Welche Uniform trägt mein Urgroßvater auf beiden Fotos?

  • Hallo,


    im Anhang zwei Fotos von meinem Urgroßvater, zu dem ich schon mal hier was gesucht hab. Aber es geht jetzt um die Fotos, die ich neu bekommen habe. Das eine zeigt meinen Urgroßvater in Uniform. Bilde ich mir das ein, oder ist auf seinem Arm ein schwarzer Winkel und an der Tasche ein Edelweißabzeichen? War das nicht das Abzeichen für Gebirgstruppen? Ich weiß ja inzwischen, dass er leider ein Befürworter vom Nationalsozialismus war. Half einem die politische Einstellung damals dabei, in Militärrängen und Regiments höher zu steigen?


    Auf dem zweiten Foto mit seiner Truppe sieht man den Winkel noch nicht. Er steht als zweiter von rechts neben dem Kommandanten. (Dürfte der Herr mit der hohen Mütze sein.)


    Vielen Dank schon mal im Voraus :).


    Grüße


    Marie

  • Hallo Marie,


    Dein Uropa war Obergefreiter der Gebirgstruppe (2 ineinander geschobene Winkel). Den zweiten Winkel kann man gerade noch so am Ansatz erkennen. Oberhalb der linken Brusttasche trägt er eine dunkle Bandschnalle. Es läßt sich leider nicht erkennen, um welche Auszeichnung es sich handelt.


    Schönen Gruß

    Egon

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

    Homepage: https://egonossowski.wixsite.com/meinewebsite

  • Vielen Dank für die Antwort, Egon. Jetzt wird es spannend. Wo könnte er denn im Einsatz gewesen sein? Er kam aus dem Römerstädter Ländchen in Mähren. Mein Großvater meinte immer, Alois wäre nur ein Fußsoldat gewesen. Das bezweifle ich inzwischen? Ich hatte mal gelesen, dass das Edelweißabzeichen für Gebirgsjäger war. Alois letzter Einsatzort war der Heiligenbeiler Kessel. Das Rote Kreuz hat meiner Großmutter damals eine Liste/Bericht u.a. mit Fotos geschickt, die in der Truppe von ihm waren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist er in Ostpreußen gefallen. Da war er im Grenadier-Ersatzbataillon 356. Dazu hab ich inzwischen schon genug. Allerdings erwähnt der Bericht nicht, dass Alois Gebirgsjäger war.


    Gruß


    Marie

  • Hallo Marie,


    das Abzeichen auf der Brusttasche ist kein Edelweiß, sondern das Infanterie-Sturmabzeichen.

    Ich kenne das Edelweiß als Mützen- und als Ärmelabzeichen, aber nicht für die Brusttasche.

    Der weiße Vorstoß der Schulterklappe zeigt auch, dass er zur Infanterie gehörte. Weiß war die Waffenfarbe der Infanterie.

    Die Gebirgsjäger hatten die Waffenfarbe Jägergrün.


    Grüße

    Basil

  • Hallo Basil,


    danke für die Richtigstellung. Da habe ich mich ins Bockshorn jagen lassen. Ich kenne das Edelweiß eigentlich auch nur als Mützen- und Ärmelabzeichen. Ehrlicherweise muß ich auch eingestehen, daß ich das Infanterie-Sturmabzeichen niemals als solches erkannt hätte. Jetzt, wo Du das sagst, erkenne ich es auch.


    gruß,

    Egon

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

    Homepage: https://egonossowski.wixsite.com/meinewebsite

  • Ich hab nur das weiße Geschlinge unten an der Brusttasche gesehen und es nach Abgleich mit dem Edelweißabzeichen für eins gehalten ^^.

    Leider ist das Originalfoto nicht so, dass man den Rest vom Abzeichen sehen könnte. Hat man damals die Abzeichen nur zu fotografischen Anlässen angehabt? Oder war er auf dem Gruppenfoto nur noch nicht ausgezeichnet worden? Leider steht nichts drauf, von wann das Foto ist.

  • Hallo Marie,


    die Abzeichen wurden immer getragen, wie im verlinkten Wikipedia-Artikel zu sehen. Wahrscheinlich war er, als das Gruppenfoto gemacht wurde, noch nicht damit ausgezeichnet worden. Obergefreiter war er auch noch nicht, sondern nur Schütze (niedrigster Dienstgrad). Es liegt also einige Zeit dazwischen.


    Anhand der Uniformen kann man die Entstehungszeit der Fotos etwas eingrenzen. Die Soldaten auf dem Gruppenfoto tragen zum Teil noch die Feldbluse Modell 1936 mit dunkelgrünem Kragen. Andere tragen die Feldbluse Modell 1940 mit grauem Kragen, aber noch fünf Knöpfe. Das Gruppenfoto ist demnach 1940 oder später entstanden. Auf dem Porträtfoto trägt er die Feldbluse Modell 1943, erkennbar an den gerade geschnittenen Taschenklappen. Die Taschenklappen der früheren Feldblusen waren geschwungen. Dieses Foto ist also nicht vor 1943 entstanden.


    Vielleicht ist das Gruppenfoto während der Grundausbildung entstanden. Sein Geburtsjahrgang wurde ab April 1940 einberufen. In der Vermisstenbildliste des DRK ist übrigens für ihn auch der Dienstgrad Obergefreiter (Ogfr.) angegeben. Hast du mal beim Bundesarchiv Abteilung PA in Berlin (ehem. WASt) den militärischen Werdegang angefragt?


    Grüße

    Basil

  • Hallo Basil,


    danke für deine Einschätzung. Bei dem Thema bin ich ziemlicher Laie. Das Kolorierungsprogramm von myheritage funktioniert an dieser Stelle offenbar super. Das Gruppenfoto könnte ein Standbild aus einem Weltkriegsdrama von heute sein, so klar sind die Farben.


    Alois war Jahrgang 1909. Meine Oma hatte nur was vom Roten Kreuz, aber nicht von der WAST, soweit ich mich erinnern kann.

    Kann man da noch was finden? Also wenn es um mährische Soldaten geht? Ich dachte, die WAST ist nur für Soldaten aus Deutschland an und für sich.

    Der Werdegang würde mich sehr interessieren. In seinem letzten Brief vom 30. Januar 1945 erwähnt er, dass sie nicht am Wasser kämpfen werden. So hat er das ausgedrückt. Nach Einschätzung des Roten Kreuzes ist, dass Alois bei Bombenangriffen ums Leben kam und folglich nicht mehr identifiziert werden konnte. Meine Ur-Oma hat lange vermutet, er wäre als Verletzter auf der Gustloff gewesen und mit ertrunken.


    Grüße


    Marie

  • Moin Marie,


    ich weiß nicht, ob die ehemalige WASt Auskunft zu mährischen Angehörigen der Wehrmacht geben kann oder nicht. Ich würde nichts unversucht lassen.

    Eine einfache Anfrage kostet ca. 16,- Euro. Auf Nachfrage erhältst du auch die Stationen zwischen Einberufung und letzter Meldung.


    Hinter dem Geburtsdatum steht der LND-Buchstabe. LND steht für Landesnachforschungsdienst. Der Buchstabe bezeichnet den DRK-Landesverband, über den die Suchmeldung eingereicht wurde. C steht für Hessen.


    Grüße

    Basil