Decolliret

  • Hallo zusammen,


    Was habe ich mir darunter vorzustellen, decolliert, décollé, wurde dem Deliquenten nur der Hemdkragen abgeschnitten? Bei Frauen auch die Haare oder war es eine zusätzliche Tortur. Es war doch sicher nicht um eine Infection zu vermeiden. Aus einigen Beiträgen hier ging das nicht herfor.


    Amicalement!


    Hans

  • Hallo Hans,
    aber Google kann Dir helfen.
    Das bedeutet enthauptet.
    Also es wurde das über dem Hemdkragen abgeschnitten. ;)
    Daniel

  • Merci Daniel,


    Ich habe enthaupten mit décapiter übersetzt, nicht mit décollieren. Collier = Halskette, Col = Kragen. Französisch à l'envers. Schönes Wochenende.


    Amicalement!


    Hans

  • Hallo Regina,
    decolliert heißt enthauptet. Der Kopf wurde abgetrennt. Warum der Herr aus Deinem Eintrag NACH der Enthauptung zum Galgen geschliffen wurde, weiß ich auch nicht. Eigentlich funktioniert das nicht.
    Grüße,
    Daniel

  • hallo Ihr,
    wegen der Assoziation mit Collier oder Dekollete denkt man bei "decolliert" wohl erst mal an französich. Aber Latein hilft hier direkter:
    "decollatio" heißt "Enthauptung" (von "collum" = "Hals"). Es heißt also wörtlich "enthalst".


    Wie man einen Enthaupteten noch zum Galgen schleifen kann, kann ich mir doch auch vorstellen :teufel:
    z.B. an den Armen oder Beinen einen Strick festbinden und dann mit PS oder manpower dorthin schleifen .....
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Man mußte wohl erst den Kragen abnehmen lassen, sonst kam man nicht an den ungewaschenen Hals,


    also erst Kragen ab und dann ab zum Galgen!


    Mogeln war so weitestgehend ausgeschlossen.:angel:


    Gruß


    Klaus

  • Hallo Daniel,
    das hat vermutlich etwas mit den unterschiedlichen Bedeutungen der verschiedenen Todesstrafen-Arten zu tun.
    Enthaupten mit dem Schwert war eine ehrenhafte Hirnrichtungsart - Hängen eine "unehrliche" im Sinne von ehrlos. Enthaupten mit dem Henkersbeil - weiß ich nicht, vermutlich eher unehrenhaft. Das mal prinzipiell.
    Dann waren für verschiedene Vergehen jeweils ganz bestimmte Hinrichtungsarten vorgesehen.


    Warum man jemand, den man "ehrenhalft" enthalst hatte (um mal im Bild zu bleiben), dann zum unehrenhaften Galgen schleifte (das Schleifen war auch nicht so ehrenhaft) weiß ich nicht, dazu müßte man den Einzelfall kennen.
    Auf jeden Fall sieht es danach aus, daß man ihm ein "ehrliches" Begräbnis verweigerte.Viele unehrenhaft Hingerichtete wurden neben oder unter dem Galgen "verscharrt".
    Bei einem MÖGLICHERWEISE unehrlich mit dem Beil decollirten, bedeutet ein anschließendes zum-Galgen-Schleifen eine Erhöhung der Strafe - weil die Unehrenhaftigkeit nochmal extra vorgeführt wurde.
    Fragen, die die Ehre betrafen, hatten bis in die (frühe) Neuzeit hinein eine existentielle Bedeutung, sie war fundamental anders als wir es heute nachempfinden können.


    Vielleicht ist es aber auch ganz einfach so, daß auf das betr. Vergehen das Enthaupten mit dem Henkersbeil stand. Wenn dies unehrenhaft war, war es unmöglich, den Delinquenten ehrlich auf dem Friedhof zu begraben. Deshalb mußte er zu der unehrlichen Stätte beim Galgen geschafft werden. Das man das nicht mit Samthandschuhen tat, scheint klar.
    viele Grüße
    Gisela


    Klaus,
    beim decolliren ging es zum Richtblock oder zum Richtschwert. Am Galgen wurde in der Regel nicht decollirt. Außer es ging etwas schief vielleicht weil die Schlinge zu fest zugezogen wurde und dadurch der Hals abgeschnürt wurde.. Dann plumpste der decollirte Körper auf die Erde, was eine Schande für den Henker war.
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.


  • Hallo Klaus, es wurde nicht der Kragen, sondern der Kopf "abgenommen".



    Hallo Gisela,
    ja so klingts plausibel.
    Grüße,Daniel

  • Hallo zusammen.


    Also ich weiß nicht "enthauptet mit dem Henkersbeil" glaub nicht dass das unehrenhaft war.Heinrich IV von England ließ teilweise seine Frauen enthaupten.Wahrscheinlich schob er irgendetwas vor um sie enthaupten zu lassen.Hauptgrund dieser Prozedur war vermutlich aber ,dass er eine neue in seinem Bett haben wollte und die alte loswerden wollte.Also ließ er sie enthaupten.Die armen Frauen konnten keine Söhne zur Welt bringen!Dies war der Hauptgrund.Ich habe in der Albisheimer Chronik gelesen,dass eine Frau unter dem Galgen decolliert wurde.Vorher als man sie erwischt hatte wurde sie in Eisen gelegt,dass heißt sie bekam einen Eisenring um den Hals und um die Hände,damit sie an eine Wand gefesselt wurde.Hier klingt das Wort decolliert wieder anders,denn bovor sie aufgehängt wurde ,wurde sie decolliert,alse der Halsring abgenommen.


    LG


    Franz Josef

  • Hier noch eine kurze Definition, sieh 2. Spalte, drittletzes Stichwort:
    http://www.zedler-lexikon.de/b…upplement=0&dateiformat=1


    @Franz Josef
    zu unterscheiden ist zwischen Schwert und Beil. Soweit ich weiß, wurden die beiden hingerichteten Frauen Heinrichs des 8. mit dem Schwert hingerichtet, Anne Boleyn u.a. wegen Hochverrats. (Die Motive "dahinter" sind natürlich eine andere Frage, sind hier aber OT) Es kam bei der Hinrichtungsart zwar auch auf die Person an, aber wie ich schon sagte, auch auf die Art des Vergehens.


    Bist du übrigens sicher, daß in deinem Beispiel die Frau anschließend gehängt wurde? Man konnte nämlich auch unter dem Galgen geköpft werden, einfach weil es der Richtplatz war.


    Natürlich hat das französische Wort "Collier" = Grundbedeutung Halsband den gleichen Ursprung im Lateinischen wie das Wort "decollieren".
    Viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • :huh: Habe als ehemaliger " White-collar-worker" mit großem Interesse alles gelesen, habe mir aber immer nur den Kragen


    abgenommen bevor es Ernst wurde.


    Gruß


    Klaus