein zu ergattern oder das eigene Gewissen zu beruhigen. Es soll ja solche Leute heute noch geben, eine Krankheit die in Deutscland leider noch immer <GRASSIEREN> soll.
    :angel: :D


    Ich denke nicht, daß man hier aus dem militärischen Werdegang des Großvaters noch etwas herausfinden wird, was hinsichtlich der Urgroßmutter eine Rolle gespielt haben könnte. Daß sich diese Geschichte gerade in Breslau abgespielt hatte, grenzt geradezu an ein Wunder. Zum besseren Verständnis empfehle ich, sich einmal mit der jüngeren Geschichte von Breslau und die Rolle des Gauleiters Hanke näher zu beschäftigen.


    Warum die Urgroßmutter so relativ unbeschadet diese Zeit überstanden hatte, wird man wohl kaum noch ergründen können. Hier spielten oft die unterschiedlichsten Beweggründe eine Rolle und die Verantwortlichen aus der NSDAP entschieden ohnehin nach unergründlichen Launen. Einen Einblick in diese merkwürdig subtile Welt bieten die Bücher <Der SS-Staat> und <Schindlers List>.


    Die einzige Option, welche ich hier noch empfehlen könnte, wäre in den regionalen Archiven nach Unterlagen der Behörden und der NS-Administration zu suchen. Ich fürchte aber, daß man da in den polnischen Archiven wohl kaum etwas finden kann, zumal beim Fall der sogenannten Festung Breslau ohnehin nichts mehr übrig geblieben sein wird.


    Ich würde jedenfalls alle Erzählungen und Fakten dieser bemerkenswerte Familiengeschichte zu einer kleinen Chronik zusammenfassen.


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    danke nochmals für Tips und Hinweise.


    Kein Problem, ich hoffe, dass irgendwann mal an die Heiratsurkunde meiner Urgroßeltern komme. Bin gespannt was dort drin steht :]


    Da hast du recht, eigentlich sollte man die Erzählungen meiner Großtante und Großcousine nieder schreiben. Muß mich noch mal dringend mit den beiden zusammen setzen. Werde auch noch mal meinen Großonkel in America anschreiben, vielleicht hat er noch etwas, was er mir zu meiner Großtante (Sie ist schon sehr alt und kann, bzw. will sich auch nicht an alles Erinnern) noch erzählen kann.


    Vielen Dank nochmals...


    Liebe Grüße Wibi