Was ist eine Kastenleiche???

  • Hallo Ihr Lieben,


    in einem Eintrag habe ich folgendes gefunden:


    Weidisch, Caspar
    Gest.: Freiberg 24.06.1695, Kastenleiche


    Was ist bitte eine Kastenleiche ?(
    Ich danke euch schon mal für eure Ideen, denn unter Google und auch unter Wörterbüchern über alte Bezeichnungen habe ich nichts dazu gefunden. Ich kann mir darunter auch nichts vorstellen ...


    LG Babette

  • Hallo Babette!


    Auf folgender Internetseite habe ich eine Abbildung eines Kastenleichenwagens gefunden:
    Kastenleichenwagen


    Vielleicht hilft Dir das etwas weiter.
    Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Leiche die in einem solchen "Kasten" aufgebahrt oder beerdigt wurde.
    Mehr kann ich mir zur Zeit nicht vorstellen.
    Eventuell weiß jemand anderes mehr und konkreteres darüber.

  • Hallo Rafael,
    vielen Dank für deine schnelle Antwort.
    Den Wagen hatte ich im Netz auch schon gefunden. Kann mir jedoch nicht genau erklären, wieso jemand in einem solchen "Kasten" (der ja bestimmt für mehrere Leute zum Transport bestimmt war)beerdingt worden sein soll.
    Oder war er Scheintot und ist dann in diesem "Kasten" (Sarg) verstorben bevor er beerdigt wurde? (ist nur eine dumme Idee von mir)

  • Hallo Babette,


    ich habe auf die Schnelle im Internet auch keine passende Begriffserklärung gefunden, nehme aber an, dass der Verstorbene arm war und deshalb auf Kosten der Kirche oder ev. "Ortsverwaltung" begraben wurde. Die Kosten wurden dann aus dem Gotteskasten bezahlt, der "Spendendose" der Kirche. Sieh einmal in den Krünitz unter Gotteskasten oder Kastenamt, der Kasten war immer auch eine Bezeichnung für eine "Kasse".

  • Hallo Babette.


    In so einem Kastenwagen wurden auch die sterblichen Überreste von Wolfgang Amadeus Mozart zu Grabe gebracht.In der damaligen Zeit konnten sich sehr viele Menschen keinen Sarg leisten,da das Geld einfach fehlte.Deshalb wurde der verstorbene in ein Leintuch gewickelt und in den Kastenwagen gelegt.Dieser hatte statt des Bodens eine Klappe die mittesl eines Schiebers geöffnet werden konnte.Man fuhr mit dem Wagen über das geöffnete Grab,betätigte den Hebel und der verstorbene fiel in das Grab.


    Liebe Grüße


    Franz Josef

  • Hallo Franz Josef,


    das klingt einleuchtend. Jetzt weis ich auch gleich noch wie so ein Kastenleichenwagen funktioniert. Ist auch sehr interessant zu wissen, das Menschen zu dieser Zeit nicht nur in Särgen beerdigt wurden, sondern auch ohne. Wie lange war diese Art des beerdigens denn erlaubt? Denn für die heutige Zeit kann ich mir das nicht vorstellen ... Friedhofsordnung ect. ausgenommen Krieg u.s.w.

  • Hallo Babette.


    Leider habe ich nichts darüber gefunden,wie lange dies üblich war.Heute verbietet die ja das Gesetz.Außerdem geht das ja schon nicht aus pietätsgründen.Aber es kommt unter umständen womöglich wieder,denn manche Friedhofsverwaltungen bestehen z.B.schon darauf,dass der Verstorbene nur mehr mit einem Leinenhemd begraben werden darf.Es ist dies deshalb,weil die modernen Kunstfasern ja nicht vergehen und in 100 jahren auch noch da sind.In Villach wo ich wohne dürfen die Verstorbenen die verbrannt werden und dann in einer Urne beigesetzt werden wenn sie in den Sarg kommen keine Schuhe angezogen haben.Dies ist deshalb weil die Schuhsohlen meist aus Kunststoff sind und deshalb sehr schwer verbrennen.


    LG


    Franz Josef

  • Diese Erklärungen mit dem "Kastenleichenwagen" finde ich äußerst merkwürdig.


    Ich glaube, dass allein micheline auf der richtigen Spur ist. "Kasten" = "Kasse", in diesem Fall die Armenkasse.
    Und mit dieser Kasse steht die Leiche in Verbindung, entweder weil ihr Begräbnis daraus bezahlt wird - oder weil anlässlich ihres Begräbnisses etwas i n diese Kasse bezahlt wurde. Ich vermute Letzteres, weil solches in vielen Kirchenordnungen vorgesehen war:



    Viele Grüße
    h :) nry


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    Was kann man von Menschen erwarten, die den Beginn eines neuen Jahrtausends ein Jahr zu früh gefeiert haben?

  • Hallo zusammen.


    Warum Kaiser Josef dies verboten hat ist mir schleierhaft.Er selbst liegt ja in einem großen Zinnsarg in der Kapuzinergruft begraben.Die Aussage von Henrywilhelm leuchtet mir auch nicht ganz ein.Selbstverständlich kostete diese Art von Begräbnis auch Geld.Miete für den Kastenwagen und natürlich der Pfarrer.Zur damaligen Zeit waren ja Eheschließungen,Taufen und die Sterbefälle das einzige Geld das der Pfarrer für seinen Lebensunterhalt behalten durfte.Damals bekam er ja kein Gehalt von der Kirche.


    LG


    Franz Josef