Lettin: "Genealogische Rätsel" oder "Wie Messwein und Schachtschnaps die Kirchenbücher beeinflussen"

  • Liebe Forscherkollegen,


    In meinem Datenbestand habe ich ein paar fehlende Daten (klar, wer nicht?) und bin nun noch einmal die Unterlagen durchgegangen. Ich denke ich habe die Lösung eines Rätsels gefunden, würde diese aber mal von euch beurteilen lassen und nach eigenen Erfahrungen fragen.

    Also Lettin Mitte des 18. Jahrhunderts, es geht um die Kinder von Johann Simon Sigesmund Leopold und Maria Dorothea Anne Elisabeth Leopold geb. Haasin. Simon bzw. Sigesmund ist nochmal ein anderes Rätsel, aber das habe ich schon gelöst. Da scheint auch der ein oder andere Tropfen geflossen zu sein.

    Aktuell habe ich 9 Kinder dieser Verbindung:


    1. Maria Magdalena (*11.10.1767, +29.12.1767)

    2. Maria Magdalena (*03.03.1769, +16.10.1777)

    3. Johann Christoph (*11.06.1771, +15.06.1771)

    4. Johann Christoph (*!!.!!.!!!!, +30.12.1833)

    5. Johann Sigismund (*20.01.1773, +??.??.????)

    6. Johann Gottfried (*11.07.1775, +16.01.1824)

    7. Johanne Elisabeth (*29.01.1778, +02.01.1857)

    8. Johann Simon (*19.12.1780, oo 1803 in Wettin)

    9. Maria Sophia (*23.09.1786, +03.06.1832)


    Die Nummer 8 heiratet in Wettin, da habe ich nur noch nicht weiter nachgeforscht. Er ist aber nicht der fragliche Proband.

    Von Nr. 5 ist nur der Geburtseintrag zu finden, keine weiteren Daten.

    Nr. 4 ist der rätselhafte Kandidat!

    Er hat nachweislich mehrere Kinder und es existiert die Sterbeurkunde. In dieser wird als Alter 62 Jahre 6 Monate 19 Tage genannt. Wenn ich vom Sterbedatum zurückrechne, komme ich heraus beim 11.06.1771. Das ist der Geburtstag des 5 Tage später verstorbenen Bruders, der ebenfalls Johann Christoph hieß (Nr. 3). Kann also nicht stimmen.

    Da ich aber keine weitere Geburtsurkunde mit dem Namen in Lettin gefunden habe, sehen wir uns mal die Eheurkunde an. Er hat geheiratet am 04.11.1804 in Lettin, dort ist nachzulesen: Johann Christoph Leopold 26 Jahre alt und Catharine Elisabeth Lingeslebin 20 Jahre alt.

    Rein rechnerisch würde ich damit auf das Jahr 1778 kommen. Wenn er im November 26 war, dann muss er ja davor geboren sein. Nun ist seine Schwester (Nr. 7) aber Ende Januar 1778 geboren. Da sind nur 9 Monate dazwischen, also ist es ebenfalls nicht möglich, dass er 1778 geboren wurde. Gut, mit dem Alter hat man es damals nicht so genau genommen, das habe ich schon öfters bemerkt. Hier könnte ich mir vorstellen, dass etwas geflunkert wurde, damit der Altersunterschied der Getrauten nicht so groß ist.

    Wir haben jetzt also zwei Geburtsdaten, die beide nicht stimmen können. Viel bleibt nicht mehr übrig. Jetzt habe ich in der Geburtsurkunde der Tochter Maria Henriette (*07.07.1810) noch einen Hinweis gefunden. Dort steht geschrieben: "...Johann Christoph Leopold ... zu Lettin gebürtig, alt sieben und dreißig Jahre ... Ehefrau Catharine Elisabeth Leopoldin geborene Lingslebin ... die Wöchnerin sei dreißig Jahre alt...".

    Also knapp 6 Jahre nach der Eheschließung (26/20Jahre), sind die beiden 37 und 30. Die Differenz kommt ja ungefähr noch hin. Da ich über die Mutter aber noch nicht weiter nachforschen konnte, kann ich nicht sagen was bei ihr stimmt. Aber ich habe jetzt ein neues Geburtsjahr für Johann Christoph, 1773!

    Und dort finden wie die Geburt von Johann Sigismund, der zufällig so heißt wie sein Vater und über den nichts weiter bekannt ist, er taucht einfach nicht mehr auf.

    Und jetzt kommt der Schachtschnaps ins Spiel, es waren ja immerhin alles Bergmänner. Meint ihr es ist nach den vorliegenden Daten plausibel, dass der liebe Kirchenbuchschreiber auch etwas tief ins Glas geschaut hat und den falschen Namen notierte? Um das Ganze noch zu stützen, die Kinder wurden ja relativ häufig nach den Paten benannt. Der erste Pate bei Johann Sigismund 1773 war ein Johann Christoph.

    Für Sterbeurkunde wurde vermutlich einfach im Kirchenbuch nach dem Namen gesucht, und der tauchte nur einmal auf. Bei seinem Bruder der zwei Jahre früher geboren wurde und kurz danach starb.


    Und jetzt ihr. :D


    Viele Grüße


    Mathias

  • Hallo Mathias,

    habe beim durchsuchen meiner Kirchenbücher schon oft gezweifelt. Bei Anfang des Eintrages war es eine deutliche klare lesbare Schrift und in der Mitte fing der Schreiber an undeutlich zu schreiben, am Ende ist kaum noch was zu entziffern. Die Einträge hatten auch keinen großen Textumfang. Geburtsdaten in doppelt geführten Büchern um Jahre falsch widergegeben das ich glaubte es handelt sich um 2 verschiedene Personen, was mich Tage an Recherchen gekostet hat. Und das ist immer wieder bei dem selben Schreiber vorgekommen.

    Ich glaube auch das dieser Schreiber sich ein paar Gläser Messwein eingeschenkt hat und etwas zu tief ins Glas geschaut hat.

    Grüße

    Rolf