Umzugsmöglichkeiten um 1800

  • Meine Vorfahren sind um 1800 vom Elsass nach Bayern eingewandert. Hat jemand Vorstellungen, wie um diese Zeit ein Umzug mit Sack und Pack stattgefunden haben könnte? Gab's außer Pferde- oder Ochsenkarren andere Transportmöglichkeiten? Existieren zeitgenössische Landkarten mit Hauptverkehrsstrecken? Standen zwischen den Terretorialstaaten Grenzkontrollen an? Danke für euere Gedanken ...

  • Hallo hhg, interessant wäre noch zu erfahren, welchen Standes Deine Vorfahren waren. Ein armer Tagelöhner zog anders um als ein reich begüteter Kaufmann.
    Grüße, Daniel

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

  • Hallo hhg,
    es gibt zum Beispiel von Hellwig; Reiniger und Stopp "Landkarten der Pfalz am Rhein". Dieses Buch beinhaltet ausschliesslich Landkarten aus der Zeit von 1513-1803. Teilweise sind auch die einzelnen Territorien darin eingezeichnet. Die Karten sind auch hin und wieder über die Pfalz hinaus greifend. Wenn Du dir das mal anschauen möchtest, es gibt dieses Buch auch in Bibliotheken und ist auch über Fernleihe zu beziehen. Ob es solche Bücher auch aus anderen Regionen gibt, entzieht sich meiner Kentniss, aber das kann man auch in Erfahrung bringen.
    Was deine Frage nach den Zollstationen betrifft, wird dir denke ich nur die regionale Forschung nach den örtlichen Begebenheiten weiterbringen, sowie die Geschichte der Post sowie auch der Personenbeförderung weiterbringen. Zu dieser Zeit gab es Postkutschen, welche die Personen zwischen den einzelnen Teilstaaten beförderten. Diese konnten sich aber gerade die einfachen Leute sicherlich nicht leisten. Aus der alten Heimat brauchten sie einen Entlassungsschein damit sie auch die Grenzen passieren konnten. Einfach war eine solche Reise oder auch ein Umzug gewiss nicht gewesen. Für uns ist das heute sehr schwer vorstellbar, wie das ganze damals von statten ging. Vielleicht noch annährend zu vergleichen mit einem Umzug ausserhalb Europa´s.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • @ Paladin: Danke für den Buchtip. Bibliothek und Fernleihe sind in meiner ländlichen Heimat leider schwierig, aber vielleicht gibt es ja noch etwas im www. Lässt sich die Reiseroute abschätzen, kann ich ja versuchen über die regionalen Verhältnisse Näheres zu erfahren.


    @ Daniel: Reiche Kaufleute waren's (leider) nicht, sondern Landwirte. Bei der Ankunft haben einige verwandte Familien zusammen größere Höfe und Güter gepachtet, für die entsprechenden Kautionen und Investitionen war sicher ein gewisses Grundkapital nötig.


    Grundzüge über Montgelas "Konjunkturpaket" kenne ich, in dessem Hintergrund eine ganze Reihe Siedler aus den Rheinprovinzen nach Bayern kamen. Über den Ablauf der Reise habe ich keinerlei Vorstellung. Es waren mehrere Familien mit Kindern - für die Postkutschen von Grenze zu Grenze vielleicht zu viele Personen.


    Wie denkbar oder abwegig wäre ein Treck, in dem womöglich Hausrat, Werkzeuge oder Tiere mitgeführt wurden? Passt sowas nur in den Wilden Westen Amerikas, oder auch für Süddeutschland Anfang 1800?

    Einmal editiert, zuletzt von hhg ()

  • Hallo hhg
    Ich habe mal über einen Umzug eines Pfarrers gelesen, ich glaube, das war 17... nochwas.
    Der ließ sich seinen Hausrat mit dem Boot auf der Mosel bringen. In deinem Fall bietet sich für einen Teil der Reise die Donau an. Damals gab es viel weniger Straßen und Wege als heute. Ich denke, ein wesentlicher Teil des Transports wurde mit einem Boot erledigt. Es kostete zwar auch immer wieder Zoll, aber es war sicherer als über Land. Dort drohten öfter Raub und Überfall.
    Es war um 1800 sowieso eine unsichere Zeit, weil auch grade die Napoleonischen Kriege stattfanden.
    Das war bestimmt keine leichte Sache damals für deine Vorfahren.
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Hallo Gisela,


    an die Fluss(s?)chiffahrt hab ich auch schon gedacht, es gibt einen Bericht über Schweizer, die schon vor 1700 über Wasserstraßen bis in die Mark Brandenburg ausgewandert sind, einen anderen eines Hessen nach Amerika um 1820. In meinem Fall geht es aber (in etwa) um die Strecke Strassburg - Augsburg. Dazu laufen Flüsse, zumindest die größeren, eher ungünstig. Andererseits waren ja auch kleinere schiffbar, oder die von dir erwähnte Sicherheits-Aspekte Grund genug, Umwege in Kauf zu nehmen. Auf jeden Fall ein interessanter Gedanke, den ich im Hinterkopf behalten werde. Danke!

  • ... Andererseits waren ja auch kleinere schiffbar,...


    Genau!! deshalb habe ich auch von "Booten" gesprochen, und nicht von "Schiffen", obwohl man das vielleicht damals nicht so eng gesehen hat, oder aber gerade doch, und dafür regionale Bezeichnungen nach anderen Kriterien gebrauht wurden. Aber egal.


    Aber noch was zur Sache: Die Entfernung nach Luftlinie ist ja nicht überwältigend, aber als Reiseweg - dann noch zu jener Zeit - war das schon eine ganz schöne Strecke!! Und "Umsteigen" war absolut üblich. Also erst mal über den Rhein, d.h. wahrcheinlich mehrere Fähren, denn der Rhein war damals noch nicht begradigt, und auch nicht in unserem heutigen Sinne schiffbar. (In damaligem Verständnis und Praxis natürlich schon!!)
    Dann wurden Teilstrecken wohl mit Pferde- oder Ochsenwagen zurückgelegt, dann wieder Boot ... usw.


    Ich habe mal in einem Buch von ca. 1650 gelesen, wie sich der Autor als verabschiedeter Soldat ca. 1632 von Holland nach Straßburg durchschlug.
    Rhein-mäßig war das nicht die Frage. Aber er unterbrach die Reise mehrmals, wechselte das Schiff, denn durchgehenden Linienverkehr gab es natürlich nicht. Teilstücke legte er auch zu Fuß zurück, wenn kein Boot/Schiff verfügbar war. Auf diesen Fußweg-Abschnitten, wurde er auch überfallen und ausgeraubt, und das obwohl er als ehem. Soldat wehrhaft war, und als Einzelperson sich eher schnell mal ins Gebüsch verdrücken konnte, als eine Familie mit Möbelkarren.
    Er konnte dazu noch kleinere und unwegsamere Pfade benutzen, als ein Ochsenkarren das kann.


    Dazwischen bis zu deinem Fall liegen zwar gute 150 Jahre, aber die Infrastruktur war dennoch nicht im entferntesten mit unseren heutigen vorstellungen zu vergleichen, und die Sicherheitslage war bestimmt nicht besser als um 1630 (vgl. Napoleonische Kriege und was da noch alles los war zu der Zeit,von Räuberbanden mal ganz abgesehen)


    Ich denke, man konnte Transportmöglichkeiten an Poststationen mieten, auch als Privatperson. Dazu kann ich aber nichts genaueres sagen, habe so etwas nur vage in Erinnerung.
    viele Grüße
    Gisela


    Übrigens Flussschifffahrt. :D

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

    Einmal editiert, zuletzt von Gisela ()

  • (Zeitgenössische) Linienführung und Fahrpläne von Postkutschen-Linien habe ich schon mal irgendwo gefunden, ich glaube in Amtsblättern.
    Da findet sich bestimmt einiges im net. Ich habe "Fahrende Post" eingegeben und die Ergebnisse auf die Zeit bis 1850 beschränkt, da erschien sehr schnell z.B. dies:

    Viele Grüße
    h :) nry


    _____________________________________________________________________________________________
    Was kann man von Menschen erwarten, die den Beginn eines neuen Jahrtausends ein Jahr zu früh gefeiert haben?

    Einmal editiert, zuletzt von henrywilhelm ()

  • Hallo hhg,


    google doch mal "Reisen um 1800". Habe einiges gefunden, wenn auch nicht gerade in der Gegend in der du suchst. Auch Ausstellungen in Museen, da findet sich vielleicht der ein oder andere kompetente Ansprechpartner.


    Grüße, Evi

  • etwas gegoogelt habe ich natürlich auch schon. Leider bin ich noch nicht auf größere "Treffer" gekommen, die etwas konkreter zur Übersiedlung meiner Vorfahren passen.


    Nichtsdestoweniger danke für euere Tips!