Hallo Andrea,
die Art der Numerierung des Bataillons (FußArtBtl 70) zeigt an, daß es sich hier um ein selbstständiges Bataillon gehandelt hatte. Das heißt, daß dieses Bataillon keinem Regiment angehört hatte und der Fußartillerie-Brigade 6 direkt unterstellt war. Im Verzeichnis der 5. Armee wird dieses Bataillon zu Kriegsbeginn jedoch noch nicht aufgeführt. Man kann davon ausgehen, daß dieses zu einem späteren Zeitpunkt aufgestellt wurde.
Aus der Bezeichnung läßt sich herauslesen, daß der Großvater in der 2. Batterie (Kompanie) des FußArt-Bataillons 70 seinen Dienst verrichtetet Dieses Bataillon gehörte direkt zu den Armeetruppen des Großverbandes <5. Armee> an.
Da Chroniken für Bataillone nur sehr selten erstellt wurden, lassen sich an Hand der Einsätze der 5. Armee die Ereignisse leichter nachvollziehen, an welchen der Großvater beteiligt gewesen war. Zudem bot der Kriegsalltag eines Fußartilleriebataillons kaum ausreichend Stoff für ein Sachbuch oder gar eines Romanes. Hier wurde Tag für Tag einfach nur Knochenarbeit in Kälte, Regen, Dreck und Schlamm verrichtet. Daß der Gegner natürlich alles daran gesetzt hatte durch Flugzeuge und Schallmeß diese Batterien aufzuklären und auszuschalten, dürfte außer Frage stehen. Das wird auch durch die Verwundung des Großvaters unterstrichen.
Um dem feindlichen Feuer zu entgehen, hatte man häufig in großer Eile, auch unter Beschuß, die Feuerstellung gewechselt. Bei der schweren Artillerie bedeutete dies großer körperlicher Einsatz. Die Pferde wurden lediglich als Zugtiere für die Geschütze und der Munitionswagen benötigt, die Geschützbedienung marschierte in die neue Stellung zu Fuß. Unter dem Strich paßt auch hier besonders der Titel zum Buch von Remarque.
Das Buch <Im Westen nichts Neues> handelt hingegen vom Grabenkrieg der Infanteristen, bietet aber einen kleinen Gesamteindruck über das unsinnige Sterben in der sogenannten <Blutmühle> an der Westfront. Die Wirklichkeit war jedoch noch weit schlimmer, als man dies in einem Buch überhaupt schildern kann. Mein Großvater hatte zwar den Grabenkrieg am Kanonenberg überlebt, aber seine schrecklichen Erlebnisse und Bilder hatten in Zeitlebens verfolgt. Ich finde es außerordentlich bedauerlich, daß wir das schon kollektiv vergessen haben und es bereits wieder für ganz selbstverständlich finden, daß wir weltweit die Interessen der Bundesrepublik militärisch vertreten wollen.
"Wir haben nichts dazugelernt!"
Gruß
Reinhard