Forschen oder nicht forschen?!!! Probleme mit unsicheren Vorfahrenorten.

  • Hallo allerseits,


    die meisten von Euch dürften das Problem kaum greifbarer Vorfahren kennen.
    Ich möchte euch an dieser Stelle etwas über mehrere leicht unterschiedlich gelagerte "Nullergebnisse" berichten und wüsste von euch gerne, ob ihr a) ähnliche Erfahrungen habt und b) wie ihr in vergleichbaren Fällen vorgehen würdet oder vorgegangen seid.


    Fall 1: ein katholischer Vorfahre, der aus einer streng protestantischen Region stammt. findet sich nach dem 30jährigen Krieg in einer völlig anderen, gemäßigt protestantischen Region in einem protestantischen Kirchenbuch. Leider findet sich (nach Aussage anderer Leute, die für mich in den entsprechenden Kirchenbüchern nachgesehen haben) weder im evangelischen Kirchenbuch des angeblichen Herkunftsortes, noch im Kirchenbuch der für die Katholiken der Region zuständigen katholischen Gemeinde ein Eintrag auch nur zur Familie;


    Fall 2: im Sterbeeintrag einer Vorfahrin findet sich ein eindeutiger Hinweis auf ihren Geburtsort in einem weit entfernten Teil Deutschlands, das Zusammenkommen des Paares lässt sich aber dadurch erklären, dass ihr Ehemann seinen Wehrdienst mit hoher Wahrscheinlichkeit in ihrer Herkunftsregion ableisten musste. In ihrem Herkunfsort finden sich Einträge einer Familie, von der sie abstammen könnte, aber ausgerechnet ihr eigener Taufeintrag fehlt und im Umkreis von mehr, als 30 km um ihren Wohnort und um die nächstgelegenen Garnisonstandorte findet sich kein Heiratseintrag des Paares. Über Militärkirchenbücher im Fürstentum ist für diese Zeit nichts bekannt (vielleicht einfach nicht zu finden) und die Einträge ihrer Heimatkirche sind lt. aktuellem Pfarrer für die Zeit ihrer Geburt lückenhaft. Bei eigener Einsichtnahme habe ich aber bemerkt, dass sich das rein optisch (Microfilm) nicht belegen lässt, da keine Buchseiten fehlen und höchstens einzelne Einträge "vergessen" worden sein können;


    Fall 3: eine Familie ist aus einer weiter entfernten Region zugezogen. Von den Eltern und einzelnen Kindern sind die zurückgerechneten Geburtsjahre bekannt, sie haben einen seltenen Namen, die sich lt. "Geogen" in einigen wenigen Landkreisen konzentrieren und es ist bekannt, dass sie aus einer bestimmten Diözese stammen, zu der ein Teil der bei Geogen angegebenen Landkreise gehört. Bei Recherchen im Diözesanarchiv stelle ich fest, dass Einträge für die Zeit der zurückgerechneten Geburten nur zu sehr wenigen Familien dieses Namens in noch weniger Kirchenbüchern finden lassen. Sämtliche dort vorkommenden Familien des gesuchten Namens sind "Zugezogene", in den wenigen Fällen, in denen externe Taufpaten oder Herkunftsangaben bei der Eheschließung angegeben sind, wird auf zwei Orte verwiesen, deren Kirchenbücher leider nicht weit genug zurückreichen, falls die gesuchten Personen dort geboren sein sollten. Einige wenige entlegenere Orte der Diözese, die noch in der Nähe der Geogen-Landkreise liegen, können aus zeitlichen Gründen noch nicht überprüft werden.


    Für mich stellt sich nun in allen Fällen die Frage, ob ich den Aufwand an Zeit und Geld aufwenden möchte, die Forschungskreise noch weiter zu fassen bzw. selbst vor Ort zu forschen und/oder ob ich in den Staatsarchiven ,trotz eher mäßiger Erfolgsaussichten und obwohl ich dort wirklich ausschließlich jeweils eine konkrete Familie suche, weitermache.
    Dafür späche für mich, dass alle drei Familien für mich besonders interessant sind und die Archive in wirklich schönen Regionen und Städten liegen, dagegen die wohl eher geringe Erfolgswahrscheinlichkeit, Zeit und Geld.



    Grüße!

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Sbriglione,


    Fall 1: Ich würde versuchen, die Personen in anderen Quellen (Einwohnerlisten etc.) zu finden. Sind alle evangelischen Kirchenbücher durchgesehen worden - also lutherische und reformierte? Für konkrete Hilfestellungen müsstest Du bitte wenigstens Ortsangaben machen. Das gilt auch für Fall 2.


    Was die Suche in den Staatsarchiven betrifft, so sind die Akten und vielleicht auch Regesten eventuell schon digital erfasst, so dass Du vorab am Computer klären kannst, ob Du wohl fündig werden wirst. Außerdem kannst Du online gezielt nach anderen Quellen (Einwohnerlisten) etc. recherhieren. Vielleicht finden sich dann auch Familienforscher oder Beiträge in der heimatgeschichtlichen LIteratur, wo jemand diese Quellen schon abgeschrieben oder aufgebarbeitet hat.


    Wenn Du einen Überblick hast, wie die Quellenlage vor Ort aussieht, kannst Du auch beurteilen, ob es sich für Dich lohnt, dort hin zu fahren. Vielleicht kann man von konkreten Akten auch Kopien bestellen oder von jemandem vor Ort besorgen lassen.

  • Hallo Sbriglione,


    als allgemeinen Tipp kann ich Dir nur geben, die Namen und Ortschaften zu nennen - vielleicht gibt es hier ja Forscher, die ebenfalls nach dem Namen oder in den Orten suchen.


    Evtl. ist es in diesem Fall auch von Vorteil, dass die Einträge über gugle gefunden werden - auch da kann sich per Zufall eetwas ergeben.


    Oder Du versuchst, in den in Frage kommenden Orten einen Heimatverein, einen engagierten privaten Forscher oder ähnliches zu finden, der Dir weiterhelfen kann.


    Viel Glück

  • Ich würde zumindest beim Fall 2 versuchen einige Sachen zu überprüfen, das wäre aber je nach Kirchenbuch sicher auch zeitaufwendig. Nur mal angenommen es gab einen Pfarrerwechsel in der fraglichen Zeit, könnten die fehlenden Eintragungen auch unter anderen Namen stehen. Das fällt dann manchmal aber auch erst auf wenn man die Kirchenbücher gänzlich auswertet. Dann erkennt man die Marotten der Pfarrer.
    Spekulant

  • Oder Du versuchst, in den in Frage kommenden Orten einen Heimatverein, einen engagierten privaten Forscher oder ähnliches zu finden, der Dir weiterhelfen kann.


    Als engagierter privater Forscher der ich selbst bin, veranschlage ich für die Suche nach einem passigen Gegenstück mind. 5 Jahre bis zur Ewigkeit. Und selbst Heimatvereine arbeiten lieber an der "Oberfläche" und gehen kaum mal wegen privater Forschung in die Tiefe. Es sei denn es geht um irgendeinen "Prominenten" mit dem man sich schmücken kann! :thumbsup:
    Spekulant

  • Hallo Spekulant,


    Zitat

    Und selbst Heimatvereine arbeiten lieber an der "Oberfläche" und gehen kaum mal wegen privater Forschung in die Tiefe. Es sei denn es geht um irgendeinen "Prominenten" mit dem man sich schmücken kann!


    Da habe ich, zum Glück, schon ganz anderes erlebt :)

  • Hallo Allerseits,


    erstmal Danke für die bisherigen Rückmeldungen.


    Die Sache mit Heimatvereinen und Onlinesetzen meiner Gesuche habe ich - leider erfolglos - schon länger hinter mir, was für mich letztlich der Grund war, in den letzten beiden Fällen unmittelbar in den zuständigen Kirchenarchiven zu recherchieren (im zweiten Fall nach Anna Maria Reising oder Reusingern, angeblich um 1725 in Kleinwallstadtam Spessart geboren, später mit Hans Caspar Hofmeyer im Eichsfeld verheiratet) - hier hatte ich jeweils mindestens 30 km rund um den angeblichen Geburtsort, die nächstgelegenen größeren Städte und Garnisonen geforscht; im dritten Fall nach der Herkunft des ca. 1761 in der Diözese Paderborn geborenen und mit einer ca. 1754 geboren Anna Sabina Schulze verheirateten Heinrich Bierbüsse: in diesem Fall habe ich - so weit aus zeitlichen Gründen möglich -alle in der Diözese Paderborn gelegenen Orte im Umkreis von jeweils ca. 20 km um sämtliche Orte herum beforscht, aus denen mir jemals Vorkommen des Namen über Internetrecherche und Telefonbucheinsicht bekannt geworden sind.


    Im ersten Fall, der Geburt meines Vorfahren Simon Iseler ca. 1632 angeblich in Winterlingen in Württemberg haben auf meine Anfrage hin andere Leute für mich sowohl in den evangelischen Kirchenbüchern von Winterlingen, als auch in der für Winterlingen mit zuständigen katholischen Kirchengemeinde ohne Erfolg gesucht. Nach ihrer Aussage soll noch nicht einmal der Nachname dort vorgekommen sein. Die eigene Recherche unmittelbar vor Ort einschließlich eines größeren Umkreises bin ich bisher nicht angegangen, da es durch die doppelte Notwendigkeit, in evangelischen und katholischen Kirchenbüchern eines weiten Umfeldes zu rechericheren und wegen der weiten Entfernung für mich zu aufwendig und zu teuer gewesen ist.


    Grüße!

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)