Hallo in die Runde,
weiß jemand, ob bei der Ausstellung von Arbeitszeugnisse in früheren Zeiten - hier aktuell 1938 - schon ähnliche Regeln bezügl. gewisser Formulierungen angewendet wurden wie heute? Also z.B. "war stets bemüht dieses oder jenes auszuführen" = hat es niemals auf die Reihe gebracht.
Im vorliegenden Fall war der Mitarbeiter bis 1938 (30 Jahre alt) bei der Landesbauernschaft Hessen-Nassau als Wirtschaftsberater und Fachlehrer an der Landwirtschaftsschule angestellt.
Für beide Arbeitsfelder liegen getrennte Tätigkeitsbeschreibungen vor. Die Bewertung seiner Arbeit ist zusammengefaßt und nicht für die einzelnen Tätigkeiten spezifiziert.
X hat sich während seiner hiesigen Tätigkeit als ein ehrlicher, fleissiger, zuverlässiger und vertrauenswürdiger Mitarbeiter gezeigt.
-> (wenn 100%ig wäre, würde heute noch "stets") dabei stehen
und hat die ihm übertragenen Aufgaben zur vollen Zufriedenheit erledigt.
-> (ist ja noch ok, aber gab es damals schon die Abstufung vollste, volle bzw. Zufriedenheit ohne was vorndran?)
Seine Dienstliche Führung war gut, über sein ausserdienstliches Verhalten ist Nachteiliges nicht bekannt geworden.
-> "nichts bekannt geworden", war das Standard oder hat man das bei gegebenem Anlaß auch dezidiert positiv oder negativ formuliert. Dann wäre vorliegende Formulierung wie ein "teilgenommen" (wir nannten das an der Uni "Sitzschein") oder "bestanden" ohne Bewertung, oder aber als "grade noch so eben" zu verstehen.
Er verläßt die hiesige Stelle, um an einer anerkannten Landwirschafsschule den Vorbereitungsdienst für Landwirtschaftslehrer abzuleisten.
Im Aufgrage
Unterschrift
Das ist das ganze Zeugnis. Ohne Wünsche für die weitere berufliche Laufbahn. Ohne Prognose, daß er er auf die Anforderungen vorbereitet ist.
Ich habe wirklich den ganzen Bewertungsteil abgeschrieben.
Also wenn mir jemand so ein Zeugnis ausstellen würde, stände ich am nächsten Tag auf der Matte.
Was meint ihr dazu?
Viele Grüße
Gisela
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