[Gelöst] Was ist gemeint ?

  • Hallo,


    bei einer Trauung 1700, katholisch, steht "cum dispensatione in impedimento publicae honestatis".
    Eine wörtliche Übersetzung wäre in etwa "mit Erlaubnis wegen eines Hindernisses öffentlicher Ehrenhaftigkeit".


    Aber was könnte gemeint sein ? Ist jemandem diese Art Formulierung schon mal begegnet ?


    Bin für jeden Hinweis dankbar,
    Martin

    suche: Johann Heinrich Peter, * um 1712 Altdorf (Pfalz) oo Anna Maria Gödelmann, *1723 Böbingen
    Heinrich Schramm oo Elisabeth Kleinekort, + vor 1861 in Altenessen oder Umgebung
    Adam Kesselaar * um 1687 "Arendsberg", oo Amsterdam 21.11.1728 Joanna Bartels (Orsoy)
    Louis Grute/Grutte, + Glain b. Lüttich 15.11.1729, oo Glain 19.03.1694 Marie Catherine Barbier

    Einmal editiert, zuletzt von MPeters ()

  • Hallo,


    es wäre vielleicht noch recht hilfreich wenn du was zu den Personen die geheiratet haben schreibst, so wie zb. da Alter


    Mfg
    Maik


    Da es es aber eine ganze Reihe Ehehindernisse gibt, verweise ich mal auf http://www.ruhr-uni-bochum.de/ls-muscheler/Sem07/thema4.pdf
    Da kannst du alleine wahrscheinlich am besten rausfinden was denn zutreffen könnte.


    Lg

    Suche besonders nach:
    CARL WOLSKI, Kreis Mohrungen, verstorben angeblich 1945 in der Nähe von Saalfeld
    Michael WERNER + Justine NICKEL aus Weinsdorf/Kreis Mohrungen (geheiratet vor 1861)
    Martin WOLSKI + Rosina SCHMIDT aus Trebki / zuvor Radwance (geheiratet vor 1892)

    Einmal editiert, zuletzt von maik.wolski ()

  • Hallo Maik,


    danke für den Hinweis !


    Ich hab mich dann auf die Suche nach dem Dispens gemacht. Glücklicherweise sind die vom Bistum Roermond teilweise abgeschrieben und online. Es ist wegen "Anverwandschaft im 1. Grad", ein Witwer heiratet die Schwester seiner verstorbenen Frau. Aber es interessiert mich trotzdem, wie es zu einer solchen Formulierung kommt.


    Normalerweise finde ich "Dispens wegen Blutverwandschaft 3ten und 4ten Grades" usw. klar angegeben.


    Gruß,
    Martin
    ---
    Edit: Korrektur der "Anverwandschaft"

    suche: Johann Heinrich Peter, * um 1712 Altdorf (Pfalz) oo Anna Maria Gödelmann, *1723 Böbingen
    Heinrich Schramm oo Elisabeth Kleinekort, + vor 1861 in Altenessen oder Umgebung
    Adam Kesselaar * um 1687 "Arendsberg", oo Amsterdam 21.11.1728 Joanna Bartels (Orsoy)
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  • Tja, ich denke da kann man nur spekulieren.
    Ich denke einfach das das von einem zum anderen ``Verfasser´´ der jeweiligen Kirchenbücher sehr verschieden war wie und in welcher Sprache die Einträge formuliert sind.


    Lg

    Suche besonders nach:
    CARL WOLSKI, Kreis Mohrungen, verstorben angeblich 1945 in der Nähe von Saalfeld
    Michael WERNER + Justine NICKEL aus Weinsdorf/Kreis Mohrungen (geheiratet vor 1861)
    Martin WOLSKI + Rosina SCHMIDT aus Trebki / zuvor Radwance (geheiratet vor 1892)

  • Es ist wegen "Blutsverwandschaft im 1. Grad", ein Witwer heiratet die Schwester seiner verstorbenen Frau.


    Hallo Martin,


    Moment mal, da kann was nicht stimmen! So etwas war im Normalfall nicht dispenspflichtig. Die Schwester der verstorbenen Frau wäre nämlich nur dann im 1. Grad blutsverwandt, wenn bereits auch die erste Frau im 1. Grad blutsverwandt (mit dem Mann) gewesen wäre.


    Davon abgesehen: Nach dem katholischen Kirchenrecht wurde ein 1. Grad an Blutsverwandtschaft niemals dispensiert.


    Es muss in Deinem Fall also irgend einen anderen Zusammenhang geben.


    Grüße
    Uwe

    Forschungsschwerpunkte:
    Schönhengstgau: Raum Zwittau/Leitomischl +++ Ostpreußen: Raum Gerdauen, Raum Gumbinnen
    Baden-Württemberg: Raum Abtsgmünd, Raum Rottenburg/Neckar

  • Ähm, irgendwie verstehe ich nicht das die Schwester seiner verstorbenen Frau blutsverwand sein soll mit ihm.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Die Formulierung geht eher in die Richtung, daß die Braut schon vor der Trauung bei dem Manne wohnte (Gästezimmer hatten Normalsterbliche da noch nicht) war sie vielleicht schon schwanger?
    Freundlichen Gruß, Wilfried

  • Hallo Martin,


    ich interpretiere die Formulierung so, daß die Schwester -nach Meinung der sittenstrengen katholischen Kirche- einen etwas lockeren Lebenswandel hatte, sich dadurch nicht ohne weiteres als potentielle Ehefrau qualifizierte, aber mit (großherzigem) kirchlichem Dispens dennoch heiraten durfte.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Doreen, Detlef, Wilfried und Uwe,


    das Jahr 1700 hatte ich mit genannt und wenn mich nicht alles täuscht, galt ein Ehepaar damals noch als verwandt. Dadurch wurde natürlich die Verwandschaft der Frau dem Mann auch verwandt und umgekehrt, mit entsprechenden Folgen, die wir im heutigen Verständnis kaum nachvollziehen können.
    Anders wären auch einige andere Dispense aus der Zeit völlig unverständlich.


    Hier der Text zur Dispens, ein Beispiel aus der Sammlung auf http://www.driessen-familie.nl/lottum.htm :
    13 en 25 januari 1700 - Brieven van Egbertus Claessen,pastoor in Wese en pastoor H. Winols, pastoor in Lottum, als aanvraag voor dispensatie vanwege 1e graad aanverwantschap in verband met voorgenomen huwelijk tussen: Wilhelmus Holsappels ex Kleef (D) bisdom Keulen en Gertrude Speijken ook Speck, parochiane van Lottum (maar afkomstig uit Geldern). Wilhelmus was weduwe van wijlen Petronella Speck, zuster van Gertrude Speijken.


    Gruß,
    Martin

    suche: Johann Heinrich Peter, * um 1712 Altdorf (Pfalz) oo Anna Maria Gödelmann, *1723 Böbingen
    Heinrich Schramm oo Elisabeth Kleinekort, + vor 1861 in Altenessen oder Umgebung
    Adam Kesselaar * um 1687 "Arendsberg", oo Amsterdam 21.11.1728 Joanna Bartels (Orsoy)
    Louis Grute/Grutte, + Glain b. Lüttich 15.11.1729, oo Glain 19.03.1694 Marie Catherine Barbier

  • Hallo Martin,


    ich bin noch nicht im 17ten Jhd. gelandet, ich hänge noch bei 1770 fest, aber sowas habe ich noch nicht gelesen bei meinen Linien. Man lernt ja bekanntlich nie aus...aber die Logik ist schon witzig! Solch lustige Verwandschaftsbezeichnung gab es noch zu DDR-Zeiten, denn da galt mein Vater als, Verwandtschaft 2ten Grades, zu mir als Tochter...naja die Zeiten ändern sich und wir erleben mit unserem Hobby immer mal wieder lustige Geschichten.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)


  • Aus:


    Thomas Kirsch, Das Ehetrennungs- und scheidungsrecht Bayerns im 19. Jahrhundert


    Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines doctor iuris der Juristischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 2005


    Das Impedimentum publicae Honestatis stellt das achte Hindernis dar und entsteht durch eine Verlobung. Mit der Verlobung entsteht nach dem Kirchenrecht zwischen einem verlobten Teil und den Blutsverwandten des anderen Teils eine Verwandtschaft ersten Grades. Hieraus ergibt sich, dass ein Verlobter nach seinem Verlobungsversprechen weder die Schwester, die Mutter oder Tochter seiner Verlobten heiraten kann. Gleiches gilt für die Verlobte in Bezug auf den Bruder, Vater und Sohn des Verlobten.

    Ist die Verlobung hingegen wieder aufgelöst worden, so unterscheidet man, ob die Auflösung mit beiderseitiger Bewilligung oder aber durch andere neu entstandene Ursachen geschehen ist. Im letzten Fall bleibt das Impediment erhalten, erstenfalls entfällt es.

    Was für die Verlobung gilt, gilt natürlich nach der Eheschließung umso mehr.


    Alles klar ?


    Mit freundlichen Grüßen


    Fraino

  • Danke, Fraino !


    Genau so etwas hatte ich zum Verständnis gesucht.


    Viele Grüße,
    Martin

    suche: Johann Heinrich Peter, * um 1712 Altdorf (Pfalz) oo Anna Maria Gödelmann, *1723 Böbingen
    Heinrich Schramm oo Elisabeth Kleinekort, + vor 1861 in Altenessen oder Umgebung
    Adam Kesselaar * um 1687 "Arendsberg", oo Amsterdam 21.11.1728 Joanna Bartels (Orsoy)
    Louis Grute/Grutte, + Glain b. Lüttich 15.11.1729, oo Glain 19.03.1694 Marie Catherine Barbier