Matthias Mayr,der Mann mit 8 Ehen zwischen 1732 und 1760

  • Matthias Mayr, der Mann mit 8 Ehen zwischen 1732 und 1760.



    Acht Ehen sind in meiner Datensammlung bisher ein einsamer
    Rekord.



    Alle folgenden Informationen stammen aus den Briefprotokollen
    des Pfleggerichtes Friedberg, Amt Friedberg.



    Die Signaturen der Bände lauten im Staatsarchiv München :



    "Rentmeisteramt München Unterbehörden Nr. 3950 bis 3970"
    früher Pfleggericht Friedberg Pr. 20 bis Pr. 40



    8.8.1726



    Erstmals genannt wird Matthias Mayr im Nachlaß seines Vaters
    Thomas Mayr. Die Witwe Barbara schließt einen Erbvergleich mit
    den Kindern Euphrosina aus der 1. Ehe des Thomas, sowie mit den
    ehelichen Kindern Matthias, 20 Jahre alt, Afra
    13 Jahre alt, Marx 11 Jahre alt.



    Auswanderung von Bayern nach Polen



    Sohn Marx ist interessant. 1737 ist er Uhrmachergesell und
    quittiert 150 Gulden von der Mutter. Dann er taucht im Nachlaß
    des Matthias Mayr 1777 nochmal auf, denn seine Kinder haben noch
    Anspruch auf Erbe. Marx (Markus) wurde Uhrmacher in Lublin "im
    Welschland". Welschland ist ein sehr verschwommener Begriff,
    denn Lublin liegt in Polen, in Galizien. Dieses Gebiet kam 1772
    unter österreichische Herrschaft.



    Verwandtschaftliche Beziehungen nach Polen bestehen von
    Oberzell aus schon länger: 1727 ist Georg Trefller aus Oberzell
    2 als Kleinuhrmacher in Krakau und 1739 ist sein Bruder Josef
    Treffler Kistler ebenfalls in Krakau. Ein Schwager aus der 2. Ehe
    ist nach Troppau in Oberschlesien. (Siehe unten.)



    Die Söhne aus dem kleinen Oberzell haben in Friedberg ein
    qualifiziertes Handwerk gelernt, mit dem sich sich überall in
    der damaligen Welt nieder lassen konnten. Vielleicht sind die
    drei vorgenannten zusammen in die Fremde gewandert.



    25.1.1731 Hofübergabe



    Die Mutter Barbara übergibt das Gütl mit
    einem Wert von 800 Gulden an den nun 25-jährigen ältesten Sohn
    Matthias Mayr. Die jüngere Schwester Afra wird dabei genannt,
    aber nicht der kleine Bruder Marx, der zu dieser Zeit sicher
    schon Uhrmacherlehrling in Friedberg war.



    20.3.1732



    Matthias Mayr schließt seinen ersten Ehevertrag
    mit Agathe, Tochter des bereits gestorbenen Michael Mayr,
    Halbbauer in Taiting und dessen ebenfall verstorbenen Ehefrau
    Anna. Die Braut verspricht 395 Gulden Heiratsgut, fast genau die
    Hälfte des Anwesen-Wertes.



    3.11.1732



    Matthias Mayr quittiert, daß er 395 Gulden Heiratsgut von
    Hans Marquart in Taiting erhalten hat. Hans Marquart ist der 2.
    Ehemann der Stiefmutter von Agathe Mayr.



    18.6.1733



    Nachlaß der Agathe Mayr, ihr Kind Maria ist 1/4 Jahr alt. Das
    Heiratsgut der Mutter steht dem Kind zu und muß deshalb nicht an
    das Elternhaus der Mutter zurück gezahlt werden. Agathe Mayr ist
    wahrscheinlich bei oder nach der Geburt des Kindes gestorben.
    Verbrieft wird der Nachlaß erst, als der Vater wieder heiratet.



    18.6.1733



    2. Ehevertrag von Matthias Mayr mit Maria,
    Tochter von Georg Märkl, Halbbauern-Austrägler in Rederzhausen
    und seiner verstorbenen Gattin Katharina. Das Heiratsgut von 400
    Gulden ist vom Bruder der Braut, Jakob Märkl zu bezahlen.



    24.11.1734



    Maria, Ehefrau des Matthias Mayr ist gestorben, ohne Kinder zu
    hinterlassen. Deshalb ist das Heiratsgut an ihre Geschwister zurück
    zu bezahlen. Matthias Mayr zahlt 210 Gulden zurück. Der Rest zu
    den vereinbarten 400 Gulden war wahrscheinlich noch nicht voll
    ausbezahlt oder wurde für die Hochzeit und Beerdigung ausgegeben.




    Die Geschwister der Maria geb. Märkl sind Jakob Märkl in
    Rederzhausen, die Ehefrau des Thomas Walter in Igenhausen Gericht
    Aichach, Johann Merckl in Troppau in Schlesien, und Josef Merkl,
    der abwesend ist, man weiß jedoch nicht wo er sich aufhält.



    Am 1.3.1736 quittieren die Geschwister Märkl, daß sie den
    Betrag laut 24.11.1734 erhalten haben.



    24.11.1734



    3. Ehevertrag von Matthias Mayr mit Gertraud,
    Tochter des Matthias Wagner, bereits gestorben in Harthausen, und
    dessen noch lebender Ehefrau Maria. Die Braut hat 350 Gulden
    Heiratsgut.



    Von dieser Gattin wurde kein Nachlaß verbrieft oder er ist
    nicht erhalten, obwohl auch sie in Jahresfrist verstorben ist.
    Bei einer kinderlosen Ehe wird das Heiratsgut, wie bei der 2. Ehe
    geschildert, zurück bezahlt.



    23.2.1736



    4. Ehevertrag von Matthias Mayr mit Maria,
    Tochter des Dominikus und Afra Lerch in Stätzling. Diese Braut
    bringt 325 Gulden mit. Bald ist Matthias Mayr wieder Witwer:



    17.4.1738



    Nachlaß der Maria Mayr für ihren Sohn Anton, 1/2 Jahr alt.



    am gleichen Tag:



    5. Ehevertrag 17.4.1738 Matthias Mayr mit
    Ursula, Tochter von Michael und Therese Lämpl, beide bereits
    verstorben, aus Rederzhausen. Diese Braut hat ebenfalls 350
    Gulden.



    5.2.1739 Matthias Mayr quittiert 325 Gulden Heiratsgut von
    Hans Lerch in Stätzling, dem Bruder der 4. Ehefrau. Der Sohn
    Anton aus 4. Ehe ist zu diesem Zeitpunkt also noch am Leben.



    28.2.1743 Erbvergleich nach Tod von Ursula Ehefrau des
    Matthias Mayr. Diese Gattin hat immerhin fast 4 Ehejahre
    durchgehalten. Trotzdem wird sie im Kindbett gestorben sein. Sie
    hinterläßt eine Tochter Anna, bereits im 4. Lebensjahr. Die
    Tochter wurde also noch 1739 geboren. Das Heiratsgut steht der
    Tochter als Muttergut zu.



    28.2.1743



    6. Ehevertrag Jetzt wird es schon
    schwieriger, eine Braut zu finden. Matthias Mayr heiratet Maria,
    Tochter des Hans Näsl und seiner bereits gestorbenen Ehefrau
    Maria in Wulfertshausen. Auch diese Braut bringt 350 Gulden mit,
    denn sie stammt aus einem großen Bauernhof.



    8.7.1745 Als Maria Mayr nach über zwei Jahren stirbt, hinterläßt
    sie einen Sohn Kaspar, der jedoch laut Erbvergleich ein Stiefkind
    zu ihm ist. Die Braut war also zum Zeitpunkt der Heirat bereits
    von einem anderen Mann schwanger oder hatte kurz vor der Hochzeit
    eine Geburt. Das Heiratsgut bleibt Matthias Mayr.



    7. Ehevertrag 8.7.1745: Braut ist die
    Bauerntochter Therese, Tochter des Josef und Magdalena Eisenhofer
    in Asbach bei Mering. Der Bruder der Braut, Matthias Eisenhofer
    bezahlt 300 Gulden Heiratsgut.



    Die siebte Ehefrau ist nun immun gegen die im Haus vorhandene
    Krankheit (Kindbettfieber?) und fast 15 Jahre mit Matthias Mayr
    verheiratet.



    14.2.1760 Als Therese Mayr nach fast 15 Ehejahren stirbt, hat
    sie wahrscheinlich 10 bis 14 Geburten durchgestanden und hinterläßt
    drei lebende Kinder, nämlich Katharina mit 13 Jahren, Matthias
    mit 11 Jahren und Johanna mit 7 Jahren.



    8. Ehevertrag am gleichen Tag. Der nun etwa
    55-jährige Matthias Mayr schreitet zur 8. Ehe mit der
    Ganzbauerntochter Katharina, Tochter des Martin und Apollonia
    Plaicher in Eismannsberg. Die Eltern der Braut sind bereits
    gestorben und die Braut scheint über das gebärfähige Alter
    hinaus zu sein. Sie bringt immerhin nochmal 225 Gulden Heiratsgut
    ins Haus



    11.1.1777 Nachlaß Matthias Mayr:



    Die achte Ehe dauert dauert fast 17 Jahre und ist wohl
    kinderlos. Ende 1776, also mit etwa 70 Jahren stirbt Matthias
    Mayr und die 8. Ehefrau wird Witwe.



    Wenn wir annehmen, daß das Heiratsgut der kinderlosen 2. und
    3. Ehefrau vollständig zurück bezahlt wurde, hat Matthias Mayr
    bei den übrigen 6 Ehen immerhin 1945 Gulden Heiratsgut
    eingenommen.



    Matthias Mayr hat nicht schlecht gewirtschaftet, denn das
    Anwesen, das er zum Wertansatz von 800 Gulden übernommen hat,
    wird zu einem Schätzwert von 1368 Gulden von der Witwe an die jüngste
    Stieftochter übergeben. Das ist eine reale Wertverbesserung,
    etwa durch Kauf zusätzlicher Grundstücke oder bar vorhandenes
    Geldvermögen.



    Die etwa 25-jährige Johanna Mayr übernimmt das Anwesen also
    zu 1368 Gulden und heiratet Johann Schurj aus Landmannsdorf, der
    ihr 500 Gulden Heiratsgut mit bringt.



    Der (Stief-)Sohn Matthias jetzt ca. 29 Jahre alt und ledig,
    bekommt mit 375 Gulden mehr als das Heiratsgut seiner Mutter war.



    Katharina, die Tochter aus 7. Ehe, ist bereits mit Lorenz Lipp
    in Harthausen verheiratet und bekommt oder bekam laut Ehevertrag
    vom 3.5.1776 als Heiratsgut 350 Gulden.



    Die Kinder aus den ersten 6 Ehen werden 1777 nicht mehr
    genannt. Entweder sind sie schon voll ausbezahlt und können
    keine Erbansprüche mehr stellen, oder sie sind, was
    wahrscheinlicher ist, bereits verstorben und das Heiratsgut ihrer
    Mütter wurde für die Kindererziehung vom Vater einbehalten.



    Die achte Ehefrau erhält als Witwe selbstverständlich ihren
    Austrag im Anwesen und ihr Heiratsgut verbleibt beim Gut.



    Alte Bauernregel: Wer nichts erheirat oder erbt,
    bleibt arm bis daß er sterbt.



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    (C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de




    Beim Suchen nach einem FN entdeckt Edelgard Tober

  • Wow !!! Ist das eine Fleißarbeit!



    Aber die Geschichte ist wirklich dermaßen interessant, dass noch Viele ihr Vergügen daran haben werden. Ganz zu Schweigen.....wenn sich ein Verwandter finden sollte!



    Dankeschön, von Seerose :)

  • Hallo Edelgard



    Lublin kann lt.Wikipedia niemals im Welschland gelegen sein.Das Welschland ist lt.Wikipedia die französische Schweiz.Entweder ist es ein schreibfehler oder es hätte heißen sollen ,dass er die Uhrmacherei im welschland also in der heutigen Schweiz gelernt hat.In Deutschland und in Österreich wurden früher die Italiener als"Welsche" bezeichnet.Heute sagen wir in Kärnten zu den Italienern die "Walischen".


    Aber zu Deinem Beitrag ist nur zu sagen ,dass er äußerst interessaant zu lesen ist.Ich habe einen Vorfahren der nur 3 mal verheiratet war.Er hatte offiziell 16 Kinder mit den 3 Damen.



    Liebe Grüße


    Franz Josef

  • Hallo Edelgard,


    sehr spannend zu lesen! Danke dafür! Bei uns in der Rhön gibt es den guten alten Bauerspruch:


    Liebe vergeht, Hektar besteht!


    Somit könnte Matthias auch ein echter Rhöner sein. :thumbsup:


    Assi


    Und was ich nicht ändern kann, da bleibe ich weiter dran... (Herbert Grönemeyer)