Reichstagswahlen und Seefahrt / 1930er Jahre

Ingridclp

Hallo,

ich weiß nicht, wo ich zu meiner sehr speziellen Frage recherchieren soll, deshalb hoffe ich wieder auf Eure Hilfe. Vielleicht hat jemand von Euch ja schon darüber gelesen oder kann mir einen Tip geben, wo ich suchen kann?

Der Großvater meines Mannes ist in den 1920er und 30er Jahren als Matrose zur See gefahren, hauptsächlich mit den Überseeschiffen von Hamburg nach Brasilien und Argentinien. Er hat uns zwei Seefahrtsbücher aus dieser Zeit hinterlassen. Vorne im Buch sind fünf Stempeleinträge, die die Erteilung der Wahlscheine für Reichstagswahlen bestätigen. Ein Stempeleintrag (Wahlschein für Abstimmung vom 19.8.1934) erfolgte in Rio de Janeiro. Hat jemand eine Idee, was das für eine Wahl gewesen sein könnte oder wie man das rauskriegen könnte?

Ich habe die Seite aus dem Seefahrtsbuch eingescannt und hier hochgeladen, ich hoffe, die Übertragung klappt.

Ich freue mich auf Eure Antworten und danke Euch schon mal.

Ingrid

_daniel_

Hallo Ingrid,

am 19.08.1934 wurde abgestimmt, ob in der Person Adolf Hitlers die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers zusammengelegt werden sollten.

Grüße, Daniel

Ingridclp

Hallo, Daniel,

Danke für die schnelle Antwort. Das ist interessant.
Schade, dass ich nicht erfahren werde, WIE er abgestimmt hat!

Gruss
Ingrid

_daniel_

Hallo Ingrid,

das Ergebnis lag bei 89,9% bei einer Wahlbeteiligung von 95,7%. Da kann man sich schon denken, wie er abgestimmt hat.

Grüße, Daniel

Ingridclp

Hallo, Daniel,

ich fürchte, da hast Du recht. Aber man kann's nicht mehr ändern, leider!

Gruss
Ingrid

henrywilhelm

Warum sollte denn der wackere Seemann nicht zu den 10,1 % der Neinsager gehört haben?
Irgendjemand muss es ja gewesen sein.

Hina

Zitat von henrywilhelm

Irgendjemand muss es ja gewesen sein.

Das waren sicher die, die dann später nie wieder wählen konnten .
Viele Grüße
Hina

henrywilhelm · 17. Januar 2010

Hallo Ina,

schon klar, was du meinst.
Ich denke aber, 1934 waren Volksabstimmungen in Deutschland zwar stark propagandistisch geprägt, z.B. war auf den Stimmzetteln das erwünschte "Ja"-Feld wesentlich größer als das unerwünschte "Nein"-Feld (und wegen der Verhaftung von Regimegegnern alles andere als frei), jedoch die Stimmabgabe selbst war - im Gegensatz zu den Bedingungen in der "DDR" - geheim. Nur deshalb können Historiker auch von "einer für solche Abstimmungen noch ungewöhnlich großen Zahl von Nein-Stimmen" sprechen. In der "DDR" waren es ja stets 99,9%.