KIND(T) / CHIND(T) aus Graubünden

  • Vorfahren von mir kommen aus Chur/Graubünden. Dort wurde 1621 Martin (Merten) Kind geboren, der danach in Chur nicht mehr auftaucht. Er hatte eine Zwillingsschwester Margreth, die Taufe war am 15. Heumonat 1621. Er ist dann in den Hunsrück eingewandert, über seine Ehefrau ist mir leider nichts bekannt. Er hatte einen Sohn Johannes (geb. um 1640), der zusammen mit ihm eingewandert ist. Auch bei ihm findet man den KB-Vermerk „aus den Bündten”. Ich habe bisher jedoch zu diesem Johannes Kind in Graubünden nichts finden können.


    Nachtrag:
    Der Vater war Hans Kind. Es ist aber bisher nicht sicher, welcher Hans das war: Es gab zwei verschiedene Hans Kind (geb. 1579 und 1599) in Chur.
    Der Name Kind tritt in Chur urkundlich erstmals im Jahr 1472 auf (Burkart Kind, Bürger, er muss Besitzer eines Hauses in der III. Quart der Stadt [Chur] gewesen sein.)

  • Hallo Bonhonzlefonz



    Nun habe ich mal im HLS www.hls.ch > Historisches Familiennamenlexikon geschaut:


    Hier kommt KIND in Graubünden in zwei Bürgergemeinden als alteingesessen vor:



    KIND, Bürgerort Chur


    KINDSCHI, Bürgerort Davos



    Mehr gibt das HLS für Graubünden nicht her.



    groveus

  • Hoi b..h..f..



    Vielleicht helfen Dir für Anfragen in Chur auch noch:



    Clara Capaul Masanserstr. 80 7000 Chur Telefon: +41 / 81 356 04 04 capaul (at) tnmc (dot) net (generell Genealogie in GR)



    [*]Nicholas French njfrench (at) globalnet (dot) co (dot) uk (für Genealogie in Chur)


    Gruss groveus

  • Hallo Groveus,


    vielen Dank für diese Informationen. Nach Davos soll es angeblich Verbindungen geben, allerdings war da von Chindt die Rede und nicht von Kindschi. Aber wie sich die Schreibweisen manchmal ändern, sehe ich ja an meinem eigenen Namen. Der war ursprünglich: Blauer, und da der allererste mir bekannte Namensträger Hans Blauer um 1619 geboren sein muss, könnte es ein, dass auch dieser in den Wirren des dreißigjährigen Krieges aus der Schweiz (Blauen) in den Hunsrück gekommen ist. Aber das ist zunächst nur eine ganz vage Spekulation, es könnte auch eine Berufsbezeichnung (Blaufärber) sein.

  • Die Form KIND und KINDSCHI haben im Rhätischen eine Verwandschaft, bezeichnet doch die Endung -schì (vereinzelt auch -tgì oder -dschì, stets mit langem "i") ein übliches Diminuitiv (Verniedlichungsform). Da diese FN-Formen selten sind, erscheint ein Zusammenhang zwischen den Davoser und Churer Linien naheliegend.



    Wann zeitlich ist die Auswanderung deiner Vorfahren anzusiedeln? Wie ist die konfessionelle Situation?


    Vielleicht gibt es einen Zusammenhang mit einem der Stadtbrände von Chur oder mit der Reformation, die heftig wütete (sog. Bünder Wirren):



    Zitat

    (aus Wikipedia : Chur)
    Als Ausdruck der vollständigen Emanzipation gegenüber dem Bischof – der unter anderem Zoll, Münz- und Jagdrecht behalten hatte – schloss sich die Stadt ab 1523 der Reformation an. Dennoch blieb der Sitz des katholischen Bistums in Chur. Ins 16. Jahrhundert fällt auch der Übergang vom Rätoromanischen zum Deutschen als Umgangssprache, obwohl der bischöfliche Hof bereits seit dem 9. Jahrhundert in deutschen Händen war. Trotz Stadtbränden 1464 und 1574 erlebte Chur einen wirtschaftlichen Aufschwung, bis die Bündner Wirren des Dreissigjährigen Krieges mit Zerstörung, Seuchen und einem den rätischen Freistaat beinahe zerreissenden Klima des Misstrauens einen schweren Rückschlag brachten.


    Gruss aus Helvetien


    groveus

  • Hallo Groveus,


    das sind ja interessante Informtionen. Vielen Dank! Dass Kriegswirren und Seuchen (Pest) die Ursache gewesen sein können, habe ich auch schon gehört. Die Auswanderung von Chur in den Hunsrück muss während des dreißigjährigen Krieges gewesen sein, denn danach tauchen die Personen im Hunsrück auf (Oberamt Simmern), ohne dass dort irgendwelche Angaben zur Geburt oder Heirat zu finden sind. Allerdings sind auch dort viele Unterlagen unwiederbringlich verloren gegangen. Teilweise verbrannt, aber auch von durchziehenden Soldaten mitgenommen und vernichtet. Zu Martin (oder Merten) Kind passt das Taufdatum in Chur, das Fehlen von weiteren Hinweisen dort und später die Bemerkung, er stamme aus den Bündten. Mir wurde gesagt, dass der Vorname Martin in Graubünden wie Merten ausgesprochen wurde, daher wohl diese für den Hunsrück sonst unübliche Schreibweise des Vornamens in den Kirchenbüchern.


    Ob Hans Blauer wirklich aus Blauen stammt, wird sich wohl nicht nachweisen lassen. Als er noch in Blauen gelebt hat (was bisher nur eine der möglichen Spekulationen ist), wird er sicher nicht diesen Namen geführt haben. Der Name seines Sohnes, Andreas, war zu der damaligen Zeit im Hunsrück (Kirchberg, Biebern) selten. Vielleicht gibt das einen Anhaltspunkt für die weitere Suche.


    Vielen Dank auch für das Angebot, einen Besuch im Archiv zu organisieren. Das ist mir nur momentan nicht möglich, es wird lange dauern, bis ich eine Reise dorthin ermöglichen kann. Aber soooo weit ist die Rentnerzeit ja auch nicht mehr...
    Mei letzter Aufenthalt in der Schweiz liegt schon lange zurück. Damals habe ich in einem Telefonbuch die Adressen einiger KIND-Familien gefunden. Es hat sich dadurch ein netter Kontakt ergeben, durch den ich die Daten erfahren habe, die ich hier schon genannt habe. Aber leider endet die Spur Anfang des 17. Jahrhunderts.


    Viele Grüße aus Hamburg!

  • - Wenn deine KIND(T)s z.B. katholischer Konfession waren, dann erstaunt mich der Zusammenhang zu den Bündner Wirren nicht. Möglich ist aber auch der Churer Stadtbrand im 16. Jh., der - wie schon angedeutet - dem Rätoromanischen in Chur quasi den Todesstoss gegeben hat, da in dessen Folge viele Allemanen den Ort wiederaufgebaut hatten.


    - Merten ist eine rätoromanische Form von Martin.


    - betreffend Staatsarchiv Chur (Archiv dal stadì) meinte ich, dass ich evtl. einen Abstecher dahin machen könnte, da ich häufiger mal in die rätische Hauptstadt pilgere ...



    Gruss und "en guete"


    groveus

  • Ich versuche einmal ans RNB (Rhätische Namens-Buch, cudisch dals nums retics) heranzukommen. Da müsste der FN mit der Onomastik vertreten sein.


    Ansonsten warte ich erst einmal auf deine Daten, bevor ich meine rhätischen Kollegen einspanne ...


    Gruss groveus

  • Hallo Jens




    Danke für deine PN. Inzwischen bin ich schon etwas weitergekommen. Zwar habe ich das RNB noch nicht in den Händen, aber ich weiss aus zuverlässiger Quelle, dass dein gesuchter FN wohl walserischen Ursprunges ist. Wer waren die Walser? Sie waren ein Wandervolk im alpinen Raum, ausgehend vom Berner Oberland und Goms/Oberwallis, welche sich schon rasch über die zahlreichen Bergpässe ostwärts ausbreiteten, ein Schwerpunkt ihrer späteren Siedlung war auch der Kanton Graubünden. Siehe alles zu den Walsern: http://de.wikipedia.org/wiki/Walser.


    In Graubünden gab es mehrere Schwerpunkte, zu den zählten neben dem klassischen "Churbiet" (Gebiet von Chur und Umgebung, Rheinwald etc.) auch diverse Bündnertäler, etwa das Prättigau (Landquart - klosters und später weiter nach Davos) oder das Safiental.




    Die Ortsbezeichnung "Permuth" dürfte wohl einen Zusammenhang mit Mutten GR (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Mutten_GR und http://www.mutten.ch) haben, einem walserschen Weiler im Bünder Alvaschein. Auf Rätorromanisch heisst der Ort schlicht "Mut", und rätorromanisch "per" (--> siehe Onlinewörterbuch www.pledarigrond.ch) bezeichnet die örtliche Zugehörigkeit. "Permut(h)" heisst also "bei/zu Mut(ten)". Heute ist in dem Ort das Rätorromanische fast ausgestorben (1 von 84 Einwohnern spricht sie noch).




    Der FN Chind/Kind ist walserisch und somit weniger rätoromanischer als höchstalemanischer Natur. Die Davoser FN-Form Kindschi dürfte aus dem walserischen Chind + ji (Diminuitiv, häufig auch im heutigen Walliserdeutsch vertreten) zu Kind + schi rätoromanisiert worden sein.




    Zwar kann ich Dir damit keine Stammbäume liefern, doch recht zuverlässige Spuren der Herkunft dieses Familienzweiges.


    Ich bleibe am Ball und wenn ich wieder etwas herausgefunden habe melde ich mich wieder.




    Gruss groveus




    Soviel heute aus dem

  • Hallo Jens und Groveus,


    jetzt habe ich diesen Beitrag schon zum x-ten Mal gelesen, da will ich Euch doch wenigstens mitteilen, daß ich an dem Thema auch interessiert bin - ohne auch nur die Andeutung einer Verbindung zu sehen :S


    Ich forsche evang. Kind im Oberbergischen (Wiehl) - leider haben dort Napoleons Leute die alten KB vernichtet, so daß vor ca. 1740 nichts mehr geht - daher ist mein frühester Kind-Vorfahre - Johannes Kind errechnet 1702 geboren. Familiengerüchte sprechen auch von einem möglichen Schweizer Ursprung. Aber bei der Ausgangslage werden das wohl Gerüchte bleiben. Immerhin fand ich den Hunsrück doch recht interessant.


    Gruß
    Christine