Was ist ein "Elßholz"?

  • Hallo allerseits,


    in den Lehensbriefen meiner Vorfahrenfamilie v. Sandow wird durchgehend neben dem dem Besitz eines "Eichenhöltzkens" (also eines Eichengehölzes) auch immer der eines "Elßholzes" bei Lögow (Herrschaft Ruppin) genannt. Um was für eine Art Baumbestand könnte es sich dabei handeln?


    Grüße aus Hannover


    Giacomo-Marco Sbriglione

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Vielleicht dieser Baum, eine Art Vogelbeere.
    Der Êlsebaum, des -es, plur. die -bäume, S. das folgende.


    [Blockierte Grafik: http://woerterbuchnetz.de/icondir/linkarrow.gif] Die Êlsebeere, plur. die -n, ein Nahme, welcher im gemeinen Leben einer dreyfachen Art von Beeren beygeleget wird. 1) Den schwarzen, länglichen, süßen, aber schleimigen Beeren einer Art
    [Bd. 1, Sp. 1795]


    des Wegedorns ohne Stacheln, mit Zwitterblumen, die mit einem Staubwege versehen sind, und mit Blättern, welche einen glatten Rand haben; Rhamnus Frangula, L. Diese Beeren werden auch Faulbeeren, Ahlkirschen, Spörgelbeeren, Schießbeeren, wilde Kirschen, genannt. Die Staude aber, die sie trägt, und welche in allen Hecken wächset, heißt Elsebaum, Elsebeerbaum, Faulbaum, schwarze Erle, Spörgelbeerstaude, Läusebaum, Deutscher Rhabarberbaum, Hundsbaum, und in Niedersachsen Sprecken, Spricker, ihr Holz aber Pinnholz, Zapfenholz, Läuseholz, Grindholz, und Pulverholz. 2) Den schwarzen Vogelkirschen, der Frucht des Prunus Padus, L. welche in verschiedenen Gegenden auch Ahlkirschen, Traubenkirschen, Hohlkirschen, Haubeeren, Hühneraugenbeeren, Scherpchen, Patscherpen, und in Oberdeutschland Elex, und Elxen genannt werden. Der Baum, der sie trägt, ist unter den Nahmen des Elsebeerbaumes, Vogelkirschenbaumes, Altbaumes, Stinkbaumes, Drachenbaumes, Hundsbaumes, Dirleinbaumes, Kitschbaumes, Faulbaumes u. s. f. bekannt. 3) Am häufigsten führet diesen Nahmen die Frucht einer Art des Hagedornes mit herzförmigen siebeneckigen Blättern; Crataegus torminalis, L. der zu einem hohen Baume wächset, und ein hartes, brauchbares, weißes Holz hat, welches ein wenig in das röthliche fällt. Diese Beeren heißen auch Mehlbeeren, Darmbeeren, Elgebeeren, Ehleinbeeren, Hörlkebeeren, Egelebeeren, Sersebeeren, Eyerlinsbirnen, Elfchbirlein, Eischblen, Vogelbeeren, Älsbeeren, Arlesbeeren, Arbeeren, Atlasbeeren, Adlersbeeren, Aresseln, Eschrösel u. s. f.
    Aus Wörterbuch Adelung.


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ursula,


    Danke, das dürfte tatsächlich die Lösung sein, wenn ich mir die landschaftlichen Gegebenheiten in dem Gebiet (laut Lehensbrief in unmittelbarer Nähe zu einem See, mit dem die Familie ebenfalls belehnt wurde) vorstelle. Ich war schon mal in der Gegend und weiß, dass dort entsprechende Baumbestände bis heute vorkommen...


    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Ihr beiden,


    das zeigt sehr schön die ganze Vielfalt und die botanische Unsicherheit. Der damalige Name läßt sich also keiner botanischen Art eindeutig zuordnen. Die genannten Arten Rhamnus frangula - Faulbaum, Prunus padus - Traubenkirsche, Crataegus spec - Weißdorn sind eher begleitende Baumarten von geringem Nutzwert. Daher wohl auch nicht unbedingt namengebend für ein Gehölz. Die heutige Elsbeere Sorbus torminalis kam dort damals nicht vor.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Elsbeere


    Ich denke, es wird sich um ein Erlengehölz gehandelt haben, siehe Schiller-Lübben mnd. else, elsen, alse 2) Betula alnus - Erle, Elsenboom
    http://www.rzuser.uni-heidelbe…w/F4/schill1/g656-657.htm


    Heute hat sich die botanische Zuordnung geändert, die Erle wird zwar noch zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) gerechnet, in dieser Familie jedoch nicht mehr zur Gattung Betula (Birken), sondern in einer eigenen Gattung Alnus (Erlen)
    erfasst. Ich denke es wird sich dort hauptsächlich um Alnus glutinosa - Schwarzerle gehandelt haben.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Alnus_glutinosa


    Feucht genug für die Erle scheint es dort zu sein. Andere Baumarten können natürlich ebenso dabei gewesen sein. Wichtig war damals sicherlich die Bewertung: das Eichengehölz war mehr wert als das Elsholz, so kann auch es dessen Bezeichnung vielleicht weniger genau gewesen sein.


    Siehe auch den FN Else, Elsen, Elsemann, Elsholz u.ä. Laut Bahlow zurückgehend auf die Erle. Ebenso im Wörterbuch der deutschen Familiennamen (das scheint mir der FN-Duden zu sein)
    http://namen.deacademic.com/4838


    Viele Grüße
    Xylander

  • Hallo Giacomo-Marco,


    es würde mich doch mal interessieren, ob Du die nähere Eingrenzung als "Erlengehölz", siehe meine Beiträge, evtl. auch aufgrund Deiner Ortskenntnis bestätigen könntest.


    Viele Grüße
    Xylander