Welche Berufe übten Eure (Ur...) Großmütter aus?

  • Hallo zusammen,


    mich würde mal interessieren: Gibt es unter Euren Vorfahrinnen welche, die eine andere Tätigkeit ausübten als Mutter, Hausfrau oder Bäuerin?


    Unter meinen Ahn(inn)en mütterlicherseits hatten einige ein kaufmännisches Talent, welches auch an mich vererbt wurde. Meine Oma war vor ihrer Heirat Verkäuferin im Warenhaus Tietz in Düsseldorf (heute Galeria Kaufhof an der Königsallee).


    Meine Ururoma war Margaretha Korffmacher geb. Francken war Gärtnerin und verkaufte das von der Familie in Hamm angebaute Gemüse regelmäßig auf dem Düsseldorfer Carlsplatz.

  • Ja, in der Regel waren auch bei mir alle Vorfahrinnen Hausfrauen und Mütter. Ausnahmen gibt es nur dann, wenn die Vorfahrinnen am Hof eines Adligen lebten und dann auch als Hofdamen oder Kammerfrauen arbeiteten.


    Eine Vorfahrin zum Beispiel, eine Eberhardine Gerne (1791-1840), die als unverheiratete Frau meinen Ururururgroßvater Johann Friedrich Gerne zur Welt brachte, heiratete nie und wanderte später nach Griechenland aus wo sie 1840 in Chalkis starb. Sie lebte und arbeitete in verschiedenen Positionen am Hof des griechischen Königs Otto.


    Viele Grüße
    Thankmar

  • Hallo zusammen,


    meine Großmutter Blocher (väterlicherseits) hat als Büglerin gearbeitet, meine Großmutter Seeger (mütterlicherseits) hat mit ihrem Mann ein eigenes Tierheim gehabt.
    Nach meinen Unterlagen waren deren Mütter Hausfrau und Mutter


    Ich habe nichts von deren Tätigkeiten geerbt.


    Schönen Sonntag
    Helga57

  • Hallo zusammen,

    wanderte später nach Griechenland aus wo sie 1840 in Chalkis starb


    Das ist aber auch eine interessante Geschichte. Lebte Ihr Sohn denn mit ihr in Griechenland oder ließ sie ihn bei Verwandten zurück? Hatte er durch seine Mutter irgendwelche Vorteile, z. B. die Chance auf eine bessere Bildung?

    meine Großmutter Seeger (mütterlicherseits) hat mit ihrem Mann ein eigenes Tierheim gehabt.

    Konnten sie von dieser Tätigkeit leben? Oder muss ich mir unter Tierheim etwas anderes vorstellen als heute üblich? Damals hat man Tiere doch noch viel mehr als reine Nutztiere betrachtet?

  • Hallo zusammen.
    Da meine Großmutter(väterlich)sehr früh heiratete war sie "nur" Hausfrau und Mutter.Ihre Mutter aber führte als Gastwirtin das ungarische Gasthaus im Hafen von Triest.Die Mutter meines Großvaters(väterlich)war vor der Ehe Näherin.Die Mutter meiner Mutter war vor der Ehe in der Bäckerei der Eltern beschäftigt.
    LG
    Franz Josef

  • Hallo Franz-Josef,

    Ihre Mutter aber führte als Gastwirtin das ungarische Gasthaus im Hafen von Triest.

    Da fällt mir ein, dass eine Urururoma meines Mannes auch ein Gasthaus betrieb. Sie war um 1860 "Wirtspächterin beim Prenn". Gemeint ist der Brennwirt in Feld am (Brenn-) See, von dem der See auch seinen Namen bekam. Das ist praktisch bei Dir um die Ecke. Es handelt sich um Maria Anna Winkler * 1834 in Kamering + 1876 in Unterboden (Himmelberg) oo Josef Auer vlg. Hainz aus Kamering. (Eine Verbindung zum Kärntner Schriftsteller Joseph Winkler suche ich noch; es gab so viele Winklers in Kamering.)

  • Hallo Simone
    Das findest Du leicht.Du brauchst nur die Kirchenbücher von Kamering,Paternion und Zlan durchschauen.Die Bücher findest Du unter"Kirchenbücher online Kärnten"Du kannst die Bücher stundenlang durchsuchen ohne einen Cent dafür zu bezahlen.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Ich weiß nicht, ob mein Bericht in die Kategorie "Thema verfehlt" gehört, aber sei's drum ... :)


    Meine Urgroßmutter Louise Müller (1851-1911) kommt mit der Mutter als Kleinkind nach Berlin, heiratet 1880 und ist bereits 1885 Witwe mit zwei kleinen Kindern in bitterarmen Verhältnissen.
    Sie hat überall gearbeitet, wo sie "haushaltsnahe Dienstleistungen" bekam. So war sie also Wäscherin (in der Praxis hieß das: Wäsche abholen, daheim waschen und trocknen, zusammenlegen und wieder zurückbringen. Bezahlt wurde schlecht oder manchmal auch nicht ...), Plätterin (hochdeutsch: Büglerin), Putzhilfe und ähnliches.


    Ihre Tochter Frida Klinke (1883-1982, meine Großmutter mütterlicherseits), die in diesen Verhältnissen aufwuchs, wurde mit 13 1/2 Jahren aus der Schule entlassen, wegen "häuslichen Notstands". Klartext: sie muss ab sofort auch zum Unterhalt der Familie beitragen: als Kinder- und Hausmädchen in verschiedenen Haushalten. Mit 15 Jahren dann Haushaltshilfe in einer Bäckerei, dort kam bald auch das Austragen von "Frühstück" dazu. Die tägliche Praxis war: Um 5:00 aufstehen, dann Frühstück austragen, Arbeit in Haushalt und Bäckerei und schließlich so gegen 22 Uhr noch Tortenplatten u.ä. spülen. Danach hat sie angefangen, in der Industriefertigung zu arbeiten. Erst Packerin in einer kleinen Fabrik für 6 Mark/Woche. Dann hat sie bei der AEG Drahtwicklungen in Elektromotore eingebaut, immerhin nun schon für 12 Mark/Woche, Arbeitszeit von 7 bis 18 Uhr, 6 Tage in der Woche. Urlaub gab's nicht. Ab 1903 war sie dann als Spulenwicklerin bei Siemens tätig. Hier waren die Arbeitsbedingungen besser, tägliche Arbeitszeit "nur noch" 9 Stunden, Entlohnung besser. Dort hat sie bis zu ihrer Heirat 1911 gearbeitet.
    In Summa haben die beiden Frauen die Familie aus der größten Not in eine "normale" Situation gebracht, der ältere Bruder unserer Oma hat nur wenig dazu beigetragen.


    Und noch eine starke Frau bei unseren Berliner Vorfahren:
    Einer der Urururgroßväter (Johann Gottlieb Dix, 1778-1840) betrieb eine offensichtlich gut gehende Seilerei. Als er 1840 starb, übernahm seine zweite Frau (Charlotte Groeschke, 1790-1874) die Seilerei und führte sie viele Jahre sehr erfolgreich weiter. Erstaunlicherweise fand ich sie sogar als Mitglied der Berliner Seiler-Innung - als einzige Frau! Der Versuch, einem ihrer Söhne den Betrieb zu übergeben, ging schief. Sie hat ihm einen anderen Job besorgt, damit er die Seilerei nicht an die Wand fährt. Sie verkaufte die Seilerei kurz vor ihrem Tod.


    Vielleicht ist Berlin bezüglich der Arbeit von Frauen im 19. Jhdt. eine Ausnahme: Ich finde da bei vielen Frauen im Heiratseintrag auch eine Berufsbezeichnung, (fast) immer sind es "typisch weibliche" Tätigkeiten.
    Wenn man allerdings etwas kritischer nachdenkt, waren insbesondere die Frauen aus den unteren sozialen Schichten schon immer neben der Arbeit als Hausfrau und Erzieherin der Kinder auch berufstätig. Sie arbeiteten als Helferinnen auf dem Feld, im Weinberg, im Stall usw. - da aber meist nicht oder allenfalls geringfügig entlohnt.


    Nun ist das viel länger als gedacht und zu einer Eloge auf unsere weiblichen Vorfahren geworden. Ohne ihre Frauen hätten viele Männer nicht ihre Erfolge - welcher Art auch immer - erreichen können. Und das hat sich bis heute nur wenig geändert.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Simone,


    bei meinen Vorfahren war es so, dass die Frauen, die nicht aus der Landwirtschaft stammten, jeweils vor ihrer Heirat arbeiteten:
    - Dienstmädchen
    - Magd
    - Arbeiterin (Spinnerei)
    - Hausmädchen
    - Kindergärtnerin
    - Telefonistin
    - Aushilfe in Gastwirtschaft


    Nach der Heirat weiss ich nur von einer bezahlten Tätigkeit:
    - Versorgung von Kostgängern im Haus


    Liebe Grüße,
    Micha

  • Das ist aber auch eine interessante Geschichte. Lebte Ihr Sohn denn mit ihr in Griechenland oder ließ sie ihn bei Verwandten zurück? Hatte er durch seine Mutter irgendwelche Vorteile, z. B. die Chance auf eine bessere Bildung?


    Über den Werdegang von Eberhardine Gerne weiß ich nur aus den Cannstatter Kirchen- und Familienbüchern; Aufzeichnungen aus Griechenland habe ich leider keine. Der Sohn Johann Friedrich Gerne blieb in Deutschland bei seinen Verwandten und wurde, schlicht und ergreifend, Schreiner.


    Mir ist aber noch eine andere Vorfahrin eingefallen, deren Familie einige interessante Geschichten bereit hält: Meine Ururururgroßmutter Sophie Wilhelmine Kunath geb. Reymondon war eine Tochter des hugenottisch-stämmigen Kaufmanns Friedrich David Reymondon und der Bremer Kaufmannstochter Maria Koehne. Ihr einziger Bruder wanderte nach Mexiko aus. Da der Vater Friedrich David Reymondon sich mit seinem Weinhandel verkalkulierte und sich mit dem Ankauf einiger sächsischer Weinberge übernahm, musste er schließlich in die Insolvenz gehen. Für meine Vorfahrin Sophie Wilhelmine reichte es dann nur noch für die Ehe mit einem Dresdner Bortenmacher, meinem Ururururgroßvater Carl Eduard Kunath. Dieser starb allerdings sehr früh, also musste Sophie Wilhelmine mangels Geld das Posamentierer-Geschäft am Dresdner Altmarkt weiter führen bis ihr Sohn alt genug war, um es zu übernehmen. Meine Vorfahrin arbeitete aber auch danach weiter und bot in ihrem Haus am Dresdner Altmarkt eine Haushaltsschule für höhere Töchter an.


    Ihre Lebensgeschichte ist auch durch einige Zeitungsartikel aus der Zeit nachgewiesen, z.B. der Gläubiger-Ladung ihres Vaters Friedrich David Reymondon, der Hochzeitsverkündigung von Sophie Wilhelmine und Carl Eduard sowie der Anzeige zur Ausbildung höherer Töchter.


    Viele Grüße
    Thankmar

  • Hallo,
    meine Urgroßmutter väterlicherseits Frieda Emilie Neumann geb. Ludwig hatte einen
    "Dampf- Bettfedern- Reinigungs- Anstalt und Federn Verkauf"
    Dieses Geschäft hat sie fast bis zu ihrem Tod ausgeführt.


    Andere Ur- und Urur usw. Großmütter lebten in einem Haushalt mit Heimweberei und da mußte sowieso die ganze Familie beim weben bzw. bei den Hilfsarbeiten, die für die Weberei erforderlich waren mithelfen.
    Aber es gibt auch viele Frauen bei denen in der Heiratsurkunde "ohne Beruf" stand.


    lg
    Hannelore

  • Hallo Simone,


    ich hätte da auch nur
    Dienstmädchen
    Schneiderin
    Bürogehilfin


    anzubieten. Ansonsten in den Urkunden " ohne Gewerbe" oder " ohne Beruf".


    LG Gabi


    P.S. Hab noch einen vergessen: Expedientin (genaueres dazu steht bei Wikipedia)

    FN Grzegorzewski (die Adligen aus Polen)
    FN Gregorovius (Ost-und Westpreußen)
    FN Kreutz ( Berlin und ? )
    FN Dannehl (Magdeburg und Umgebung, Berlin)
    FN Ludwig (Pommern,Osternothafen)
    FN Werth (Rheinland,Aachener Umgebung,Berlin)

    Einmal editiert, zuletzt von Prellerovius ()

  • Ich muss sagen, es ist immer wieder interessant zu lesen, was der ein oder andere aus der Familienforschung zu berichten hat. Auch die Unterschiede der Frauen-Biographien, was Stadt (mit Industrie/Fabriken) und Land betrifft.


    Was ich irgendwie erschreckend finde ist, dass Mächen vom Lande bis in die 1950er-Jahre hinein kaum mal etwas anderes wurden als Gehilfin in der Landwirtschaft, Dienst- und/oder Kindermädchen, Köchin oder "mithelfende Familienangehörige". So auch die Schwestern meines Vaters, Jahrgang 1927 bis 1940. Das ist alles noch nicht so lange her.


    In einer Kirchenchronik fand ich kürzlich einige Kurz-Lebensläufe von Mädchen vom Lande bzw. aus der Gemeinde, die Nonnen geworden waren. Hier findet man - auch für vor 1900 geborene - viel öfter Hinweise auf den Besuch einer Realschule, ja sogar Studium oder aber die Befähigung dazu, Tätgkeit als Bibliothekarin oder Lehrerin... Einige von den Mädchen verschlug es nach China, Nord- und Südamerika.


    So viel verschenktes Potenzial!

  • Hallo zusammen
    Als ich meinen Beruf in den 60ziger Jahren erlernte (ich lernte Wekzeugmacher und musste vor kurzem feststellen,dass dieser Beruf sozusagen ausgestorben ist) waren die Mädchen vom Lande arm dran.Das kam daher, dass viele Väter eine kleine Landwirtschaft hatten.Sie selbst gingen in die Stadt arbeiten weil sie mit der Landwirtschaft nicht genug verdienten.Die Ehefrau und die Mädchen mussten dann daheim die Landwirtschaft betreiben.Damals kam auch der Ruf auf,dass die Mädchen ja auch die Männerberufe erlernen könnten.
    Ehrlich gestanden ich konnte mir damals nicht vorstellen wie ein Mädchen z.B. Schlosser,Stahlbauschlosser,Bauschlosser oder Werkzeugmacher sein könnte. Das kleinste Werkzeug welches ich baute war 20 Dekagramm schwer und das grösste 4,5 Tonnen.Na ja es gab ja doch einige Berufe wie z.B. Maler oder Mechaniker wo sie sich dann austoben konnten.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Hallo Simone,


    meine Großeltern haben das Tierheim "nebenbei" gehabt. Dort waren - nach Erzählung meiner
    ältesten Schwester - nur Hunde aller Rassen. Das war in den 1950-1970 Jahren
    Mein Großvater hat bei den Wesselswerken (Porzellanfabrik) hier in Bonn gearbeitet. Er war von Beruf Steingutgießer.


    LG
    Helga57

  • Hallo Simone,


    zusätzlich zu den bereits genannten Berufen/Tätigkeiten kann ich noch "Fabrikarbeiterin" ergänzen. Die Angabe bezieht sich auf Schwenningen a.N aus dem Jahr 1926.
    Liebe Grüße
    Dieter