Graphologie als Hilfsmittel in der Ahnenforschung?

  • Hallo allerseits,


    hat von euch schon mal jemand versucht, Briefe eigener Vorfahren graphologisch zu begutachten?
    Ich selbst bin sehr in Versuchung, das zu tun - vor Allem mit dem Ziel bei einigen frühen (18. und 17. Jh.) Vorfahren von mir Anhaltspunkte dafür zu finden, ob zumindest ein Teil der von ihnen erhalten gebliebenen Briefe tatsächlich von ihnen selbst geschrieben wurde oder doch von Berufsschreibern oder ihren Sekretären. Die Chance dazu habe ich selbstredend nur, weil ich aufgrund ihrer Handlungen, meinem Vorwissen über ihr gesellschaftliches Umfeld und aufgrund von direkten oder implizierten Beurteilungen durch Dritte schon eine gewisse Vorstellung von ihrer jeweiligen Persönlichkeit habe.


    Mein Problem dabei: ich habe mich bisher wenig mit Graphologie beschäftigt und bin unsicher, ob ich als Laie trotz Lehrbüchern, die ich zur Zeit durcharbeite, zu halbwegs zutreffenden Ergebnissen kommen kann...

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Sbriglione,


    ich habe vor einiger Zeit mal einen graphologischen Test im Internet gemacht. Es war auf Brigitte.de *räusper*...


    Jedenfalls musste man dort zwei Dutzend recht leichte Fragen zur Schrift beantworten - eher groß, klein, gedrängt, weit, Verlauf nach oben oder unten, ausgeprägte Ober- oder Unterlängen usw. - und dann erhielt man eine Aussage zu charakterlichen Eigenschaften (die in meinem Fall - ganz subjektiv - zu etwa 90 Prozent zutrafen).


    Probier das doch mal aus und lass uns wissen, ob das im konkreten Fall mit dem Eindruck übereinstimmt, den Du von Deinen Vorfahren hast.


    P. S. Sollte dieses Thema nicht seriös genug sein, dann müsste ein Mod es in die Plaudereien verschieben.

  • Ich konnte es mir nicht verkneifen den Test mal zu machen.


    Ergebnis:


    Sie haben eine natürliche Ausstrahlung, sind seelisch ausgeglichen und anpassungsfähig. Mit Ihren Kräften gehen Sie ökonomisch um.


    Sie sind flexibel im Denken und können gut Zusammenhänge erfassen. Eigene Vorstellungen fließen mit ein in Ihre Denkweise.


    Sie betrachten die Dinge nüchtern und sachlich. Im Denken sind Sie präzise und scharfsinnig, im Handeln bestimmt und zuverlässig. Ihren Mitmenschen gegenüber sind Sie vorsichtig und zurückhaltend.


    Ihren Mitmenschen gegenüber sind Sie aufgeschlossen und offen. Sie sind kontaktfreudig und setzen sich für andere ein. Es besteht die Gefahr, dass Sie sich ausnutzen lassen.


    Bei Ihnen überwiegt der Sachverstand gegenüber Gefühlen und Fantasien. Sie haben klare Zielvorstellungen und den Hang zum Theoretisieren. Innerlich bleiben Sie kühl und distanziert, auch im mitmenschlichen Kontakt vertrauen Sie mehr dem Kopf als dem Herzen.


    Sie sind gewissenhaft und arbeiten konzentriert, zuverlässig und sorgfältig.


    Engagiert und interessiert wenden Sie sich neuen Aufgaben zu. Sie sind weltoffen, kontaktfreudig und aufnahmebereit.




    Am besten am Ergebnis finde ich, dass ich meinen Mitmenschen gegenüber gleichzeitig vorsichtig und zurückhaltend, aber auch aufgeschlossen und offen bin. :D :D


    Viele Grüße von Jutta
    (die ein paar Zweifel am Test hat)


    Alles Positive trifft natürlich zu. :D :D

  • Hallo Jutta,


    Du scheinst irgendwie eine gespaltene Persönlichkeit zu sein. Wie dann wohl erst Deine Schrift ist? :D


    Aber ziehen Graphologen aus Schriften nicht auch irgendwie "standardisiert" Schlüsse? Vorausgesetzt natürlich, sie wissen sonst nichts über die Person, ebenso wie dieses Computerprogramm?

  • Hallo Simone und Jutta,


    ich habe den Test auch gemacht (Danke für die Anregung!) und war von dem zutreffenden Ergebnis in meinem Falle durchaus angetan. :thumbsup:


    Ich denke, dass auch widersprüchliche Ergebnisse nicht unbedingt immer falsch sein müssen, weil kaum ein Mensch ohne Widersprüche ist. Ich selbst habe mich in meinem Testergebnis gut wiedergefunden und denke, dass ein Ergebnis um so genauer wird, je mehr Details man mit einbeziehen kann und je professioneller die Beobachter sind.
    Aus den insgesamt vier verschiedenen Büchern zum Thema Graphologie, die ich bisher zur Hand genommen habe, bin ich für mich zu dem Eindruck gekommen, dass es sich durchaus um eine seriöse Analyseform handelt, wenn man sie auch - wie das ja auch gerne mit "Psychotests" geschieht - oberflächlich und damit deutlich weniger seriös nutzen kann.


    Ich habe heute mit Hilfe der genutzten Bücher versucht, einen Text zu analysieren, der allem Anschein nach von einem meiner Vorfahren, dessen wahrscheinliche Schrift ich gut kenne und mit dessen Persönlichkeit ich mich schon recht intensiv beschäftigt habe (ich habe anlässlich seines 350. Totestages einen Text über seine Lebensgeschichte und sein geschichtliches Wirken veröffentlicht).
    Obwohl ich ja in Sachen Graphologie Laie bin, hat meine Analyse im Wesentlichen das bestätigt, was ich über ihn wusste, bzw. mir aus seinem Wirken, seiner Art zu schreiben und den Beurteilungen durch seine Zeitgenossen erschlossen hatte.
    Die einzigen wirklichen Überraschungen für mich waren, dass er nach außen auf den ersten Blick wohl erst einmal phlegmatisch gewirkt haben dürfte (laut meiner Analyse), wohinter sich aber eine Bodenständigkeit verborgen haben könnte, die ich ebenfalls geringer eingeschätzt habe: sein historisches Wirken war nämlich eher von zähem Kampf, hohen ethischen Ansprüchen und der starken Neigung zur Kritik an Vorgesetzten geprägt (die sich aus der Schriftanalyse übrigens ebenfalls erschließen lassen).
    Sogar für eine gewisse aus der Schriftanalyse hervorgehende Doppelmoral, ein (laut Schriftanalyse wohl deutlicher als vermutet ausgeprägter) Machismo und eine Kombination aus Flexibilität, Kreativität und schauspielerischem Talent (seine Gegner hatten immer Angst, von ihm ausgetrickst zu werden) und für eine ausgeprägte Detailverliebtheit habe ich auch in seinem tatsächlichen Wirken deutliche Anzeichen gefunden: sogar im ausgewerteten Brief (gerichtet an seinen Vorgesetzten) bekommt man den Eindruck, als wolle er dem Adressaten eindringlich erklären, was dieser zu tun habe, um seine politischen Gegner in eine von beiden gewünschte Richtung zu bringen :D


    Ich wüsste nur gerne, was ein erfahrener Graphologe zu meinen Ergebnissen sagen würde und wie die Geliebte meines Vorfahren (ich habe auch eine Textprobe von ihr selbst) mit seinem Machismo umgegangen ist bzw. ihn kompensiert und modifiziert hat. Immerhin scheint sie auch eine ziemlich starke Persönlichkeit gewesen zu sein... Aber ihre Schrift muss ich erst noch auswerten.


    Viele Grüße!


    Giacomo-Marco

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Ich wüsste nur gerne, was ein erfahrener Graphologe zu meinen Ergebnissen sagen würde


    Hallo Giacomo-Marco,


    dann musst Du wohl einen beauftragen - ohne ihm Deine Ergebnisse vorab mitzuteilen. Die Frage ist allerdings, wie unabhängig vom Inhalt des Textes, den Du ihm vorlegst, und dem, was er evtl. über die Person ergoogelt, wird der Graphologe urteilen?