Weiblicher VN aber als Sohn geb.

  • Hallo zusammen
    Habe bei meinen Ahnen einen etwas sehr komischen Eintrag gefunden und zwar
    Margaretha..XY get....."als Söhnlein geb und mit dem Mädchennamen getauft".Das lustige dabei ist,dass dieses"Söhnlein" 10 Kinder zur Welt gebracht hat.
    Habt ihr auch schon so einen Eintrag gehabt?
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Hallo Franz Josef,


    ja, ich habe auch schon mal so etwas erlebt. Es handelte sich um die Kirchenbuchabschrift aus Ratzebuhr/Pommern 1827:


    10) Am 14. December wurde in der Kirche copuliert der neu angehende Bäcker Meister In Landeck Johann Friedrich Else, des in Landeck verstorbenen Schmidt Meislers Johann Christ. Friedrich Else ältester Sohn zweiter Ehe. mit Jgfr. Dorothea Sophie Katwah, des Schuhmacher Meisters Martin Kalwah ältester ehelicher Sohn.


    Vermutlich war derjenige, der das Kirchenbuch abschreiben musste, schon recht müde, und da die Floskeln immer dieselben waren, hat er 'wie im Schlaf' geschrieben und sich vertan.


    Gruß, mcm

  • Hallo Franz Josef,


    war "Margaretha" der erste Vorname oder kam er an zweiter oder dritter Stelle? Weibliche Vornamen bei Männern - allerdings nicht an erster Stelle - gibt es ja öfters: Rainer Maria Rilke etc. Ich denke daher auch, dass die Else in mcm's Beispiel kein Schreibfehler war.

  • Hallo Simone
    Leider stand da nur Margaretha als VN und danach eben der Satz den ich geschrieben habe.Wenn ich so nachdenke hat sicherlich der eintragende Pfarrer was verwechselt.Hatte mal hier in Villach den Fall Name des Kindes vorhanden,Geburtsdatum fehlt,Name des Vaters vorhanden und der Name der Mutter fehlt.Der Leiter des Archivs meinte da war der Pfarrer wohl gut drauf.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Anmerkung zu Simones Ausführungen:


    der Name "Maria" war meines Wissens der einzige weibliche Vorname, der von Männern geführt wurde und geführt werden durfte (Ausnahmeregelung aufgrund der Marienverehrung in katholischen Gegenden). Er durfte aber niemals der Erst- bzw Rufname sein. Andere weibliche Vornamen bei Männern sind und waren meines Wissens immer verboten und sind enstprechend nie vorgekommen.


    Grüße!

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Simone,


    es war nicht die Else, sondern der Else (Nachname). Und dieser hat die Jgfr. Kalwah geheiratet, die gewiss kein Sohn war. :)


    Gruß, mcm


    Na, gut. Aber es ging ja um weibliche Vornamen bei Jungen. Dass der Pfarrer sich in Deinem Fall verschrieben hat, ist ja offensichtlich.

  • Hallo Simone,


    es war nicht unbedingt der Pfarrer. Man sollte auch darauf achten, ob es sich beim Kirchenbuch um ein Original oder um eine Abschrift handelt. Bei jeder Übertragung - auch wenn wir heutzutage etwas transskribieren - entstehen Fehler, sie sind halt menschlich.


    Aber es ging eben nicht nur um weibliche Vornamen bei Jungen. Wenn es sich um dieselbe Person handelt, hat sie 10 Kinder zur Welt gebracht. ???



    Gruß, mcm

  • Hallo,


    es gibt auch Fehlbildungen, bei denen der Säugling auf den ersten flüchtigen Blick für einen Jungen gehalten wird, später stellt sich dann aber heraus, dass es doch ein Mädchen ist. Ich weiß nicht, wie man damals mit solchen Besonderheiten umgegangen ist, wahrscheinlich wäre der Pfarrer damit überfordert gewesen.

  • Hallo Jens
    Also für damalige Zeiten hätte der Pfarrer ja gar nicht wissen dürfen wie ein Mädchen aussieht oder doch?Klar es sind auch Männer vorhanden die mit dem 2.VN einen Mädchennamen haben aber nicht mit dem 1.VN.Ich glaube der Pfarrer hat bei seinen vielen Zetteln etwas verwechselt.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Anmerkung zu Simones Ausführungen:


    der Name "Maria" war meines Wissens der einzige weibliche Vorname, der von Männern geführt wurde und geführt werden durfte (Ausnahmeregelung aufgrund der Marienverehrung in katholischen Gegenden). Er durfte aber niemals der Erst- bzw Rufname sein. Andere weibliche Vornamen bei Männern sind und waren meines Wissens immer verboten und sind enstprechend nie vorgekommen.


    Das kann ich nun widerlegen - siehe die Todesanzeige des Herzogs Carl-Emanuel von Croy, der mit 4. Vornamen Eleonore hieß.

  • Auch heute gibt es da Ausnahmen:
    Kirsten: in Ostfriesland ein männlicher Vorname
    Eike: Sowohl männlich als auch weiblich (kommt ohne weiteren das Geschlecht eindeutig bezeichnenden Vornamen vor); Beispiele dafür gibt es in Norddeutschland
    Gerd: in Norwegen ein weiblicher vorname
    Inge: in Norwegen ein männlicher Vorname


    In meiner Datei habe ich vor ca. 200 Jahren den Vornamen Engel: weiblich (Unterelberegion) und männlich (Hunsrück).

  • Auch bei uns im Münsterland hat es bis mindestens 1910 andere weibliche Vornamen als Zweit- oder Drittnamen bei Jungen gegeben.
    Aber zuerst unter den Franzosen und später auch in der waren dabei nur einen Tag alt und mussten ja oft weit getragen werdengab es die Bestimmung, dass Väter das neugeborene Kind bei der Anmeldung mitzubringen und vorzuzeigen hatten, sodass sich der Bürgermeister persönlich vom Geschlecht des Kindes überzeugen konnte. Damit wollte man vermeiden, dass Jungen als Mädchen angemeldet wurden und damit der Wehrpflicht, die es vorher nicht gab, entzogen wurden.
    Es sind eine Reihe von Fällen bekannt, wo angebliche Mädchen später heirateten und Vater wurden... möglicherweise hat bei solchen Gelegenheiten der Pastor mitgespielt, aber für die Taufe musste das Kind ja nicht ausgepackt werden.


    Ich habe mir oft vorgestellt, wie diese Eintragungen abliefen. Die Babies waren nur einen Tag alt und mussten oft weit transportiert werden. Benötigt wurden außer dem Vater zwei männliche Zeugen - bei uns war einer davon fast immer der Küster. Ich vermute dass in vielen Fällen Anmeldung und Taufe in einem Gang gemacht wurden, dann konnte sich die weibliche Patin um das Kind kümmern, denn ich bin sicher, dass die wenigsten Männer ein neugeborenes Baby auch wieder einpacken konnten... :D

  • Hallo,


    ich hatte bei einer Confirmation 1851 eine Friederike Maria Erdreich Voss. Das Kirchenbuch gehört zu den unleserlich, schlimsten Büchern Mecklenburgs und ich hatte diesen Vornamen auf die Trunksucht des Pastors zurückgeführt. Eine Nachschau im Geburtenregister von 1837 brachte die selben Vornamen, was sonst nicht üblich ist! Gelegentlich muss der Pastor helle Momente haben oder die kupferne Destilierblase war nicht einsatzfähig.


    Zum ersten Mal hatte ich eine Ehescheidung in der Verwandschaft. Eine Großcousine hatte geheiratet und ihre Ehescheidung wurde mit Datum und Gericht angeführt. Die Hochzeit war 1850 und die Scheidung war 1845. Die Scheidungsakte werde ich bestellen.


    Das ist Salz in der Suppe uns alter Strategen.


    Beste Grüße an alle Mitstreiter, viel Erfolg und maximale Gesundheit für das neue Jahr


    Lupus

    Nicht Gold hat die Welt verändert, es war das Blei.
    Nicht das Blei aus der Flinte, eher das Blei aus dem Setzkasten (Willi)

  • Hallo,


    ich habe etwa 1730 eine Taufe in der eine "Margaretha" getauft wurde. Diesen Namen hat der Pfarrer dann durchgestrichen und in die Spalte daneben geschrieben: "es sollte seyn Norbert"..... :thumbsup: Klar, die Namen kann man ja durchaus mal verwechseln..... :thumbdown: Vermutlich war das Klosterbier aus!


    Assi


    Und was ich nicht ändern kann, da bleibe ich weiter dran... (Herbert Grönemeyer)