Kanalarbeiter in Sehestedt

  • Hat jemand einen Tipp, wie man etwas über die Kanalarbeiter herausfinden kann, die um 1900 herum beim Bau und der Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanals beschäftigt waren? Konkret beschäftige ich mich mit den Kanalarbeitern in Sehestedt und versuche herauszufinden, wie viele von den Arbeitern hier sesshaft wurden.


    In den Kirchenbüchern habe ich schon einige Einträge mit Hinweis "Kanalarbeiter" entdecken können. Hier sind die bisher gefundenen Einträge:


    Hochzeiten:


    Max Louis KRETZSCHMAR aus Leptau bei Dresden heiratet 1890 Martha KELLMANN aus Klawschorf


    Karl Ernst Friedrich WEIST aus Neusteinort Kreis Schlawe heiratet 1890 Adele Helene PAUSTIAN aus Sehestedt.
    Sie bekommen später ein Kind Amanda Helene Emma WEIST * 1911-08-05


    Beerdigungen:


    Peter BOER ertrank bei der Arbeit auf dem Bagger "Sehestedt" am 4. Juli 1890 * 1871-02-23 Sliedrecht (Holland)


    Wilhelm ALBRECHT (Kanalarbeiter bzw. Fährknecht) * 1866-12-28 (Ueberlauf, Kreis Stolp) + 1894-03-27


    Janna HARTOG, Tochter des holländischen Arbeiters Cornelius HARTOG und Gertruida VON STRATEN * 1892-02-28 + 1892-03-04


    Anna WOHLRAB Tochter von Anton WOHLRAB und Margaretha HECKEL * 1888-08-31 in Markschorgast (Oberfranken) + 1889-01-02 Sehestedt


    Taufen:


    Janna HARTOG, Tochter des holländischen Matrosen Cornelius HARTOG und Gertruida VON STRATEN * 1892-02-28
    Paten:
    - Janna TER BEEK, Sehestedt
    - der Vater
    - die Mutter


    Else Sophie Elise HECKSTEDEN, Tochter des Kanalbaumeister Klaus Heinrich HECKSTEDTEN und Margareta EHLERS, Sehestedt
    Paten:
    - Sophie JELINEK geb. HECKSTEDEN, Kiel
    - Elise DIERCKS geb EHLERS , Lunden(?)
    - i. W. Marie DAUL geb. ARP, Sehestedt


    Otto Rudoloph Friedrich Wilhelm LANGE, Sohn des Krankenwärters in den Baracken zu Sehestedt Friedrich LANGE und Frieda SCHROEDER
    Paten:
    - Barackenverwalter Hugo Otto FLOTTWELL zu Fischerhütte
    - Zahlmeisteraspirant Rudolf SASS zu Rostock
    - Friedrich SCHROEDER der Besitzer .... in Mecklenburg-Schwerin
    - Wilhelm SCHROEDER ebendfalls


    Agnes Ottilie Auguste SEIDEL, Tochter des Schachtmeisters Johann Karl SEIDEL und Marie Johanna Freiderike EMS * 1889-12-16
    Paten:
    - Frau Schachtmiester MÖLLER
    - August RASCHKE, Maschinist
    - Hebamme Johanna SCHONBOHM


    Erwin Detlef STREHLAU, Sohn des Baggermeisters Theophil Johann STREHLAU und Frieda Charlotte Dorothea HARDT
    Paten:
    - Heinr. HARDT, Kl. Königsförde
    - Wilhelmine HARDT geb. RICHTER, Sehestedt
    - Detlef HARDT, Bowenau


    Heinrich August WIESE, Sohn des Kanalarbeiters August Heinrich WIESE und Auguste Maria EISENBLÄTTER * 1890-05-13
    Paten:
    - Louise PRANGE, Ehefrau
    - Schachtmeister Hermann WALDEN
    - Maschinenführer OBERMEYER


    Amalie Franziska WYDUBA, Tochter des Maschinenführer Andreas WYDUBA (katholisch) Rebekka H...HORN (evangelisch)
    Paten:
    - Zimmermeister H. KRAUBERK
    - Frau Matrialmann BULSUI
    - Frau Schachtmeister NEUMANN


    Wilhelm Herbert HINZ * 1907-01-27, Sohn des Kanalarbeiters Friedrich Christian Jürgen HINZ und Anna Dorothea DUNKER
    Paten:
    - Katharina HAAR geb. BRAAS, Hohenfelde
    - Katharina JEBE geb SCHUMACHER, Sehestedt
    - Dorothea SELLMER geb. HINZ, Sehestedt


    Karoline Charlotte Katharine HINZ * 1909-09-05, Tochter des Kanalarbeiters Friedrich Christian Jürgen HINZ und Anna Dorothea DUNKER
    Paten:
    - Charlotte SIEVERS geb. KRUSE, Sehestedt
    - Katharina HAAR geb. BRASS, Hohenfelde
    - Katharina JEBE geb. SCHUMACHER, Sehestedt


    Beichten:


    18. August 1889
    Arbeiter in den Baracken zu Sehestedt
    310. KRUMMSIEK
    311. WITULSKI I, Kr. Gutenwalde, Ostpr.
    312. WITULSKI II, Kr. Gutenwalde, Ostpr.
    313. MOZALSK, Neu-Zustrow, Ostpr.
    314. Theodor KRAMER, Landsberg, Oberschlesien
    315. WILLEMAID


    24. November 1889
    Arbeiter in Baracken zu Sehestedt
    316. EHLERS
    317. MÜLLER
    318. ein Ostpreuße

  • Hallo Jesper,


    vielleicht wirst Du im Landesarchiv Schleswig-Holstein fündig.
    https://bestaendeuebersicht.sc…sbeh%F6rden%20seit%201871


    Wasserbau-Akten finden sich außerdem im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
    https://www.gsta.spk-berlin.de…hp?detail=353&PAGE_ID=952
    https://www.archivesportaleuro…/fa/id/DDB_xiv_ha_rep_231


    Vielleicht finden sich dort auch Hinweise auf die Anwerbung von Mitarbeitern mit bestimmten Qualifikationen (Zeitungsannoncen etc.). Irgendeiner muss die über 8000 Mitarbeiter ja auch angeworben und bezahlt haben.

  • Hallo Jens,


    ich habe mal die Herkunftsorte überflogen. Bei den Niederländern kann ich ja nachvollziehen, dass es sich evtl. um Arbeiter mit Spezialwissen im Wasserbau handelt. Aber viele kommen wohl auch aus den Ostgebieten. Zur gleichen Zeit sind von dort ja auch viele ins Ruhrgebiet migriert, die sogenannten Ruhrpolen.


    Vielleicht ist es auch interessant, in dem Zusammenhang zu schauen, ob es auch Kettenmigration gab, d.h. aus einzelnen Orten und Familien zogen nach und nach immer mehr Leute zu. Das hat man vor allem im Rahmen der Auswanderung nach Nordamerika beobachtet und erforscht. Vielleicht ist es hierfür aber auch nicht relevant, da der Kanal ja ein zeitlich begrenztes Bauprojekt war.