Irritation bei einer Abkürzung

  • Ich kann eine eigentlich einfache Abkürzung nicht interpretieren.

    In einem Geburtseintrag von 1752 steht beim Vater die Angabe „Schulth[eiß] S.“ (s. Bild -1). Das S. könnte natürlich - wie sehr oft - für Sohn stehen.

    Bei seinem Vater wiederum steht ebenfalls „Schulth[eiß] S.“ (s. Bild -2, aus dem Familien-Register des Ortes)).

    Und das findet sich auch bei dessen Vater (s. Bild -3, auch das aus dem Familien-Register).

    Diese Wiederholung und - wenn es tatsächlich Sohn bedeutet - dieser mehrfache Rückbezug auf die vorhergehende Generation irritiert mich, erscheint mir zumindest sehr ungewöhnlich.

    Wie seht ihr das?

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Henriette,


    nee, der erste Eintrag (wo mir das 'Problem' aufgefallen ist) ist der Geburtseintrag einer Tochter, anno 1752. Sie ist das erste von 11 Kindern.

    Bei Einträgen in den Familienregistern habe ich noch nie solche Hinweise wie 'selig', 'weiland', 'gewesenen' gesehen. Da stehen ja Daten, die immer erst nach dem Tod der jeweiligen Person zusammengestellt wurden.


    Vielleicht ist es doch die übliche Abkürzung für Sohn, wenn denn der Schultheiß der vorhergehenden Generation eine besonders geachtete Persönlichkeit war ... ???

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo,

    Steht dieses S: auch bei anderen Familien? Oder nur bei dem Schultheiß?

    Gute Frage! Spontane Antwort: "ääh ... , nööö ??"


    Inzwischen bin ich dem mal gefolgt und habe das FamRegister durchgeblättert - mühselig, aber ich denke ich habe die Lösung gefunden.


    Diese Familie Wagner ist sehr zahlreich und dort habe ich mehrfach diese Rückbeziehung auf den Vater gefunden. Neben dem Schultheiß aus meiner Frage fand ich mehrfach "Dicken Sohn", "des dicken Hans Sohn" (auch mit ausgeschriebenem 'Sohn', der Vater wird "der dicke Bauer" bezeichnet), "Mühlherrs S." (Vater ist 'Mühlherr', nicht Müller, die gibt es mehrfach), "Würths Sohn", und noch ein paar mehr.
    Anscheinend wurden Söhne von besonders angesehenen oder "auffälligen" Vätern zur leichteren Unterscheidung als 'Sohn von ...' bezeichnet. Im Register sind über 170 Familien Wagner aufgeführt! Bei vergleichsweise seltenen FN habe ich das bisher nicht gesehen.
    In dem Ort gibt es noch andere besonders häufige FN, ich werde auch die noch mal etwas durchblättern, um meine Hypothese zu stützen.
    Auch muss ich - dann aber gezielt - in den einzelnen Tauf-, Trau-, Sterbeeinträgen mal nach solchen Rückbezügen schauen. Ich kann mir vorstellen, dass es verschwand, wenn die Person selber einen angesehenen Platz in der Gemeinde gefunden hatte.

    Ich danke euch sehr, ihr habt mir geholfen!
    Nu' kann ick wieda schlafen.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Jörg,


    nur mal so nebenbei: Schön, Dein Berliner Dialekt - bitte öfter mal............(schmunzel).

    Und wer dit denn nich lesen kann - ick kann dit übersetzen..............


    LG Gabi

    FN Grzegorzewski (die Adligen aus Polen)
    FN Gregorovius (Ost-und Westpreußen)
    FN Kreutz ( Berlin und ? )
    FN Dannehl (Magdeburg und Umgebung, Berlin)
    FN Ludwig (Pommern,Osternothafen)
    FN Werth (Rheinland,Aachener Umgebung,Berlin)

  • Hallo,

    wenn das S bei anderen "Bessereren" Familien steht könnte das Schulz Schöppe Bauer sein.

    Gruß Rüdiger





    • Zitat

      " In Rom Athen und bei den Lappen / Da kennt man jeden Winkel aus / Dieweilen wir im Dunkel tappen / Daheim im eignen Vaterhaus "

  • Hallo Rüdiger,


    Dank für den Hinweis! Schöppen gibt es mehrfach bei meinen Vorfahren, aber das ist immer ausgeschrieben. Was natürlich nicht heißt, dass Abkürzungen dafür nicht möglich sind.

    Da aber neben den "S." auch ausgeschrieben "Sohn" auftaucht und z.B. bei dem von mir erwähnten 'dicken Bauer' bzw. 'dicken Hans' bei mehreren Kindern das S. bzw auch das Sohn erscheint (und er außer dem Übergewicht keine auffallende Person ist), halte ich meine interpretation weiterhin für die wahrscheinlichste.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)