Altersberechnungen in Sterbe-/Heiratsurkunden 19. Jhd - Erfahrungen?

  • Hallo zusammen,


    ich steige nach und nach weiter ein - und nun laufen mir tw. Quellen über den Weg, die vollständig für einen Ort scheinen (komplette Kirchenbücher über mehrere Jahrzehnte / komplette Standesamturkunden nach Einführung 1871) und so in kleineren Orten ja "alles"/"alle" findbar sein müssten.


    Es geht mir nun nicht um einen speziellen Fall/eine Suche meinerseits, sondern wie ihr grundsätzlich damit umgeht / was eure Erfahrungen sind: sind Altersangaben in Sterbeurkunden korrekt / genau zu nehmen? Beispiel: Alter "50 Jahre" angegeben bei Todesurkunde des Standesamts: War die Person wirklich genau 50 oder kann es auch "naja, auf jeden Fall mal so über 50" heißen?

    Wie ist es bei Heiraten? Da steht ja häufig das Alter in (evangelischen) Kirchenbüchern. Ist das sicher? Oder kann das auch mal jemand "korrigiert" haben, z.b. für eine zweite Ehe, bei einem Umzug und dann wusste es keiner mehr oder so? Ich habe hier mal Abweichungen um 5 Jahre des Geburtsjahres möglicherweise zwischen erster und zweiter Verheiratung (also alle anderen Daten / Namen passen, aber das angegebene Alter ist um 5 Jahre anders, bei mehreren Vornamen dann ja auch unwahrscheinlich dass es ein Geschwister ist).


    Ich suche hier gerade ca. Mitte des 19. Jhds, genau eben im Wechsel zwischen Kirchenbüchern (erste Hälfte 19. Jhd./Geburten und ggf. Hochzeiten) und Standesamtsurkunden (ab ca. 1871/Sterbedaten dieser Personen) - und dies in Preußen. Aber die Problematik stelle ich mir unabhängig vom konkreten Ort vor.


    Ich hoffe das ist das richtige Forum dazu - wollte mal hören wie ihr damit umgeht, welche Erfahrungen ihr mit diesen Altersangaben gemacht habt (insbesondere wenn sie so "schön rund" sind, also mit 50 gestorben oder so) anstelle von einem angegebenen Datum. Freue mich auf den Austausch!

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    Viele Grüße von Ramona!


    Suche in NIEDERSCHLESIEN unter anderem (dzt. v.a. 19. Jhd.):

    ehem. Bezirk Liegnitz / tw. nahe Görlitz: QUEIßER/SCHUBERT (in Nieder-/Ober-Linda, noch Mitte 20. Jhd. gesucht), LACHMANN (in Waldau/Haidewaldau), und PRAUSE, GOLDAMMER, BEYER

    ehem. Bezirk Breslau: BRESLAU und Umgebung: BANKE, LEISNER, GOTTHARDT

  • Hallo MonaColonia,


    vor Jahren gab es zu dem Thema mal eine Umfrage nach der größten Abweichung zwischen dem aus dem Sterbeeintrag errechneten Geburtsjahr und dem korrekten Datum. Abweichungen von 5 Jahren waren in Kirchenbüchern keine Seltenheit; auch 10 Jahre kamen vor. Kam der Verstorbene aus einem anderen Ort und hatte der Pfarrer keine Möglichkeit, mal eben in den alten KB nachzuschauen, steigt das Risiko von falschen Angaben.


    Ich persönlich schreibe bei errechneten Daten immer "um [Jahr]" und suche in den KB meistens im Zeitraum +/- 5 Jahre.


    Ich denke, dass es auch in den ersten Jahren nach Einführung der Personenstandsregister (in Preußen um 1875, im Rheinland wegen der französischen Besatzung früher ab etwa 1800) noch Ungenauigkeiten gab, da nicht alle Angaben verifiziert werden konnten, aber dass es mit der Zeit genauer wurde.

  • Guten Morgen!

    Gestorben: Alter 50. Jahr. Hier schreibe ich um.......

    Bei Alter 50 Jahre, 3 Mon. 3 Tage erscheint bei mir: err. (errechnet.) Errechnet ist oft ziemlich genau! Abweichung + - 2-4 Tage. Allerdings hatte man es nicht so mit den Namen bei mir: * Catharina Elisabeth, oo und + Catharina Maria, oder *Johann Andreas Christian, oo Johann Andreas Daniel (Alter 29 Jahre kommt mit dem Geburtsjahr von Johann Andreas Christian hin) + Andreas Christian usw. usw. Ehe 1783: Doppelhochzeit: Schwestern oo Brüder. Durch die Kinder und den Sterbeeintrag kam heraus: Die Frauen wurden bei der 00 getauscht. Bei den Kindern hatte ich Glück, weil der Name der Mutter vermerkt war.

  • Sterbeurkunden sind für das Geburtsdatum nur Sekundärquellen. Das gilt natürlich auch für die Eheschließungen. So sollte man sie auch behandeln. Die Bezeichnung "um", wie louisa schreibt, trifft es gut.

    Gruß

    Sanalleikki

  • Hallo,


    hab bei meinen Berliner Leuten auch Abweichungen bis zu 5 Jahren zwischen Heirat- und Sterbeeinträgen.


    LG Gabi

    FN Grzegorzewski (die Adligen aus Polen)
    FN Gregorovius (Ost-und Westpreußen)
    FN Kreutz ( Berlin und ? )
    FN Dannehl (Magdeburg und Umgebung, Berlin)
    FN Ludwig (Pommern,Osternothafen)
    FN Werth (Rheinland,Aachener Umgebung,Berlin)

  • Hallo MonaColonia,

    ich kann das Obige nur bestätigen, gerade bei den Sterbedaten wurden häufiger die Anverwandten gefragt, die es auch nicht immer genau wussten genausowenig wie den Geburtsort, mein Ururgroßvater wurde so sogar vom Standesamt 1878 als 97jährig bezeichnet und irgendwo aus dem Würtembergischen als Geburtsort angegeben. Ich bin aber zufällig in Besitz der Geburtsunterlagen und er wurde "nur" 90 Jahre alt und kam aus Pyrbaum / Oberpfalz....Er lebte zwar in Westpreußen an Orten mit würtembergischen Einwanderern, war aber selbst keiner....
    Liebe Grüße

    Jutta

    Es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen,
    nicht das Besitzen, sondern das Erwerben,
    nicht das Dasein, sondern das Hinkommen,
    was den größten Genuss gewährt.

    Carl Friedrich Gauß


    Suche FN Wittmann und Angeheiratete-FN Hoffmann/ Oberschlesien-FN Naujock /Ostpreußen

    Dauersuche Geburt Marianna ( Maria) Barbara Olschewski ca 1798 im Raum Dirschau

  • Hallo zusammen,


    interessante Hinweise, danke! Ich knapse für mich eher daran auszuschließen dass es eine andere Person mit komplett gleichem Namen im gleichen Ort zur ähnlichen Zeit gab. Nachdem ich schon mal Kirchenbücher (aus dem 19. Jhd.) für ein paar Jahre als Fotos durchgeblättert habe, habe ich das Gefühl es gab nur ca. 5 Vornamen die rotiert wurden 😊


    Ist ein “es muss ja was geben und wenn es das beste ist was man findet, dann wird es schon die richtige Person sein” ausreichend?


    Ich bin insbesondere beim Alter unsicher als es um eine Geburt, Heirat, zweite Heirat, Tod im gleichen Ort geht. Aber dennoch könnte da natürlich mal eine Unsicherheit entstehen auch wenn ich sie nicht nachvollziehen kann. Da ich im gleichen Ort suche, wo ich die Bücher komplett “durchlesen” kann bei Ancestry/Familysearch, ist für mich eher die Frage wann ich eine Urkunde als zu dieser Person gehörig akzeptiere und ob es einen berechtigten Grund gäbe eine Geburtsurkunde nicht zu der Person zu zählen, wenn

    1. Ort wie in der Sterbeurkunde angegeben ist
    2. Eltern wie dort angegeben
    3. Name wie dort angegeben
    4. alle Unterlagen aus dem Zeitraum in dem Ort vorhanden und durchgelesen werden können


    Danke auch für die Hinweise mit dem „errechnet“ zu vermerken, da werde ich auch noch mehr drauf achten. Und mich bei +/- 5 Jahren erst mal nicht weiter wundern 😊


    Viele Grüße, Ramona

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    Viele Grüße von Ramona!


    Suche in NIEDERSCHLESIEN unter anderem (dzt. v.a. 19. Jhd.):

    ehem. Bezirk Liegnitz / tw. nahe Görlitz: QUEIßER/SCHUBERT (in Nieder-/Ober-Linda, noch Mitte 20. Jhd. gesucht), LACHMANN (in Waldau/Haidewaldau), und PRAUSE, GOLDAMMER, BEYER

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  • Hallo Ramona,


    ja, es gibt leider so Ort und Familiennamen, die einen wahnsinnig machen können. Wenn ich soetwas aufdrösel(n muss), dann arbeite ich mit Word und erfasse - zumindest für einen gewissen Zeitraum - ALLE Einträge zu einem Namen.


    Diese liste ich dann zeitlich geordnet nacht Heiraten auf. Darunter die Kinder mit Paten, alle Namen zusätzlich exakt so wie sie im KB geschrieben werden , evtl. Links zu den Online-Quellen usw. Also alle Daten und alles, was zur Klärung hilft, so "naturgetreu" wie möglich.


    Dieses Schema findet man auch in Ortsfamilienbüchern und die Arbeit mit Word hat den Vorteil, dass man alle Daten auf einen Blick hat, mehrere Familien auf einem Blatt untereinander und somit besser Zusammenhänge erkennnen kann - während man bei einer Genealogie-Software erst die Person anklicken muss und dann nur Details für die eine sieht.


    Außerdem kann man in Word auch Personen farblich markieren, z. B. das Kind, das dann weiter unten als Bräutigam wieder auftaucht.


    Oft mühsam und zeitaufwändig, aber was tut man nicht alles... Das sieht dann grob etwa so aus:


    Henrich Krull oo Elisabeth Heerdemerten

    oo Oktober 1669 – TZ: Geerke Lang, Arndt Krull

    http://data.matricula-online.e…0904/KB001-02-Mths/?pg=65

    ~ 12.10.1670 Anna Catharina in Bühne – P: Catharina Möller, Arndt Krull

    ~ 25.11.1672 Anna Elisabetha – P: Eva Butterwegge, Henrich Heerdemerten

    Tod http://data.matricula-online.e…904/KB002-06-Mths/?pg=213

  • Hallo Simone,

    noch besser geht es mit einer Excel- Datei, damit kann man dann gleich nach verschiedenen Kriterien sortieren .
    Liebe Grüße
    Jutta

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    Carl Friedrich Gauß


    Suche FN Wittmann und Angeheiratete-FN Hoffmann/ Oberschlesien-FN Naujock /Ostpreußen

    Dauersuche Geburt Marianna ( Maria) Barbara Olschewski ca 1798 im Raum Dirschau