TIPP: Die hannoversche "Welfenlegion" des abgesetzten Königs Georg V. (zwischen1866 und ca. 1870)

  • Meine WOLTERSDORF-Vorfahren stammen aus der Altmark und der Region um Branschweig bzw. Wolfsburg. Erstaunt war ich, als ich bei GeneaNet einen männlichen Vorfahren entdeckte, der in Frankreich lebte und verstarb. Meine Nachforschungen ergaben, dass er sich um 1866 für die Welfenlegion anwerben ließ und heimlich seiner Heimat den Rücken kehrte. Erste Etappe war Arnheim. Von dort ging es in die Schweiz (Raum Basel) und schließlich nach Frankreich (Nogent, Troyes, Romilly u.a.)


    Im Vorjahr erhielt ich einen Hinweis auf eine französische Autorin, die über meinen Vorfahren ein kleines Buch geschrieben haben solle. Diese seltene Chance dankbar ergreifend (aber leider ohne franz. Sprachkenntnisse) versuchte ich ihre Adresse zu ermitteln. Das gelang mir recht schnell und es stellte sich heraus, dass sie eine Urur-Enkelin des Legionärs ist. Somit war mir klar, dass ich mich nun eingehender mit dieser "Geheimarmee" gegen Preussen befassen sollte. Unsere Kommunikation klappt ganz gut - dank Übersetzer-Software.


    Einige Fakten um die Legion: In der Schweiz (Basel) befanden sich höchstens 700 Soldaten und Unteroffiziere. Unauffällig und in Zivil. Die Offiziere sammelten sich in Paris. Bei Auflösung der Formation, soll die Kopfstärke maximal 2000 betragen haben. Das schreibt 1870 der schweizerische Bundesoberst Wilhelm Rüstow. Vor ihrem Abmarsch von der Schweiz nach Frankreich, erhielten die Soldaten österreichische Pässe. Der hannoversche Offizier Adolph von Tschirschnitz war für die Organisation in der Schweiz tätig. Er ertstellte eine ca. 450 Namen umfassende Liste, die leider keine weiteren Angaben über die Herkunft der Freiwilligen macht. (HStA Hannover/archinsys).


    Nur ein kleiner Teil der Legionäre traute den preussischen Amnestie-Zusagen und kehrte in die Heimat zurück. Einige fanden in Frankreich ein Auskommen und gründeten Familien. Ihr einziger "Kampfeinsatz" fand übrigens im Nordosten von Frankreich statt. Dort herrschte eine Maikäferplage und die Bauern waren froh über jeden Helfer. Sicher auch einige junge Französinnen. ;)


    Den nun entlassenen und mittellosen jungen Männer wurde eine Abfindung und Reisegeld zugesagt. Der verantwortliche hannoversche Kammerherr v. Malortie (er vertrat in Paris die Interessen von Georg V.) verwendete aber ein Teil des Geldes für andere Zwecke. So scharte sich eine Gruppe von etwa 200 Männern um den redegewandten Leutnant Schwarz, der sich für diese jungen Männer einsetzte. Nachdem auch er vom Kammerherrn v. Malortie kein Geld bekam, wandte er sich direkt an die französischen Beamten und Diplomaten.


    Die Folge war die Gründung einer hannoversche Kompanie, die der regulären französischen Armee angegliedert wurde. Diese Kompanie wurde jetzt standardmäíg ausgerüstet und relativ bald nach Algerien verschifft. Dort hielt sie sich für weitere Aufgaben bereit. Sie weigerten sich aber, in den dort stattfindenden Kämpfen eingesetzt zu werden. Der französische Kompanie-Chef bestätigte die Ehrenhafrigkeit dieser Forderung. Folge war die Auflösung der Formation, ohne nachteilige Folgen für die Soldaten. Sie kehrten nach Europa zurück. Einige fanden aber in Algerien ein Auskommen oder traten in die Fremdenlegion über.


    Wer sich von diesen Thema angesprochen fühlt, dem bietet sich hier noch ein lohnendes Projekt. Ich bin leider schon, bis über beide Ohren, eingedeckt. Natürlich beantworte ich hier gerne Fragen. :thumbup:


    Burkhard Woktersdorf