Lesehilfe Kirchenbuch 1813

  • Moin,

    ich brauche mal wieder Hilfe bei der Entzifferung eines unleserlichen Kirchenbucheintrags (Beerdigungen Kirchlengern 1813):



    Ich kann lesen:


    Starben

    beide

    zu Wesel

    auf der Festung

    ...


    Kann jemand aus den unteren Zeilen etwas machen? Könnte auch Französisch sein (Wesel wie Kirchlengern waren 1813 noch französisch).



    Dank und Grüße
    Paul

  • Leider etwas wenig Angaben Wer starb da oder war gestorben? Welches Alter? Sonstige Umstände.

    Und der Vergleichstext ist auch etwas dürftig.


    Freundliche Grüße


    Thomas

  • Hallo.


    Sorry, hier etwas Background: Es starben Colon Johann Hermann Fischer, 41 J. und Colon Peter Heinrich Ebmeier, 30 J. Beide stammten aus Kirchlengern (Nr. 50 und Nr. 28), das damals zum französischen Kaiserreich gehörte; die Festung Wesel, etwa 150 km südwestlich gelegen, ebenso. Die beiden Männer starben am 11. und am 22.2. in Wesel; es handelt sich also um eine Meldung aus Wesel, die in Kirchlengern im Kirchenbuch eingetragen wurde.


    Die Festung war damals noch fest in französicher Hand, soweit ich weiß. Erst 1814 ging sie an Preußen. Die beiden Kirchlengeraner könnten Soldaten der französischen Armee sein, die die Festung ausbauten/dort Dienst taten, oder Fahnenflüchtige der Grande Armée sein, die in Wesel inhaftiert waren (das war zumindest einige Jahre früher noch üblich). Oder sie waren zufällig dort, was eher unwahrscheinlich ist. Ich erhoffe mir, dass der Zusatz im obigen Schriftauschnitt darüber Hinweise liefert.


    Hier noch ein größerer Auschnitt:



    Links die Namen untereinander (bei Ebmeier: [geb.] zu Eilshausen), dann die Todesursache (eben obiger Ausschnitt), dann Alter und Eltern (fehlt bei Fischer).


    Wenn ich es so sehe, dann kommt es mir nicht unwahrscheinlich vor, dass der fragliche Abschnitt französisch ist, sowas wie des l'entre ... diers.; aber etwas sinnvolles kann ich da auch nicht draus machen.


    Der tragischen Vollständigkeit halber: Der Fischer ist mein direkter Ahn. Die Nachricht seines Todes scheint zuhause schwere Auswirkungen gehabt zu haben: Am 26.2. sterben sowohl seine Frau als auch seine Tochter (an Fleckfieber)...


    Grüße und Dank

    Paul

  • Hallo,


    "als contre-bandiers" ( = Schmuggler ) ?


    Dazu http://rheinische-geschichte.l…o/57ab23d29508f8.06009224 Zitat:

    An­ders sah es rechts­rhei­nisch aus. Hier wirk­te sich die Ver­le­gung des Zolls an den Rhein fa­tal aus, denn die Un­ter­neh­mer ver­lo­ren ei­nen Gro­ß­teil ih­res be­ste­hen­den Ab­satz­mark­tes. Der Rhein wur­de zur streng be­wach­ten Zoll­gren­ze. Die Ab­sper­rung hat­te ei­nen schwung­haf­ten Schmug­gel zur Fol­ge, ei­ge­ne Doua­ne­ge­rich­te ent­stan­den in We­sel, Köln, Mainz und 1812 auch im Gro­ßher­zog­tum Berg. Seit 1806 führ­te Na­po­le­on mit der Ver­hän­gung der Kon­ti­nen­tal­sper­re ei­nen Wirt­schafts­krieg. Er­neut wur­de da­durch vor al­lem das rechts­rhei­ni­sche Ge­biet be­trof­fen. Der Nie­der­gang der ber­gi­schen Wirt­schaft führ­te 1813 zum Auf­stand der so ge­nann­ten Knüp­pel­rus­sen, der ein­zi­gen schwe­ren Re­vol­te ge­gen die fran­zö­si­sche Herr­schaft am Rhein.

    Und: https://books.google.de/books?…C3%A4ngnis%201813&f=false

    Noch besser: http://www.lipka-online.de/kort/1811-douaniers.pdf S. 31 ( 30)


    Grüße


    Thomas

  • Hi,

    ja, mit ein bisschen Fantasie könnte das sein! Und es macht Sinn: Die Grenze des Empire (zum Königreich Westphalen) war nur wenige Kilometer entfernt. Spannend! Vielleicht findet sich in Wesel (oder im Landesarchiv) ja sogar noch ein Äktchen. Ich lese mich mal ein. Vielen Dank!

    Paul