Wie funktionieren Verkartungen

  • Hallo


    Herr Mühle hat einen Link zum Genwicki gelegt. Auf der entsprechenden Seite dreht es sich um Verkartungen. Der Krüll nennt gleich alle Abschriften "Verkartungen", allerdings differenziert er. Ich denke, der Aspekt der Quellennähe kommt in dem Artikel zu kurz. daher:


    Taufeintrag der fiktiven Pfarrei St. Marien in Irgendwo vom 06.01.1706:
    In anno InCarnatIoIs DoMInICae
    Baptizata est infans illegitima Ennen vom Boichholtze Superstes filia leg. Conradi vom bochholtze et uxor ejus Grethae.
    Patrina Bilgen vom Feld relicta vidua Meves im grund, patrinus pitter vom bochholtze ex pago
    Allegavit patrem esse Conrado Steprath, miles sub serenissimi Electore Palatini sub legione de Saxe - Meinigen.


    kleine Preisfrage mal so am Rande: Wie würde sowas in der Verkartung eingetragen?

  • Hallo Schlumpf,


    ich habe sowas noch nie gemacht und lerne noch immer das Latein, ABER ich würde das lateinische und dazu die deutsche Übersetzung reinnehmen.
    Allerdings bin ich mir nicht im klaren wie wirklich eine Verkartung gemeint ist, ich denke doch so das, neuere Forscher eine Übersetzung des alten Textes haben wollen, oder,... und das eine Verkartung das gewährleistet? oder bietet?


    Ist das so?


    Grüße von Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Moin,


    gibt es für Verkartungen strenge Richtlinien?


    Für ein OSB würde ich den Text übersetzen und in der gewohnten Form darstellen, also Vater Nachname, Vorname, Lebensdaten etc. und dann das gleiche mit der Mutter und am Ende die Kinder.


    Gruß


    Benny

  • Guten Abend Schlumpf,


    die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde e. V. hat 2003 Empfehlungen zur Verkartung von Kirchenbüchern veröffentlicht. Diese "Empfehlungen für die Auswertung von Kirchenbüchern" beziehen sich vor allem auf die normierte Erfassung der Personennamen (Vor- und Zunamen), der Ortsnamen und Herkunftsbezeichnungen, auf den Umgang mit Abkürzungen und Datierungen und möglichen Besonderheiten von Tauf-, Trau- und Sterbeeinträgen sowie zur Erstellung von Familienbüchern.
    Auf http://tinyurl.com/y69nb2 können diese Empfehlungen nachgelesen werden.


    Siegfried (Mühle)


    PS: Wenn in Listen oder Foren der Familienname des Absenders in Klammern gesetzt ist, legt der Autor keinen Wert auf eine förmliche Anrede. Er signalisiert damit, dass er das "Du" bevorzugt.

  • Hallo


    Sehr geehrter Siegfried: Die Empfehlungen der WGfF von 2003 sind mir bekannt. Das Problem ist aber, dass diese aber Leute erarbeitet haben, die niemals eine Taufe verkartet haben. Soweit ich das sehe, haben in der Folgezeit alle anderen Verbände diese fast wörtlich übernommen.
    Hier habe ich eine Eintragung konstruiert. Alle hier angegebenen Angaben sind aus einem KB der Zeit entnommen (mit allen Fehlern) .


    bei einem OSB würde stehen:
    Vater: Conrad Steprath, Soldat im Regiment Sachsen- Meiningen
    Mutter Anna Buchholz * 24. Januar 1685 Irgendwo (Buchholz Nr. 17)
    + 30. Juni 1735 Irgendwo
    Kind: Sybilla Steprath * 06. Januar 1706 Irgendwo
    Heirat: 29.10.1731 in Irgendwo mit Peter Frankenau
    ( Frankenau Nr. 9) + 31. März 1775 in Frankenau


    ..ich denke, das ist Forschung.


  • Moin!


    Und was würde in einer Verkartung stehen?
    Manchmal redest Du echt in Rätseln, Schlumpf!


    Wenn ich ganz ehrlich bin, habe bis jetzt noch nie eine Seite eines OSB odereiner Verkartung gesehen! Gibt es für meine Gebiete nicht. Und da bin ich bestimmt nicht der Einzige.


    Gruß Gordon

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gern behalten! :rolleyes:
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  • Hallo


    nun denn, warum ich in Rätzeln rede, weiß ich nicht. Man sollte sich darüber Gedanken machen. Dafür benötigt man Zeit.


    Wenn ich die Verkartung durchführen würde:


    Amt Irgendwo, rk , St. Marien
    Urk. T1706/098/02
    Datum 06.01.1706
    Kd- f- zum Boichholtze? Steprath?, Bilgen (Vorname ergänzt, siehe 1.Pate), illegitim
    V d Kd Steprath, Conrad, Soldat im Rgt Sachen- Meiningen
    M d Kd zum Boichholtze; Ennen, superstes f.l Conradi zum Boichholtze et uxor ejus Grethae
    Paten: 1. vom Feldt, Bilgen, relicta Vidua Meves im Grund
    2. vom Boichholtze, Pitter, Irgendwo,
    erwähnte Pers. 3. zum Boichholtze, Conrad +, verstorben
    4. NN, Gretha +, verstorben
    5. im Grund, Meves +, verstorben
    3/4/M d Kd 5/1/--
    Bem:
    vgl. XZ 156 Seite 98:
    In anno InCarnatIoIs DoMInICae
    Baptizata est infans illegitima Ennen vom Boichholtze Superstes filia leg. Conradi vom bochholtze et uxor ejus Grethae.
    Patrina Bilgen vom Feld relicta vidua Meves im grund, patrinus pitter vom bochholtze ex pago
    Allegavit patrem esse Conrado Steprath, miles sub serenissimi Electore Palatini sub legione de Saxe - Meinigen.


    Im Jahre der Fleischwerdung des Herren (Chronogram ergibt die Jahreszahl 1706)
    Getauft wurde das uneheliche Kind der Ennen vom Boichholtze, überlebendes eheliche Kind des Conrad vom Boichholtze und seiner Frau Gretha.
    Patin war Bilgen vom Feld, Witwe des Meves im Grund, Pate war Pitter vom Boichholtze aus dem Dorfe.
    Der beigebrachte Vater war Conrad Steprath, Soldat seiner Durchlaucht, des Kurfürsten von der Pfalz im Regiment Sachsen- Meiningen.


    Soweit, so gut.
    Der Passus: vgl. XY 156 gibt hier die Quelle an. Die Zahlenkombinationen (5/1/--)geben die geforderten Kleinfamilien an, wie bei Genwiki gefordert. Der Vorname des Kindes wurde klar ergänzt, das muß für jeden klar sein. Da das Kind unehelich ist, kann man dem Kind keinen genauen Familiennamen zuordnen. Daher diese komische Schreibwiese: zum Boichholtze/ Steprath. Damit man aber im Register keine einfache Zahl wie z.B. 24562 hat, gibt man den den Mädchennamen der Mutter (Gretha) mit NN an. Jedenfalls entstehen hier neben der Abschrift des Registers (was aber in eine andere Form gebracht wurde) auch alphabethische Listen. Diese sind wie ein Telefonbuch: z.B


    Steprath, Conrad vom Boichholtze, Ennen, Kd Bilgen T06.01.1706 urk. 1706/098/02


    Forschen muß man schon noch selber, Fehler macht man auch noch selber. Man hat aber den Vorteil, dass das Original nicht mehr gebraucht wird und man sich als Forscher nicht mehr mit vergilbten Eintragungen herumschlägt.
    Ich denke, durch dieses praktische Beispiel wird sich jeder etwas unter einer Verkartung und einem Ortssippenbuch vorstellen können.