Zuständigkeiten in katholischen Städten mit vielen Kirchen

Hallo allerseits,

ich wüsste gerne, ob früher (19. Jh.) in katholischen Städten mit sehr vielen Kirchen üblicherweise alle Kirchen auch Taufen, Trauungen und Bestattungen "in Eigenregie" und mit eigenen Kirchenbüchern durchgeführt haben.

Mein Spezialfall betrifft zwar Sizilien, aber ich denke, dass so etwas innerhalb der katholischen Kirche wohl länderübergreifend ähnlich gehandhabt worden sein dürfte: in der Herkunftsstadt meiner Familie stehen häufiger zwei Kirchen mehr oder weniger unmittelbar neben einander und ich fände es gut, wenn ich vor Ort nicht in ALLEN Kirchengemeinden (von denen sicherlich etliche mittlerweile aufgelöst sind) vorstellig werden müsste, um dort die Kirchenbücher einzusehen - was schon alleine deshalb eine erhebliche Herausforderung wäre, weil ich schon von einem einzigen meiner dortigen Vorfahren weiß, dass er innerhalb der Stadt mindestens drei Mal seinen Wohnort gewechselt hat und für ihn alleine schon mindestens sieben Kirchen als mögliche Anlaufpunkte infrage kämen...

Hat jemand von Euch einschlägiges Wissen oder sogar Vorerfahrungen?

Auf Sizilien ist leider die Situation, was Kontaktaufnahme und Einsichtnahmen in Kirchenbücher betrifft schon alleine dadurch ganz massiv erschwert, dass es dort anders, als in Deutschland kaum klassische Pfarrämter gibt und man sich oft auf die Suche nach einer Person machen muss, die zufällig weiß, wo der zuständige Pfarrer wohnt...

Grüße!

Hallo Detlef,

das Problem liegt bei mir darin, dass ich nicht weiß, ob in Städten mit sehr vielen Kirchen jede Kirche auch zwangsläufig eine eigene Gemeinde hatte oder ob diese Kirchen teilweise auch einfach nur als Gebetsstätte ohne Verabreichung der Tauf-, Heirats- und Sterbesakramente gedient haben. Es wäre ja durchaus auch denkbar, dass so eine Kirche als "Nebenstelle" einer hauptsächlich durch eine andere Kirche vertretenen Gemeinde betrachtet wurde (und wenn ja, woran man das im Zweifel erkennen kann)...

Gruß

Giacomo

Hallo Detlef,

wenn ich Dich richtig verstehe, konnte demnach eine (Kirchen-)gemeinde auch mehrere Kirchen haben?

Hast Du eine Idee, wie es unter solchen Umständen mit den Kirchenbüchern gehalten wurde (war die Regel eher, dass EIN Kirchenbuch für die Sakramente in ALLEN Kirchen genutzt wurde, oder war es eher üblich, dass die Kirchen ihre eigenen Kirchenbücher hatten?

Von evangelischen Kirchen kenne ich es teilweise so, dass, wenn ein Pfarrer mehrere Dorfkirchen betreut hat, sogar dorfübergreifend ein gemeinsames Buch genutzt wird; bei größeren Kirchen, gerade auch in der Heimatstadt meines Vaters im dortigen Dom gab es gelegentlich mehrere Priester, deren Amtshandlungen aber in gemeinsamen Kirchenbüchern dokumentiert wurden.

Ich würde vermuten, bin mir aber leider nicht sicher, ob das für die entsprechenden Kirchen auch schon im 18. Jahrhundert galt, dass die Kirchen, die auf Sizilien als "parocchia" bezeichnet werden, auf jeden Fall die derzeitigen Gemeindekirchen sind. Möglicherweise wäre das ein Anhaltspunkt...

Gruß

Giacomo

Zitat von Minneburg

Hallo Giacomo,

warum spekulierst Du ?

Frag doch einfach vor Ort oder per Mail nach wie es dort gehandhabt wurde.

Ich denke das es überall unterschiedlich war.

Grüße

Bernd

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Hallo Bernd,

Es wäre schön, wenn das Nachfragen auf Sizilien so einfach wäre, wie in Deutschland...

Abgesehen davon, dass meine Sprachkenntnisse leider nicht die allerbesten sind, ist es auch deutlich schwerer, an Informationen zu den einzelnen Gemeinden heran zu kommen: wo es Internetseiten gibt, sind diese häufig hoffnungslos veraltet und es gibt sie davon abgesehen auch nur in den seltensten Fällen. Als ich vorletztes Jahr mal bei einer Kirchengemeinde vor Ort recherchieren wollte, habe ich sogar das Problem gehabt, dass ich erstmal jemanden finden musste, der wusste, wo der Pfarrer wohnt (der leider gerade nicht da war) bzw. welche Handynummer er hatte.

Und dann gab es auch noch das Problem, dass er kaum Zeit erübrigen konnte, weil er mangels Kirchensteuer seinen Haupt-Lebensunterhalt mit diversen Nebenjobs verdienen musste (als Reilgionslehrer, freiberuflicher Musiklehrer und Automechaniker).

Das sind Probleme, von denen ich nie geglaubt hätte, dass es sie geben könnte...

Zu allem Überfluss werden in der Heimatstadt meiner Familie noch nicht einmal mehr alle Kirchen als Kirchen genutzt, sondern einige z.B. als Autwerkstätten - wen fragt man da sinnvollerweise vor Ort?

Grüße

Giacomo